Header: Ein kleiner Junge steht in einer Wohnung vor einer Heizung unter einem Fenster und spielt mit einem Dino auf der Heizung.
Energieeffizient heizen

Heizenergie sparen mit dem hydraulischen Abgleich

Durch den hydraulischen Abgleich ihrer Heizungsanlage können Hausbesitzer:innen zehn bis 15 Prozent Heizenergie sparen. Das ist gut fürs Portemonnaie und für die Umwelt. Hier erfahren Sie, wie einfach sich die Effizienz der Heizung steigern lässt, für welche Wohn- und Nichtwohngebäude bis September 2024 die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs verpflichtend ist, wie hoch die Kosten sind und wie er gefördert wird.

Energiesparen bleibt auch in Zukunft wichtig. Bereits am 10. Juni 2022 forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Bürger:innen im Rahmen der Vorstellung der neuen Kampagne „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“ auf, ihre Heizung zu überprüfen. „Bevor der Winter kommt, macht es Sinn, noch einmal die Heizung vernünftig einzustellen oder einen hydraulischen Abgleich durchzuführen“, sagte Habeck. Allein dadurch seien zehn bis 15 Prozent Heizkostenersparnis im Haushalt möglich, so der Wirtschaftsminister.

 

In der Tat ist der hydraulische Abgleich bei Warmwasserheizungsanlagen besonders effektiv und kann, neben anderen schnell umsetzbaren Energiesparmaßnahmen, den eigenen Energiebedarf erheblich reduzieren.

Was ist der hydraulische Abgleich?

Im Grunde geht es beim hydraulischen Abgleich um nichts anderes als um  die richtige Einstellung der Heizung.  Denn ohne hydraulischen Abgleich kommen in den allermeisten Warmwasserheizsystemen – insbesondere beim (morgendlichen) Aufheizen – nicht bei allen Heizkörpern die gleiche Menge Wasser und die gleiche Temperatur an. Das liegt daran, dass die Heizkörper einer Warmwasserheizung meist entlang eines Heizungsrohres in einer Reihe angeschlossen sind:  Da sich das Wasser immer den einfachsten Weg sucht, werden zunächst die Heizkörper, die am nächsten am Heizkessel platziert sind, mit heißem Wasser versorgt. 

Erst wenn die Räume nahe der Wärmequelle bereits die eingestellte Temperatur erreicht haben und sich die dortigen Thermostatventile schließen, steht ausreichend heißes Wasser für die weiter hinten in der Reihe angeschlossenen Heizkörper zur Verfügung. Diese werden daher zunächst nicht richtig warm.

Oft stellen Haus- und Wohnungsbewohner:innen ihre Heizanlagen bei dem Versuch, die unterkühlten Räume schnell auf annehmbare Temperaturen zu bringen, zudem übermäßig hoch ein – was Kosten und Energieverbrauch unnötig weiter steigen lässt. In einem unregulierten Heizsystem entstehen außerdem öfter unangenehme Störgeräusche wie lautes Pfeifen.

Die Infografik zeigt wie schlecht Heizkörper in den oberen Stockwerken eines schematisch dargestellten Gebäudes vor dem hydraulischen Abgleich mit Warmwasser versorgt sind und wie gut nach dem hydraulischen Abgleich.
Ein hydraulischer Abgleich optimiert Heizungsanlagen und verbessert deren Energieeffizienz um zehn bis 15 Prozent.

Durch den hydraulischen Abgleich kann das Problem jedoch schnell gelöst werden. Denn dabei wird der Heißwasserzufluss so reguliert, dass überall im Haus oder der Wohnung die richtige Menge an Heizwasser für die einzelnen Heizkörper ankommt. So werden alle Räume gleichmäßig und energiesparend beheizt. Dazu kommt, dass die Vorlauftemperatur der Heizung nach dem hydraulischen Abgleich oftmals niedriger eingestellt werden kann, wodurch noch mehr Geld und Energie gespart werden.

Hydraulischer Abgleich: Verfahren A oder B – was ist der Unterschied?

Lassen Sie einen hydraulischen Abgleich vornehmen, gibt es zwei mögliche Verfahren: das einfache Verfahren A oder die aufwendigere Variante, das Verfahren B. Welches zum Einsatz kommt, entscheiden Sie im Vorfeld zusammen mit den Expert:innen.

