Umstieg von Gas auf Fernwärme: Das sollten Sie wissen
Das Thema Fernwärme wird für Verbraucher:innen mit Gasheizungen immer interessanter, denn sie kann nachhaltig und unabhängig von Schwankungen auf dem Gasmarkt erzeugt werden.
Wie funktioniert Fernwärme überhaupt?
Fernwärmenetze können Tausende von Haushalten gleichzeitig mit Wärme versorgen. Dabei speisen wenige Wärmeerzeuger Wärme in ein Rohrnetz ein. Über sogenannte Übergabestationen wird die Wärme aus dem Netz an die Endverbraucher:innen geleitet, die sie zum Heizen und für die Warmwasserversorgung nutzen können.
Welche Vorteile hat Fernwärme im Vergleich zu Gas?
- Fernwärme kann klimaneutral mit CO2-freier Energie erzeugt werden. Typische Wärmeerzeuger sind beispielsweise Großwärmepumpen, die in industriellem Maßstab Umweltwärme aus dem Erdboden oder aus Gewässern auf hohe Temperaturen erhitzen; auch Geothermie- oder Biomasseanlagen sind typische Fernwärmeeinspeiser. Rund 18 Prozent der deutschen Fernwärme werden inzwischen aus erneuerbaren Energien erzeugt. Mit welchen Anlagen enercity Wärme aus Kohle durch grüne Fernwärme ersetzt, lesen Sie im Artikel „Diese Anlagen lösen Hannovers Kohlekraftwerke ab“.
- Verbraucher:innen, die erneuerbar erzeugte Fernwärme beziehen, machen sich zudem unabhängig von den Preisen auf dem Gasmarkt, die seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und die darauffolgende Energiekrise schwer kalkulierbar sind. „Mit Fernwärme profitieren die Verbraucher:innen von höherer Versorgungssicherheit“, sagt Julia Naber vom enercity Fernwärme Vertrieb.
- Haushalte, die an ein Fernwärmenetz angeschlossen sind, brauchen keine eigene Heizungsanlage mehr. Das spart Platz sowie Kosten für Wartung, Reparatur und Austausch bei Ausfall der Anlage.
- Während Fernwärme bereits Wärme ist, muss Gas erst in Wärme umgewandelt werden. Das führt zu einem Energieverlust von rund 15 bis 20 Prozent. Sprich: Eine Kilowattstunde (kWh) Gas entspricht nur rund 0,8 kWh Wärme.
Kann jede:r einen Fernwärmeanschluss erhalten?
Mit der Verabschiedung des neuen Heizungsgesetzes, das offiziell Gebäudeenergiegesetz (GEG) heißt, wurden Städte und Gemeinden in Deutschland dazu verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung zu erarbeiten. Sprich: Kommunen müssen, abhängig von ihrer Größe, bis 2026 beziehungsweise bis 2028 Pläne vorlegen, die zeigen, welche Haushalte mit Wärme aus Fern- oder Nahwärmenetzen versorgt werden können. enercity hat für Hannover bereits einen umfassenden Entwurf vorgestellt, aus dem unter Beteiligung der Bürger:innen der Stadt bis 2024 ein endgültiger Plan hervorgehen soll.
Was kostet die Umrüstung von Gas auf Fernwärme?
Bei der Umstellung auf Fernwärme fallen Kosten für den Einbau der Übergabestation, den Anschluss an das Netz sowie für die Entsorgung der alten Heizungsanlage an. Dabei können – abhängig vom Standort – Kosten von 2000 bis 10.000 Euro pro Wohneinheit entstehen.
Gibt es Förderungen für die Umstellung von einer Gasheizung auf Fernwärme?
Über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) wird die Umstellung auf einen Fernwärmeanschluss mit 30 Prozent bezuschusst; die förderfähigen Kosten sind unter bestimmten Bedigungen auf maximal 60.000 Euro pro Wohneinheit begrenzt. Zudem können Hauseigentümer:innen einen sogenannten Geschwindigkeitsbonus beantragen. Vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2028 beträgt der Bonus 20 Prozent, danach wird er alle zwei Jahre um jeweils drei Prozentpunkte abgesenkt. Ab dem 1. Januar 2037 entfällt der Bonus vollständig. Förderanträge laufen über das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Der enercity-Fonds proKlima bezuschusst im Fördergebiet in Hannover den erstmaligen Anschluss von Wohnungen und Gebäuden an Nah- und Fernwärmenetze mit bis zu 5 Prozent der förderfähigen Kosten. Der Zuschuss ist auf maximal 25.000 Euro begrenzt. Mehr Infos gibt es unter proklima-hannover.de.
Wird der Fernwärmepreis genauso berechnet wie der Gaspreis?
Der Gaspreis setzt sich aus zwei Faktoren zusammen: einem Grundpreis, der unter anderem die Kosten für den Zähler beinhaltet, und einem Arbeitspreis für die tatsächlich verbrauchte Leistung. Bei Fernwärme kommt oft als dritter Faktor noch der sogenannte Leistungspreis hinzu, der von der Dicke der Rohre abhängt: Dickere Rohre sorgen für eine höhere Wärmezufuhr als dünnere Rohre und kosten entsprechend mehr. Einige Versorger, beispielsweise enercity, haben den Grundpreis im Leistungspreis mit abgedeckt.
Mehr Details zur Berechnung lesen Sie im Artikel „Wie setzt sich der Fernwärmepreis zusammen?“.
Ist Fernwärme günstiger als Gas?
Auf die Frage, ob Fernwärme oder Gas im Betrieb teurer ist, gibt es keine allgemeingültige Antwort. Vor der Energiekrise lag der Fernwärmepreis vieler Energieversorger über dem angebotenen Gaspreis. Grund dafür war vor allem, dass eine noch verhältnismäßig geringe Zahl an Fernwärmekund:innen die Kosten für den Betrieb der Netze abdecken musste. Die aktuellen Preise spiegeln das jedoch nicht wider, da sowohl für Gas als auch für Fernwärme gesetzliche Preisbremsen galten. „Nach dem Wegfall der Preisbremsen werden Fernwärmekund:innen von enercity ein ähnliches Preisniveau haben wie bei Gas“, sagt enercity-Expertin Julia Naber. Und: Dieser Unterschied wird sich mittelfristig zugunsten der Fernwärme verschieben. „In Zukunft wird der Fernwärmepreis im Verhältnis zum Gaspreis wesentlich besser dastehen“, so Julia Naber. Denn zum einen wird sich die Anzahl der Anschlüsse spätestens nach dem Vorliegen der kommunalen Wärmeplanungen deutlich erhöhen. Zum anderen wird der Gaspreis auf Dauer steigen, weil die CO2-Abgabe, die die Verbraucher:innen für Gas entrichten, stetig angehoben wird.
Sie interessieren sich für einen Fernwärmeanschluss?
enercity baut in den kommenden Jahren das Fernwärmenetz noch einmal massiv mit erneuerbaren Energieträgern aus. Möchten Sie wissen, ob auch für Sie ein Anschluss infrage kommt?
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