Aktuelle Daten zum Klimaschutz im deutschen Gebäudebestand
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels ist es in Deutschland mittlerweile gesellschaftlicher Konsens, dass eine Transformation des Gebäudesektors dringend notwendig ist. Ohne die Treibhausgasemissionen der deutschen Wohngebäude, die für etwa 40 Prozent der Emissionen in Deutschland verantwortlich sind, drastisch zu reduzieren, kann das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 nicht erreicht werden.
Wichtige Bausteine für eine Transformation des Gebäudebereichs und ein Gelingen der Energie- und Wärmewende sind die Steigerung der Energieeffizienz, energetische Sanierungen, der Einsatz erneuerbarer Energien und die Dekarbonisierung von Heizsystemen.
Die im dena-Gebäudereport 2024 veröffentlichten aktuellen Daten zum Klimaschutz im deutschen Gebäudebestand verdeutlichen, was sich in den vergangenen Jahren getan hat – und wie viel noch getan werden muss.
Wie viele Wohnungen gibt es in Deutschland – und welches Alter hat der Gebäudebestand?
Daten des Statistischen Bundesamt (Destatis) zufolge lag der Wohngebäudebestand in Deutschland im Jahr 2022 bei etwa 19,5 Millionen Gebäuden. Bei rund 13 Millionen der Gebäude handelt es sich um Einfamilienhäuser. Weitere 3,2 Millionen Gebäude sind Zweifamilienhäuser und 3,3 Millionen Gebäude Mehrfamilienhäuser.
Insgesamt umfasst der Bestand dabei etwa 43,4 Millionen Wohneinheiten (WE). Davon entfallen rund 13 Millionen WE auf Einfamilienhäuser, 6,4 Millionen auf Zweifamilienhäuser und 22,6 Millionen auf Mehrfamilienhäuser. Hinzu kommen 1,4 Millionen Wohneinheiten in Nichtwohngebäuden – also in Gebäuden, die gemessen an der Gesamtnutzfläche zwar als Nichtwohngebäude zählen, dennoch aber einzelne Wohneinheiten beherbergen können.
Im Zusammenhang mit der Energiewende problematisch ist das hohe Alter des überwiegenden Teils des deutschen Wohngebäudebestands: Rund ein Viertel (24 Prozent) ist vor dem Baujahr 1946 errichtet worden, weitere 36 Prozent vor 1978. Damit sind insgesamt etwa 60 Prozent aller Wohngebäude vor Inkrafttreten der Ersten Wärmeschutzverordnung von 1977 errichtet worden. Seit Einführung der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2014, die 2020 durch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgelöst worden ist, sind lediglich rund eine Million Wohngebäude gebaut worden, also etwa fünf Prozent des Gebäudebestands. Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP) zufolge sind derzeit etwa 24 Millionen Wohngebäude in Deutschland sanierungsbedürftig.
Wie wird in deutschen Gebäuden geheizt?
Im Gesamtbestand aus Wohn- und Nichtwohngebäuden in Deutschland wird die Wärmeerzeugung weiterhin von fossilen Energieträgern dominiert. Ihr Anteil lag 2022 bei rund 78 Prozent, mit 19,5 Millionen von insgesamt etwa 24,9 Millionen Einheiten. Im Detail ermittelte die dena auf Basis von Daten des Schornsteinfegerverbands, des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. (BSW), des Bundesverbands Wärmepumpe e.V. (BWP) und des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) rund 14,3 Millionen Gasheizungen, 5,1 Millionen Ölheizungen und 84.000 Kohleheizungen.
Der Anteil erneuerbarer Energien fällt demgegenüber deutlich geringer aus: So kommen Wärmepumpen im Jahr 2022 lediglich auf einen Anteil von 7,3 Prozent am Gesamtbestand der Wärmeerzeuger, verteilt auf 1,5 Millionen Heizwärmepumpen (Luft-Wasser-, Sole-Wasser- und Wasser-Wasser-Wärmepumpen) sowie 358.000 Warmwasser-Wärmepumpen. Rechnet man die Wärmeerzeuger Solarthermie und Biomasse mit insgesamt rund 3,6 Millionen Anlagen (14,4 Prozent) hinzu, ergibt sich ein Anteil erneuerbarer Energieträger an der Wärmeerzeugung von rund 22 Prozent.
Speziell im Wohnungsbestand lässt sich für 2022 erstmals seit 1993 ein prozentualer Rückgang der mit Gas beheizten Einheiten erkennen. Der Anteil der mit Öl beheizten Wohneinheiten sank seit 1995 sogar das 27. Jahr in Folge. Der Rückgang lag 2022 sowohl bei mit Gas als auch bei mit Öl beheizten Wohneinheiten allerdings nur bei 0,1 Prozentpunkten. Insgesamt machten fossile Energieträger im Jahr 2022 noch immer einen Anteil von 74 Prozent am Wohnungsbestand aus.
Der Anteil der mit Wärmepumpen beheizten Wohneinheiten steigt seit 2003 kontinuierlich an und erreichte im Jahr 2022 einen Höchstwert von drei Prozent. Der Anteil der Fernwärme wuchs zwischen 1995 und 2022 beständig, stagniert seitdem jedoch bei rund 14 Prozent.
Wie entwickeln sich die Absatzzahlen der unterschiedlichen Wärmeerzeuger?