Tipp: Nutzen Sie Fördermittel im Rahmen einer energetischen Sanierung für den hydraulischen Abgleich, ist das Verfahren B obligatorisch. Zudem ist seit Januar 2023 ein hydraulischer Abgleich nach Verfahren B durchzuführen, wenn eine Förderung über die Bundesförderung für effiziente Gebäude – Einzelmaßnahmen (BEG EM) beantragt wird. Dies gilt übergreifend auch für alle Maßnahmen, die im Programmteil Heizungsoptimierung (HZO) gefördert werden.

Laut Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) setzt die Förderung der Heizungsoptimierung bei wassergeführten Heizungssystemen ein hydraulisch abgeglichenes Heizungssystem voraus. Das gilt ebenfalls für den Einbau von „Systemen auf Basis temperaturbasierter Verfahren des hydraulischen Abgleichs“ (Punkt 4.1.2 der technischen Mindestanforderungen), die seit Januar 2023 gefördert werden. Wird ein solches System eingebaut, muss ein hydraulischer Abgleich nach Verfahren B durchgeführt und nachgewiesen werden.

Ansonsten empfiehlt die Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ) nach einer Heizungssanierung Folgendes für die unterschiedlichen Heizungstypen:

Heizungstyp

Verfahren A

Verfahren B

Öl/Gas

ja

ja

Pellet

ja

ja

Scheitholz

ja

ja

Wärmepumpe

nein

ja

Blockheizkraftwerk

nein

ja

Solare Heizungsunterstützung (Solarthermie)

nein

ja

Die Unterschiede der beiden Verfahren liegen vor allem in ihrer Genauigkeit, den Heizbedarf der individuellen Räume (Heizlast) zu identifizieren:

 

  • Verfahren A (Schätzverfahren): Die Heizlast wird nur geschätzt. Grundlage dafür ist die im Gebäude installierte Heizflächengröße. Daraus liest die Expertin oder der Experte einen Richtwert für den individuellen Raumheizbedarf ab.

 

  • Verfahren B (Berechnungsverfahren): Die Heizlast wird individuell berechnet, und das für jeden Raum. Raum- und Fenstergröße, Wanddämmung und Norm-Außentemperatur dienen hier zusammen mit weiteren Faktoren als Berechnungsgrundlagen. Vor allem beim Einbau einer Wärmepumpe ist die exakte Berechnung der Raumheizlast wichtig für effizientes Arbeiten.

Kann man einen hydraulischen Abgleich selber machen?

Den hydraulischen Abgleich einer Heizungsanlage müssen Profis, beispielsweise Gas- und Wasserinstallateur:innen oder Anlagenmechaniker:innen für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, vornehmen. Nur Fachleute können die Heizlast und bestehende Druckverluste exakt berechnen. Dafür müssen unter anderem die Wärmeleistung der einzelnen Heizkörper, deren Größe und Entfernung zur Heizung, die Größe des zu beheizenden Raums, der Luftaustausch durch Türen und Lüftung sowie der Wärmeverlust durch Wände und Fenster berechnet werden. Zusätzlich muss die momentane Raumtemperatur mit der Solltemperatur abgeglichen werden.

Wie lange dauert ein hydraulischer Abgleich?

Die Aufnahme der Raum-Geometrie, also im Aufmaß der Wärmeverlustflächen in jedem beheizten Raum, und die Berechnungen aller Komponenten der Heizungsanlage – Heizkörper, Thermostatventile, Pumpen und Rohre – dauern bei einem Einfamilienhaus ca. fünf bis sechs Stunden. Die eigentliche Justierung ist anschließend schnell gemacht, wenn bereits voreinstellbare Thermostate vorhanden sind: Es müssen nun nämlich lediglich die Ventile an den Heizkörpern auf die berechneten Wassermengen eingestellt werden – und das ist in nur wenigen Minuten pro Raum erledigt. Damit alle Heizkörper exakt mit der Heizwassermenge versorgt werden, die notwendig ist, um die gewünschte Heizleistung zu erzielen, muss zum Schluss nur noch die Heizungspumpe der Anlage auf den richtigen Druck eingestellt werden.

Für wen ist der hydraulische Abgleich bis 2024 Pflicht?

