Diese Anlagen lösen Hannovers Kohlekraftwerk ab
Schon seit 2017 ist der Kohleausstieg für enercity beschlossene Sache. Die Möglichkeit, das unternehmenseigene Steinkohlekraftwerk zunächst übergangsweise auf Erdgas umzurüsten, kam für den Energiedienstleister dabei von Anfang an nicht infrage: Den Ausstieg aus der Kohle nutzt enercity ohne Umwege zum Einstieg in die erneuerbaren Energien.
Im Bereich der nachhaltigen Stromerzeugung hat das Unternehmen seither sein Engagement massiv ausgebaut: Mittlerweile gehört enercity zu den Top-Akteuren auf dem deutschen Onshore-Windmarkt, auch die Nutzung von Sonnenenergie zur Stromerzeugung hat Fahrt aufgenommen.
Fernwärme in Hannover wird dezentral und klimafreundlich
Komplexer stellte sich die Sachlage lange bei der Erzeugung von Wärme dar: Das Kohlekraftwerk Hannover-Stöcken ist eine der Hauptwärmequellen für das hannoversche Fernwärmenetz. Bei der Suche nach geeigneten Ersatzanlagen zur nachhaltigen Wärmeerzeugung ist enercity gründlich vorgegangen und hat mehr als 20 Möglichkeiten und Verfahren analysiert. Nun stehen alle Ersatzanlagen fest.
Statt weniger großer Wärmequellen wird es zukünftig mehrere dezentrale Einspeiser in das Fernwärmenetz geben. Der Anteil erneuerbarer Wärme im enercity Fernwärmenetz steigt dadurch auf insgesamt 75 Prozent. Insgesamt investiert der Energiedienstleister rund eine Milliarde Euro in die Wärmewende in Hannover.
Diese Anlagen werden Block 1 des Kraftwerks Stöcken ersetzen
Die Anlagen, die den ersten Block des Stöckener Kraftwerks ersetzen sollen, sind bereits 2021 vorgestellt worden und setzen insbesondere auf die Energieträger Abwärme, Altholz und Klärschlamm. Sie befinden sich größtenteils schon in der Bauphase – immerhin soll Block 1 laut der Vereinbarung für einen schnellen Kohleausstieg zwischen Stadt und enercity möglichst schon Ende 2024 vom Netz gehen.
Altholz-Heizkraftwerk
Direkt am Standort Stöcken entsteht ein neues Kraftwerk, das Wärme aus sogenanntem Recyclingholz gewinnt, also etwa gebrauchten Möbeln oder Holzverschalungen aus abgerissenen Gebäuden. Der Clou: In dem neuen Stöckener Werk wird die Abwärme über eine Großwärmepumpe so verdichtet, dass ihre Temperatur steigt und sie ins Fernwärmenetz eingespeist werden kann. Dadurch wird der volle Brennwert des Holzes ausgenutzt.
Biomethan-Blockheizkraftwerke
An den Standorten Hannover-Stöcken und Herrenhausen entstehen derzeit zwei mit Biomethan betriebene, hochflexible Blockheizkraftwerke mit je 20 Megawatt (MW) Leistung, die bei hohem Strombedarf auch kurzfristig zugeschaltet werden können. Das ambitionierte, von der enercity-Tochter Danpower entwickelte Betriebskonzept hat den Zuschlag in einer mit Bundesmitteln geförderten Sonderausschreibung erhalten.
Thermische Abfallverwertung
Bis zu 300.0000 Megawattstunden Wärme im Jahr, die zuvor ungenutzt an die Umgebung abgegeben wurden, fließen seit Anfang 2020 von der Müllverbrennungsanlage Hannover-Lahe in das enercity-Fernwärmenetz. So kommt die Wärme, die bei der Verfeuerung von Hannovers Haushalts- und Gewerbeabfällen anfällt, den Menschen der Stadt wieder zugute.
Thermische Klärschlammverwertung
Die bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlämme der Stadt Hannover werden ab 2023 von enercity zur Energiegewinnung genutzt. Dafür errichtet der Energiedienstleister in Hannover-Lahe eine moderne Klärschlammverwertungsanlage, die jährlich rund 50.000 Megawattstunden klimafreundliche Fernwärme erzeugt. Der Probebetrieb der Anlage startet Ende 2022.
Power-to-Heat
Am Standort Hannover-Herrenhausen betreibt enercity seit 2020 eine Power-to-Heat-Anlage: Ein Elektrodenkessel mit einer Leistung von 20 MW wandelt Strom fast ohne Energieverlust in Wärme um, die entweder direkt in das enercity-Fernwärmenetz eingespeist oder zwischengespeichert werden kann. PtH-Anlagen ermöglichen es, Produktionsüberschüsse aus erneuerbaren Quellen wie Windenergie sinnvoll zu nutzen – mehr dazu und über die enercity-Anlage in unserem Artikel „So funktioniert eine Power-to-Heat-Anlage“.
Diese Anlagen werden Block 2 des Kohlekraftwerks in Hannover ersetzen
Das Ersatzportfolio für den zweiten Block des Stöckener Kraftwerks setzt sich aus den vier Bausteinen Geothermie, Abfallverwertung, Großwärmepumpen und Industrieabwärme zusammen. Zusammengenommen können alle Anlagen und Maßnahmen bis zu 200 MW Leistung Wärme produzieren. Das entspricht der maximalen Wärmeleistung des aktuellen Kohleblocks 2, der möglichst zum Jahresende 2026, spätestens jedoch 2030 stillgelegt wird.
Geothermie
Erdwärme wird künftig zu einem zentralen Baustein von Hannovers Wärmeversorgung. Die CO2-neutrale Energiequelle kann vollkommen wetterunabhängig zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt werden. enercity plant die Einbindung der Wärme aus dem Erdreich in das Fernwärmenetz über ein sicheres und regelbares geschlossenes Kreislaufsystem. Hierzu kooperiert der Energiedienstleister mit den Geothermieexperten von Eavor, die die Wärme aus Tiefen von bis zu 3.500 Metern gewinnen werden.
Industrieabwärme
Viele industrielle Prozesse setzen Wärme frei, die für die städtische Wärmeversorgung genutzt werden kann. Die in Hannover hierzu avisierten Projekte befinden sich aktuell noch in der Phase der Machbarkeitsprüfung. In Hamburg zeigen enercity und Aurubis aber schon lange, wie es funktioniert: Mit der 90 Grad heißen Industriewärme des Metallunternehmens versorgt enercity Fernwärmekunden in der HafenCity-Ost und zahlreichen weiteren Stadtteilen.
Großwärmepumpen
Großwärmepumpen erhitzen hocheffizient Umgebungswärme aus Boden, Wasser oder Luft auf die im Fernwärmenetz benötigte Temperatur. Als Ersatz für das Kohlekraftwerk in Stöcken plant enercity die Errichtung mehrerer Großwärmepumpen mit jeweils 20-30 MW Leistung, so zum Beispiel am Klärwerk Herrenhausen.
Thermische Abfallverwertung
Im Stadtbezirk Misburg-Anderten könnte perspektivisch eine zusätzliche Anlage zur thermischen Abfallverwertung entstehen. Hier plant enercity, künftig aus den Gewerbeabfällen, die auf dem Gelände der Firma Papenburg entstehen, Fernwärme zu produzieren – direkt vor Ort und ohne aufwändige Transportwege.
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