Außergewöhnliche Ideen für die Städte der Zukunft
Grünes Versuchslabor in der Wüste: Ökotechnologie in Masdar City, Abu Dhabi
Indoor-Skianlagen und klimatisierte Bushaltestellen: Das Emirat Abu Dhabi war bislang nicht unbedingt für sein Umweltbewusstsein bekannt. Masdar City vor den Toren Abu Dhabis soll das nun ändern und sich in die grünsten Städte der Welt einreihen. Wissenschaftler:innen aus aller Welt forschen in der künstlichen Stadt mitten in der Wüste an Ökotechnologien und testen diese gleich vor Ort. Etwa Türme, die den Wind einfangen, ihn mit Sprühnebel abkühlen und ihn als kalte Luft in die Straßen von Masdar City leiten – ein klimafreundliches und effektives Konzept zur Kühlung von Städten. Auch nachhaltige Kreisläufe werden erforscht. Es gibt zum Beispiel einen Teich mit Fischen, deren Ausscheidungen als Nährstoffe für Pflanzen dienen, die wiederum Samen für Bio-Öl produzieren. Mit ihrer Experimentalstadt wollen die Ölscheichs weltweit Vorreiter für erneuerbare Energien werden. Ihre Vision einer Null-Emissionen-Stadt ganz ohne Autos ist allerdings nur teilweise wahr geworden. Obwohl ursprünglich keine privaten Pkw erlaubt sein und die Bewohner:innen nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B gelangen sollten, gibt es auch in Masdar City mittlerweile Tiefgaragen. Immerhin: Die darin geparkten Autos fahren ausschließlich elektrisch.
Verspiegelte Mauern in der Geröllwüste: „The Line“ in Saudi-Arabien
170 Kilometer lang, 500 Meter hoch und 200 Meter breit: Aus der Vogelperspektive betrachtet gleichen die Entwürfe für Saudi-Arabiens Stadt der Zukunft „The Line“ einem Strich in der Landschaft. Die futuristische Oase zwischen verspiegelten Wänden gilt als ehrgeizigstes Bauprojekt der Megacity Neom und soll inmitten der Tabuk-Wüste im Nordwesten Saudi-Arabiens entlang der Küste des Roten Meeres entstehen. Für Abkühlung in der Null-Emissionen-Stadt ohne Autos soll ein natürlicher Kamineffekt sorgen – erzeugt von den hohen Wänden der Stadt. Solar- und Windkraftanlagen produzieren saubere Energie. Aber wollen Menschen wirklich zwischen schwindelerregend hohen Mauern in Häusern mit bis zu 150 Stockwerken leben? Zahlreiche Städteplaner:innen weltweit betrachten das größenwahnsinnige Projekt des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman deshalb als Science-Fiction. Und Menschenrechtsaktivist:innen beklagen, dass wegen des Bauprojekts bereits Zehntausende Bewohner:innen ihre Dörfer verlassen mussten. Dabei wurden viele von ihnen gewaltsam vertrieben. Viele Faktoren, die „The Line“ zu einem Negativbeispiel für die Stadt der Zukunft machen könnten.
Wohnen und leben unter der Erde: Untergrundarchitektur in Mexico City, Mexiko
Bislang wuchsen die Megastädte hauptsächlich in die Höhe, doch in Mexico City wollen Architekt:innen die Stadt der Zukunft nun in den Untergrund verlegen. Das Architekturbüro BNKR Arquitectura hat Pläne für einen sogenannten Earthscraper entwickelt, den man sich wie eine umgedrehte Pyramide vorstellen kann. Diese soll in den Boden gegraben werden und Häuser mit bis zu 65 Etagen beherbergen. Die keilförmige Form des Bauwerks sorgt dafür, dass Frischluft und Sonnenlicht bis an den tiefsten Punkt der Konstruktion gelangen. Neben Wohnungen und Büros soll der Earthscraper auch über Restaurants und Einkaufszentren sowie ein Museum und ein Theater verfügen – gut geschützt vor Extremwetter und Smog an der Oberfläche. Klingt im ersten Moment verrückt, ergibt aber durchaus Sinn in einer Stadt mit 22 Millionen Einwohner:innen, die aus allen Nähten platzt. Ob der Entwurf wirklich ein überzeugendes Beispiel für die Stadt der Zukunft ist, muss sich jedoch noch zeigen.
