Richtig heizen und dabei sparen - mit 10 effektiven Tipps
Wie viel spart man durch richtiges Heizen?
Viele Faktoren beeinflussen das Sparpotenzial beim Heizen. Denn hier kommt es nicht nur darauf an, welche Raumtemperatur erreicht werden soll, sondern auch, welche Außentemperatur herrscht, wie die Räume gedämmt sind, ob die Heizkörper von großen Möbeln verdeckt werden oder ob mit einer Öl- oder Gasheizung geheizt wird. Trotzdem lässt sich das mögliche Sparpotenzial auf einen Satz herunterbrechen: Ein Grad weniger bei der Raumtemperatur spart sechs Prozent beim Energieverbrauch. Das Ganze lässt sich natürlich auch exakter mit einer Formel berechnen.
Unser Beispiel bezieht sich auf einen unsanierten Altbau mit Erdgasheizung und jährlichen Heizkosten von 2600 Euro. Um das Sparpotenzial zu berechnen, benötigen Sie noch die gewünschte Raumtemperatur und die durchschnittliche Außentemperatur während der jährlichen Heizperiode. Hier geht man von ungefähr sechs Grad Celsius aus. Wollen Sie wissen, wie viel Sie sparen, wenn Sie die Raumtemperatur um ein Grad – also beispielsweise von vorher 21 Grad auf 20 Grad – senken, rechnen Sie wie folgt:
1 : (vorherige Raumtemperatur – durchschnittliche Außentemperatur) x 100 = Sparpotenzial in Prozent
In unserem Beispiel sieht die Rechnung folgendermaßen aus:
1 : (21 – 6) x 100 = 6,66 %
Reduzieren Sie die Raumtemperatur um zwei Grad, erhöht sich auch das Sparpotenzial:
2 : (21 – 6 ) x 100 = 13,33 %
Nun müssen Sie nur noch errechnen, wie viel Euro Sie einsparen können. Dafür rechnen Sie 6,66 Prozent beziehungsweise 13,33 Prozent von – in unserem Beispiel – 2600 Euro Heizkosten im Jahr. Das ergibt eine mögliche Ersparnis von 173,16 Euro beziehungsweise 346,58 Euro.
Was ist die richtige Raumtemperatur?
Auch wenn sich das Sparpotenzial durch jedes Grad weniger erhöht, ist es nicht immer sinnvoll, die Raumtemperatur zu senken, denn falsches Heizen kann zu Schimmelbildung durch zu hohe Luftfeuchtigkeit führen. Außerdem begünstigen falsche Temperaturen Unwohlsein und verschiedene Krankheiten wie Erkältungen. Das Umweltbundesamt empfiehlt eine Raumtemperatur im Wohnbereich von nicht mehr als 20 Grad, sofern dies als behaglich empfunden wird. In der Küche liegt die Empfehlung bei 18 Grad und im Schlafzimmer bei 17 Grad. Beträgt die Raumtemperatur über längere Zeit weniger als 16 bis 18 Grad, erhöht sich die Schimmelgefahr. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber zur richtigen Raumtemperatur.
Wichtig zu wissen: Expert:innen raten davon ab, die Heizung immer wieder an- und auszuschalten. Denn das ständige Takten – so lautet der Fachbegriff für das Hoch- und Runterfahren eines Heizkessels – führt auf Dauer zu Verschleißerscheinungen und häufig auch zu einem frühzeitigen Defekt. Das Herunterdrehen des Thermostats hingegen ist relativ unbedenklich. Wer einen modernen Wärmeerzeuger hat, der muss erst gar nicht zum Thermostat greifen. Es reicht stattdessen, einfach die „Nachtabsenkung“-Funktion am Kessel zu aktivieren.