Um die Energieversorgung zu sichern, hat die Bundesregierung seit August 2022 zwei Energiesparverordnungen – genauer: „Verordnungen zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen“ – beschlossen. Die erste Energiesparverordnung ist bereits am 1. September 2022 in Kraft getreten. Sie erlaubt zum Beispiel geringere Temperaturen am Arbeitsplatz. Im Rahmen einer zweiten Energiesparverordnung wurden weitere Maßnahmen beschlossen. Dazu zählt auch ein verpflichtender Heizungscheck für mit Erdgas betriebene Gasheizungen, welcher neben einer gründlichen Heizungsprüfung auch einen hydraulischen Abgleich für Gaszentralheizungssysteme vorschreibt. Während alle Eigentümer:innen von Gebäuden mit Gasheizungen in den nächsten zwei Jahren einen Heizungscheck durchführen müssen, gilt die Verpflichtung zum hydraulischen Abgleich nur für bestimmte Wohn- und Nichtwohngebäude. Zwingend durchgeführt werden muss er:

 

  • bis zum 30. September 2023 in Nichtwohngebäuden ab 1000 Quadratmeter beheizter Fläche oder in Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten.
     
  • bis zum 15. September 2024 in Wohngebäuden mit mindestens sechs Wohneinheiten.

 

Die Verordnung erlaubt aber auch Ausnahmen: Immobilienbesitzer:innen, die nachweisen können, dass das Heizsystem ihres Gebäudes in der aktuellen Konfiguration bereits hydraulisch abgeglichen wurde oder dass innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag nachweislich ein Heizungstausch oder eine Wärmedämmung von mindestens 50 Prozent der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des Gebäudes bevorsteht, sind von der Verpflichtung zum hydraulischen Abgleich ausgenommen.

Wie viel kostet ein hydraulischer Abgleich?

Die genauen Kosten für einen hydraulischen Abgleich sind abhängig von Zustand und Aufbau der Heizanlage. Natürlich spielen auch die Anzahl der Heizkörper im Haus und die Art sowie das Alter und der Zustand der Ventile, die verbaut wurden, eine Rolle. Laut der Verbraucherzentrale betragen die Kosten für ein Einfamilienhaus mit zehn Heizkörpern zwischen 400 und 1450 Euro, die sich aus den folgenden Positionen ergeben:

Maßnahmen hydraulischer Abgleich

Kosten

Grundlagenermittlung und Einstellen der Ventile, der Pumpe und der Heizkurve (Verfahren A)

ca. 400 Euro

Mehrkosten für Verfahren B

ca. 300 Euro

Mehrkosten, wenn noch keine voreinstellbaren Ventile verbaut sind

ca. 400 Euro

Mehrkosten bei Einbau einer neuen, effizienten Umwälzpumpe

ca. 350 Euro

Dem stehen Einsparungen in Höhe von etwa 100 Euro pro Jahr gegenüber. Ein hydraulischer Abgleich amortisiert sich also nach sieben bis elf Jahren.

Hände auf der Heizung

Was ist die Heizkurve?

Anhand der Heizkurve lässt sich die benötigte Vorlauftemperatur der Heizung bestimmen, also die Temperatur des Heizwassers, das den Heizkörpern zugeführt wird. Dies ist notwendig, damit das Gebäude richtig geheizt wird. Die gewünschte Raumtemperatur sowie die Außentemperatur, die Dämmung des Gebäudes und der Leistungsbedarf des Heizkessels beeinflussen die Heizkurve.

Wird der hydraulische Abgleich gefördert?

Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Sie für die Heizungsoptimierung – zu der auch der hydraulische Abgleich zählt – einen Zuschuss von 15 Prozent der Kosten beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragen. Wichtig: Die Förderung der Heizungsoptimierung nach Nummer 5.4 wird begrenzt auf Bestandsgebäude mit höchstens fünf Wohneinheiten bzw. bei Nichtwohngebäuden auf höchstens 1000 Quadratmetern beheizter Fläche.

Ab 2024 ändern sich die Förderkonditionen: Wollen Sie dann eine Heizungsanlage optimieren, sinken die maximal anrechenbaren Kosten der BEG-Förderung aller Voraussicht nach auf 30.000 Euro pro Wohneinheit und Jahr. Unter Umständen geht das mit einer geringeren Gesamtförderung einher.