Die von der dena ausgewerteten Daten des Bundesindustrieverbands Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH) und des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. (BSW) zeigen: Es ist Bewegung auf dem Heizungsmarkt. Seit 2019 ist der Absatz von Wärmeerzeugern kontinuierlich stark gestiegen. Im Jahr 2022 nahm die Anzahl der insgesamt abgesetzten Wärmeerzeuger im Vergleich zum Vorjahr um rund 61.000 Anlagen zu. Dies entspricht einer Zunahme um sechs Prozent.
Der Absatz von Gas-Brennwertkesseln ist 2022 erstmals gesunken – auf 528.500 Anlagen und damit rund 44.500 Anlagen weniger als im Vorjahr. Der Absatz von Ölheizungen nahm hingegen das zweite Jahr in Folge zu: Insgesamt wurden 2022 etwa 56.500 Geräte verkauft. Auch der Anteil von Biomassekesseln ist gestiegen: von rund 76.000 Anlagen im Jahr 2021 auf 89.000 im Jahr 2022.
Ein deutlicher Wachstumstrend zeigt sich beim Heizungswärmepumpenabsatz: Dieser stieg von etwa 154.000 Anlagen im Jahr 2021 auf 236.000 Anlagen im Jahr 2022 – eine Zunahme um 53 Prozent. Zwischen 2020 und 2022 hat sich der Anteil der abgesetzten Heizungswärmepumpen sogar fast verdoppelt. Und auch im ersten Halbjahr 2023 stieg der Absatz von Wärmepumpen weiter an: In diesem Zeitraum sind fast 200.000 Heizungswärmepumpen verkauft worden. Das entspricht einer Steigerung um 105 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022.
Bei Neubauten von Wohngebäuden dominiert seit 2021 die Wärmepumpe als Energieträger mit einem Anteil von über 50 Prozent, vor Gas und Fernwärme.
Wie alt sind Deutschlands Öl- und Gasheizungen?
Im Jahr 2022 lag die Anzahl der Öl- und Gasheizungen, die vor 1990 eingebaut wurden, bei etwa 1,3 Millionen Anlagen (743.000 Öl- und 517.000 Gaskessel). Dies entspricht einem Anteil von rund sieben Prozent. Hinzu kommen circa 1,1 Millionen Öl- und 1,4 Millionen Gasheizungen, die im Jahr 2024 mindestens 30 Jahre alt sein werden. Dies entspricht weiteren 13 Prozent des Öl- und Gasheizungsbestands.
Einige Öl- und Gasheizungen wurden sogar noch vor Inkrafttreten der Ersten Bundes-Immissionsschutz-Verordnung (BImSchV) im Jahr 1974 installiert, die erstmals Emissionsgrenzwerte zu Staub- und Kohlenmonoxidemissionen von Heizungsanlagen festlegte.
Immer mehr Gebäude mit Photovoltaik ausgestattet
Photovoltaik übernimmt eine zunehmend wichtige Rolle dabei, den Strombedarf der Menschen vor Ort erneuerbar zu decken. Die Inbetriebnahme von gebäudenahen Photovoltaikanlagen – also von Photovoltaikanlagen, die nur der Energieversorgung des Grundstücks dienen, auf dem sie installiert sind – steigt seit 2015 stark an. Im Jahr 2022 wurden 319.000 Dach-PV-Anlagen sowie 62.000 sogenannte Plug-in-Anlagen (Mini-Solaranlagen wie Balkonkraftwerke) in Betrieb genommen. Das sind rund 150.000 Anlagen oder 65 Prozent mehr als im Vorjahr.
Da die Pflicht zur Nutzung erneuerbarer Energien nach dem Gebäudeenergiegesetz auch durch eine Photovoltaikanlage erfüllt werden kann, wird dieser Trend anhalten. Dies belegen Erhebungen der Bundesnetzagentur aus dem ersten Halbjahr 2023, denen zufolge mit 340.000 Dach-PV-Anlagen und 139.000 Plug-in-Anlagen bereits die Anzahl der Inbetriebnahmen des Vorjahres insgesamt übertroffen worden ist.
Wie viel Energie wird in deutschen Privathaushalten verbraucht?
Wie die unten stehende Grafik zeigt, stellten die privaten Haushalte mit 652 Terawattstunden (TWh) beziehungsweise 28 Prozent im Jahr 2022 den zweitgrößten Endenergieverbraucher in Deutschland dar. Sie verbrauchten mehr Energie als der Industriesektor (645 TWh bzw. 27 Prozent) und der Gewerbe-, Handels- und Dienstleistungssektor (373 TWh bzw. 16 Prozent). Lediglich der Endenergieverbrauch des Verkehrssektors (693 TWh bzw. 29 Prozent) lag noch höher.
Die im dena-Gebäudereport 2024 veröffentlichten Daten zeigen: Wenn Deutschland bis 2045 die Klimaneutralität erreichen will, muss eine zügige Umstellung auf erneuerbare Energien im Gebäudebestand erfolgen. Denn noch dominieren in deutschen Gebäuden fossile Energieträger wie Gas, Öl und Kohle und treiben die CO2-Emissionen in die Höhe. In diesem Zusammenhang spielt auch die energetische Sanierung von Bestandsgebäuden eine wichtige Rolle.
Die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sowie die neuen Regelungen zur kommunalen Wärmeplanung stellen wichtige gesetzliche Wegweiser dar, die die Bemühungen, bis 2045 die Klimaneutralität zu erreichen, wirksam unterstützen können.
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