So stellen Sie die Heizung sparsam per Thermostat ein
Mit den richtigen Thermostateinstellungen in jedem Raum können Sie Energie und Heizkosten sparen. Dabei ist zu beachten, dass die Temperatureinstellungen insgesamt konstant gehalten werden sollten. In vielen Haushalten sind jedoch noch Thermostate ohne digitale Anzeige der Raumtemperatur verbaut, auf denen sich lediglich Stufen von eins bis fünf per Drehbewegung einstellen lassen. Um die optimale Raumtemperatur einstellen zu können, müssen Sie also wissen, welche Stufe für welche Temperatur steht:
Stufe 5: circa 28 Grad
Stufe 4: circa 24 Grad
Stufe 3: circa 20 Grad
Stufe 2: circa 16 Grad
Stufe 1: circa 12 Grad
Sternchen/Schneeflocke: Frostschutz – die Heizung springt auf dieser Stufe an kalten Wintertagen automatisch an, wenn die Temperatur im Raum unter 6 Grad sinkt.
Sonne: Ideale Wohnraumtemperatur – die Heizung wird automatisch auf die empfohlene Temperatur von 20 Grad reguliert.
Halbmond: Nachtabsenkung – die Heizung wird automatisch auf 14 Grad reguliert.
Die Striche zwischen den Ziffern stellen eine Abstufung der Temperaturen dar. Ein Strich entspricht jeweils ungefähr einem Grad. Wenn Sie Ihre Heizung also sparsam einstellen möchten und noch einen alten Thermostat haben, könnten Sie beispielsweise in der Küche von Stufe 3 auf einen der mittleren Striche auf der Stufe-2-Skala runterdrehen. Einfacher geht es natürlich mit smarten Thermostaten. Sie lassen sich über das digitale Display sehr exakt und einfach einstellen – und sogar per App von unterwegs steuern.
Weitere Informationen und Tipps erhalten Sie in unserem Ratgeber „Thermostat richtig einstellen“.
Richtig heizen mit unseren 10 effektiven Tipps
Die Raumtemperatur um ein Grad zu senken reduziert die Heizkosten besonders effizient. Es gibt aber noch weitere Möglichkeiten, wie Sie richtig heizen und dabei Energie sparen können:
1. Über einen Heizungstausch nachdenken
Wie oben bereits erwähnt, kann es einen großen Unterschied machen, ob man mit Gas, Öl, Fernwärme oder einer Wärmepumpe heizt, denn die verschiedenen Energieträger unterscheiden sich nicht nur preislich, sondern auch in ihrer Klimafreundlichkeit. Wer sparen und der Umwelt etwas Gutes tun will, sollte über einen Heizungstausch nachdenken. Wärmepumpen haben den höchsten Wirkungsgrad, das heißt, sie wandeln am effizientesten die zugeführte Energie in Wärme um. Gut zu wissen: Mit dem Inkrafttreten des geänderten Gebäudeenergiegesetzes (GEG) am 1. Januar 2024 ist der Umstieg auf mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien beim Einbau einer neuen Heizung grundsätzlich verpflichtend. Für bestehende Gebäude gilt allerdings eine Übergangsfrist.
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2. Hydraulischen Abgleich vornehmen
Durch den hydraulischen Abgleich ihrer Heizungsanlage können Hausbesitzer:innen zehn bis 15 Prozent Heizenergie sparen. Was steckt dahinter? Da sich das Wasser den einfachsten Weg sucht, werden zunächst die Heizkörper, die am nächsten am Heizkessel platziert sind, mit heißem Wasser versorgt. Erst wenn die Räume nahe der Wärmequelle bereits die eingestellte Temperatur erreicht haben und sich die dortigen Thermostatventile schließen, steht ausreichend heißes Wasser für die weiter hinten in der Reihe angeschlossenen Heizkörper zur Verfügung. Beim hydraulischen Abgleich wird der Heißwasserzufluss reguliert, damit überall im Haus oder der Wohnung die richtige Menge an Heizwasser für die einzelnen Heizkörper ankommt. So werden alle Räume gleichmäßig und energiesparend beheizt. Mehr Infos gibt es in unserem Ratgeber „Heizenergie sparen mit dem hydraulischen Abgleich“.