Nachhaltig und smart leben: Songdo New City in Incheon, Südkorea
In einer Smart City, die vollkommen neu entstanden ist, kann man sämtliche bis heute erdachte Visionen für einen nachhaltigen Lebensstil wahr werden lassen. So ist es in Songdo New City, 50 Kilometer von Südkoreas Hauptstadt Seoul entfernt, geschehen. Dank modernster Technologien leben die Menschen hier so umweltfreundlich und ressourcenschonend wie möglich. Auf den Dächern der Hochhäuser befinden sich Solaranlagen, Regenwasser wird gesammelt sowie Müll an Sammelstellen eingesaugt und über Rohre zu einer Recyclingstation weitergeleitet. Um den Energieverbrauch und den Ausstoß von Emissionen zu überwachen, steht Songdo allerdings unter Dauerbeobachtung. Sensoren und Kameras überwachen die Luftverschmutzung und den Autoverkehr – und in allen Wohnungen werden die Verbrauchsdaten gemessen. Im Vergleich zu herkömmlichen Städten soll die Vernetzung 30 Prozent Energie- und Ressourceneinsparung bringen. Der Preis dafür ist das Leben in einer digital gläsernen Stadt.
Leben auf dem Wasser: Schwimmender Stadtteil in Busan, Südkorea
Nach Berechnungen der Vereinten Nationen könnten im Jahr 2050 90 Prozent der weltweit größten Städte von Überschwemmungen bedroht sein. Da ergibt es Sinn, bereits jetzt nicht nur gedanklich Neuland zu betreten. In der südkoreanischen Küstenstadt Busan ist das schon geschehen: 2022 stellte das US-amerikanische Start-up Oceanix dort Pläne für den ersten schwimmenden Stadtteil der Welt vor. Dieser befindet sich derzeit vor der Küste der 3,4-Millionen-Einwohner:innen-Metropole im Bau – bestehend aus sechseckigen Plattformen, die im Meeresboden verankert und durch Brücken miteinander verbunden werden. So soll auf einer Fläche von etwa 20 Fußballfeldern Platz für 12.000 Menschen geschaffen werden, die auf den Pontons weitestgehend autark leben. Energie soll aus Sonne, Wellen und Wind gewonnen werden, Abfälle kompostiert und sämtliche Materialien im Sinne einer Zero-Waste-Strategie recycelt werden. Weitere Pläne umfassen ein ganzheitliches Wassermanagementsystem, das verschiedene Quellen wie Regen-, Meer- und Abwasser in einem sogenannten „Closed Loop“-Wasserkreislauf sammelt und reinigt. Beim Anbau von Obst und Gemüse soll in Oceanix Busan auf Hydroponik gesetzt werden: Bei dieser wassersparenden Methode des Pflanzenanbaus wachsen die Pflanzen in einem wasserbasierten Nährstoffmedium anstatt in der Erde. Bis 2025 soll Oceanix Busan fertiggestellt sein und danach stetig weiterwachsen. Das Ziel: eine nachhaltige Stadt der Zukunft mit bis zu 100.000 Einwohner:innen.
Auch enercity arbeitet daran, dass die Stadt der Zukunft nachhaltiger wird!
Sauberes Trinkwasser, 100 % Ökostrom und grüne Wärme sind nur ein Teil des nachhaltigen enercity-Konzepts. Hinzu kommen Wärmepumpen und Photovoltaikanlagen für private und öffentliche Gebäude. Diese müssen nicht etwa gekauft, sondern können auch gemietet werden. Neugierig?
Newsletter abonnieren
Sie möchten regelmäßig über innovative Technologien und spannende Fakten rund um die Themen Energie und Klimaschutz informiert werden? Dann abonnieren Sie den Newsletter unseres Energiemagazins #positiveenergie!