Der hydraulische Abgleich der Heizung kann auch im Rahmen von größeren Sanierungen durchgeführt werden, die mit einem Steuerbonus von 20 Prozent, verteilt über einen Zeitraum von drei Jahren ab Abschlussjahr der Sanierung, gefördert werden.

Zudem können Sie den üblichen Steuerbonus für Handwerkerleistungen (Handwerkerlohnkosten) in Höhe von 20 Prozent bei Ihrer jährlichen Steuererklärung nutzen.

Gut zu wissen: Nach der Überarbeitung der BEG steht die Kreditförderung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nicht mehr zur Verfügung. Bis 2022 gab es für den hydraulischen Abgleich auch eine Förderung über die KfW.

Übrigens: In unserem Ratgeber „Richtig heizen: Kosten sparen und Umwelt schonen“ gibt es viele weitere Tipps zum sparsamen und effizienten Heizen.

Weitere wichtige Fragen zum hydraulischen Abgleich beantworten wir in diesen FAQ:


Was bringt ein hydraulischer Abgleich?

Durch den hydraulischen Abgleich Ihrer Heizung profitieren Sie von einigen Vorteilen:

 

  • volle Funktionstüchtigkeit aller Heizkörper inklusive der Fußbodenheizung
  • mehr Wohnkomfort
  • Wertsteigerung der Immobilie
  • hohe Energieersparnis
  • niedrigere Energiekosten
  • aktiver Beitrag zum Umweltschutz
  • günstige Optimierung der Heizungsanlage
  • sehr gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis


Wie spart man mit dem hydraulischen Abgleich Heizkosten?

Bei einem hydraulischen Abgleich werden alle Komponenten der Heizungsanlage vom Heizkessel über die Heizungsumwälzpumpe bis hin zur Durchflussmenge an den Thermostatventilen aufeinander sowie auf den Energiebedarf des Hauses abgestimmt und richtig dimensioniert. So lassen sich zehn bis 15 Prozent der Heizenergie und die entsprechenden Heizkosten sparen.



Wie oft muss ein hydraulischer Abgleich gemacht werden?

Wurde die Anlage durch einen hydraulischen Abgleich optimiert, muss sie nicht noch einmal überprüft werden – es sei denn, es kommen neue Heizkörper hinzu oder es wird etwas an der Dämmung oder den Fenstern verändert, weil beispielsweise das Dachgeschoss oder der Keller ausgebaut werden. Dann sollte der hydraulische Abgleich erneut durchgeführt werden.



Ist der hydraulische Abgleich auch bei einer Fußbodenheizung möglich?

Auch bei Flächenheizungen wie einer Fußbodenheizung ist ein hydraulischer Abgleich möglich und wichtig, denn er ist eine Voraussetzung dafür, dass das System effizient arbeitet. Allerdings bedeutet der Abgleich einer Fußbodenheizung einen deutlichen Mehraufwand, weshalb auch die Kosten höher sind. Je nach Größe der Anlage können Sie mit Kosten zwischen 500 und 1550 Euro rechnen.



Bleibt die Heizung bei einem hydraulischen Abgleich in Betrieb?

Der hydraulische Abgleich der Heizung kann bei laufendem Betrieb stattfinden, wenn alle notwendigen hydraulischen Komponenten wie voreinstellbare Thermostatventile, eine witterungsgeführte Temperaturregelung am Wärmeerzeuger/Kessel sowie bestenfalls eine einstellbare geregelte (Hocheffizienz-)Pumpe vorhanden sind. Fehlen nur voreinstellbare Thermostate, können beispielsweise auch Montageschleusen zum Einsatz kommen, um Komponenten einzubauen, ohne das Wasser abzulassen. Allerdings geht das nur, wenn die Ventileinsätze austauschbar sind.

Übrigens: Die Jahreszeit spielt beim hydraulischen Abgleich keine Rolle. Er kann im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter durchgeführt werden.


Sie haben Fragen zur Heizungsoptimierung?

Einfamilienhaus oder Wohnung mit Gasetagenheizung – enercity berät Sie fachkundig zur Optimierung Ihrer Heizung, damit Sie dauerhaft Heizkosten sparen.

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13. November 2023
Energiespartipps
Klimaschutz
Grüne Wärme

Text: Elena Rudolph. Bilder: Getty Images.

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