3. Regelmäßig die Heizkörper entlüften
Nach dem Sommer hat sich manchmal Luft in den Heizkörpern gesammelt, das ist völlig normal. Wenn die Heizkörper gluckern oder nicht mehr auf der ganzen Fläche warm werden, sollten sie entlüftet und in die Heizung gegebenenfalls Wasser nachgefüllt werden. Nur so kann sie effizient und energiesparend arbeiten. Mit unserer Schritt-für Schritt-Anleitung zum Entlüften der Heizung können Sie das Problem schnell beheben.
4. Wand hinter dem Heizkörper dämmen
Häufig sind Altbauten nicht gut gedämmt, und die Wärme entweicht über die Außenwände. Um zu vermeiden, dass ein Großteil der Wärme verloren geht, ist es sinnvoll, hinter den Heizkörpern eine Isolierung anzubringen. So wird die Wärme in den Raum und nicht nach draußen abgegeben. Entsprechende Dämmmatten mit und ohne Aluminiumbeschichtung gibt es im Baumarkt. Verlieren Räume besonders viel Wärme, ist es sinnvoll, über eine großflächige Dämmung im Zuge einer energetischen Sanierung nachzudenken. Mehr dazu in unserem Ratgeber „Wärmedämmung von innen“.
5. Zugige Fenster und freiliegende Heizungsrohre abdichten
Nicht nur über die Außenwände, auch über undichte Fenster und Türen geht viel Wärme verloren. Profildichtungen oder Dichtungsbürsten aus dem Baumarkt lassen sich mit etwas Geschick leicht selbst installieren und reduzieren den Wärmeverlust. Aber auch hier ergibt es langfristig mehr Sinn, die defekten Fenster und Türen auszutauschen. Gut zu wissen: Auch über ungedämmte Heizungsrohre (etwa im Keller) geht viel Wärme verloren. Solche Rohre lassen sich leicht mit Isolierschläuchen aus dem Baumarkt dämmen. Wie Sie undichte Fenster frühzeitig erkennen, erklären wir in unserem Ratgeber „Fenster und Türen abdichten“.
6. Heizkörper nicht verdecken
Richtig heizen geht am besten, wenn die Heizkörper nicht von Heizkörperverkleidungen oder Möbeln wie Sofas und Kommoden, aber auch von Gardinen oder Vorhängen verdeckt werden. Auf diese Weise kann sich die Wärme besser im Raum verteilen, und die Heizung arbeitet nicht mehr als notwendig. So wird keine Energie verschwendet. Sie sollten die Heizkörper zudem regelmäßig abstauben – auch zwischen den Lamellen beziehungsweise von innen, so gut es eben geht. Denn auch Staubablagerungen mindern die Heizleistung.
7. Intelligente Thermostate installieren
Intelligente Thermostate lassen sich vorab darauf einstellen, wann genau in welchem Raum welche Temperatur herrschen soll. Beispielsweise ist es dann morgens beim Aufstehen schon gemütlich warm im Badezimmer, während die Heizung tagsüber im Energiesparmodus auf die nächste Benutzung wartet. Solche programmierbaren Thermostate lassen sich mit wenig Aufwand gegen alte Thermostate austauschen. Das Umrüsten lohnt sich, denn eine smarte Heizung reduziert den Wärmeenergieverbrauch um bis zu einem Drittel.
8. Richtig lüften senkt Heizkosten
Wenn die Fenster im Herbst oder Winter länger offen stehen, arbeitet der Heizkörper gegen die hereinströmende Kaltluft an, um die am Thermostat eingestellte Raumtemperatur zu erreichen. Die Heizung dreht also richtig auf. Vor dem Lüften darum immer den Thermostat runterregeln. Wenn Fenster länger offen bleiben, kühlen zudem Wände und Möbel aus. Anschließend verbraucht die Heizung viel Energie, um alles wieder aufzuwärmen. Besser ist kurzes Stoß- und Querlüften mehrmals am Tag, und währenddessen sollten die Heizkörper ausgestellt werden: Expert:innen empfehlen von Dezember bis Februar drei- bis viermal täglich fünf Minuten Stoßlüften bei komplett geöffneten Fenstern, im November und März drei- bis viermal täglich jeweils zehn Minuten.
9. Heizung nicht komplett ausschalten
Ob es sinnvoll ist, die Temperatur in ungenutzten Räumen über Nacht abzusenken oder die Heizung sogar komplett auszuschalten, ist umstritten – denn am nächsten Morgen müssen die Räume wieder aufgeheizt werden, was meist mehr Energie verbraucht, als vorher eingespart wurde. Das Umweltbundesamt empfiehlt, die Temperatur in Wohn- und Arbeitsräumen nachts um nicht mehr als fünf Grad abzusenken. Das gilt auch tagsüber, wenn über einen längeren Zeitraum niemand zu Hause ist. Hier können programmierbare Thermostate (siehe oben) dazu beitragen, den Heizzyklus effizienter zu steuern.
Ein weiterer Punkt, der beim Heizen oft versehentlich falsch gemacht wird, ist laut enercity-Energieberaterin Birgit Lachmann, dass die Heizungsanlage oder Therme sehr hoch eingestellt wird, die Heizkörper jedoch nur auf mittlerer Einstellung stehen. „Das sollte genau umgekehrt sein: Die Heizungsanlage muss auf mittlerer Einstellung stehen, die Heizkörper hoch eingestellt werden. Nur so kann die von der Heizungsanlage produzierte Wärme vollständig abgenommen werden.“
10. Heizung auf Sommerbetrieb umstellen
Obwohl die Heizung im Sommer nicht mehr heizt, bleibt die Heizungsanlage in Betrieb und verbraucht weiterhin Energie. Wird die Heizung jedoch auf Sommerbetrieb umgestellt, sinkt der Stromverbrauch der Heizungspumpen erheblich. Sie schalten sich erst wieder ein, wenn eine festgelegte Temperaturgrenze unterschritten wird.
Der ideale Zeitpunkt für den Sommerbetrieb hängt sowohl von den Außentemperaturen als auch von der Dämmung des Gebäudes ab. In älteren Gebäuden ohne energetische Sanierung entweicht auch bei milderen Temperaturen viel Wärme, wodurch die Heizung oft erst später auf Sommerbetrieb umgestellt werden kann als in energieeffizienten Häusern.
Die sogenannte Heizgrenztemperatur zeigt an, wann die Heizung eingeschaltet werden muss, um Wärmeverluste auszugleichen. Liegt die durchschnittliche Außentemperatur über mehrere Tage hinweg über dieser Grenze, kann die Heizung auf Sommerbetrieb umgeschaltet werden – typischerweise zwischen Mai und September. Bei Häusern, die vor 1977 gebaut wurden und bei denen keine energetische Sanierung durchgeführt wurde, liegt die Heizgrenztemperatur beispielsweise zwischen 17 und 20 Grad. Zum Vergleich: Bei Häusern, die zwischen 1995 und 2002 gebaut wurden, liegt sie hingegen bei zwölf bis 15 Grad. Durch die optimale Einstellung des Heizsystems lassen sich laut Stiftung Warentest die Heizkosten um zehn bis 15 Prozent senken. In unserem Ratgeber „Heizung auf Sommerbetrieb umstellen“ erfahren Sie mehr.
Noch Fragen? Weitere Infos zum Thema richtiges Heizen bekommen Sie in unseren FAQs:
Ab wann sollte man heizen?
Sollte man die Heizung wirklich immer anlassen?
Wird die Heizung auf Stufe 5 schneller warm?
Woher weiß die Heizung, wie warm der Raum ist?
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