Visualisierung einer futuristischen, grünen Stadt
Stadt der Zukunft

Blau-grüne Ideen und Konzepte zur Kühlung der Städte

Die zunehmenden Hitzeperioden aufgrund des Klimawandels werden künftig vor allem die Städte zu spüren bekommen. Um sich gegen die steigenden Temperaturen zu wappnen, müssen sie sich neu orientieren. Das heißt: mehr Grünflächen, mehr Wasserstellen – und neue, nachhaltige Kühlkonzepte für Gebäude.
4,4
Grad Celsius
wärmer können unsere Städte laut einer Studie der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ im Durchschnitt bis 2100 werden.

Ein entspannter Spaziergang zwischen Pfirsichbäumen und Weinreben – nicht etwa im mediterranen Süden, sondern im Alten Land an der Elbe. Was utopisch klingt, könnte schon bald Realität sein. Die ersten Pfirsichsorten haben bereits im Norden Fuß gefasst. Kein Wunder: In den vergangenen 30 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in der Region um fast zwei Grad gestiegen. Für althergebrachte Apfelsorten wie den Holsteiner Cox viel zu warm. In den zunehmenden Hitzeperioden müssen die Baumkronen klimatisierend mit Wasser beregnet werden. Aber nicht nur die Bäume sehnen sich vermehrt nach Abkühlung. Auch die Menschen in Großstädten leiden immer mehr unter den steigenden Temperaturen. Denn Hitzesommer sind in Deutschland längst keine Seltenheit mehr.

Hitzeinseln werden zum Gesundheitsproblem

Tatsächlich sind Hitzewellen und tropische Nächte vielerorts schon heute ein Problem für die Gesundheit. Denn Hitze ist eine Belastung für den Körper. Ein internationales Forscherteam vermeldete im Fachmagazin „Nature Climate Change“, dass weltweit ein deutlicher Anstieg bei der Zahl der Hitzetoten infolge des Klimawandels feststellbar sei. Manche Wissenschaftler prophezeien gar, dass versiegelte, dicht bebaute Flächen und Emissionen aus dem Straßenverkehr und der Industrie Großstädte zu wahren Hitzeinseln – Regionen, die die Wärme speichern und auch nachts kaum abkühlen – machen werden. Diese könnten in den Sommermonaten perspektivisch unbewohnbar sein.  Damit dieses düstere Zukunftsszenario nicht Realität wird, tut sich bereits einiges. Für Forscher und Klimaexperten steht fest: Die grüne Stadt der Zukunft muss tatsächlich grün werden – nicht nur wenn es um nachhaltige Mobilität oder Ökostrom geht. Seit 2017 erforscht beispielsweise ein Team aus Wissenschaftlern im Projekt „HeatResilientCity“ (zu Deutsch: hitzerobuste Stadt) in den zwei Beispielquartieren Dresden-Gorbitz und Erfurt-Krämpfervorstadt, wie sich der Sommerhitze am besten begegnen lässt. Hier werden Anpassungsmaßnahmen an Gebäuden und öffentlichen Plätzen entwickelt, umgesetzt und bewertet. Der Ingenieur Guido Spohr vom Umwelt- und Naturschutzamt Erfurt erarbeitet im Rahmen des „HeatResilientCity“-Projekts neue Stadtplanungskonzepte und erklärt: „Wenn wir weiter so kompakt bauen, wird sich die Frischluftzufuhr noch mehr verschlechtern. Frischluftschneisen in die Stadt müssen erhalten bleiben.“ Diese Freiflächen ermöglichen, dass kühlender Wind durch die Stadt strömen kann.

Mit welchen Maßnahmen kann man Hitzewellen in der Stadt entgegenwirken?

Unter blau-grüner Infrastruktur versteht man ein Netzwerk von naturnahen Grün- und Gewässerflächen. Naturbasierte Lösungen werden dabei von der Natur inspiriert und unterstützt.

Um die Städte in Zukunft besser kühlen zu können, sind aber noch weitere, meist naturbasierte Lösungen und eine weiträumige blau-grüne Infrastruktur notwendig. Diese Maßnahmen sind kosteneffizient und bieten gleichzeitig ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile. „Das Stadtgrün muss einen deutlichen Mehrwert bekommen“, so Spohr. „Es muss den Quartieren ausreichend Schatten spenden. Außerdem müssen Sprühregen- oder Vernebelungsanlagen künftig eine größere Rolle spielen, genauso wie Trinkbrunnen.“

Durch Grünflächen in der Stadt und das Kühlen der Luft mit Wasser sollen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Menschen gesichert und die Aufenthaltsqualität im Freien gesteigert werden. Der Projektverbund „HeatResilientCity“ liefert nicht nur wichtige Erkenntnisse für die Optimierung bereits bestehender Stadtteile, sondern auch für die Planung neuer nachhaltiger Quartiere. Diese könnten beispielsweise den auf diesen Seiten abgebildeten Entwürfen des belgischen Umweltarchitekten Vincent Callebaut ähneln, der den futuristischen Yeouido Han River Park und das angeschlossene Yeoui-Naru Floating Ferry Terminal in Seoul anhand naturbasierter Lösungen und einer blau-grünen Infrastruktur neu konzipierte. Die organischen Strukturen geben den Besuchern das Gefühl, gleichzeitig drinnen und draußen zu sein, und machen die Plätze auch bei großer Hitze durch das Zusammenspiel von Schatten und Verdunstungskälte nutzbar.

In Zürich gibt es bereits seit 2020 einen Hitzeminderungsplan, der neben Entsiegelungsmaßnahmen auch mehr kühlende Wasser- und Grünflächen in der Stadt vorsieht. Geplant sind neue großflächige Parkanlagen, Dächer- und Fassadenbegrünung, die Beschattung von Verkehrswegen und die Installation von Brunnen, Becken und Wasserspielen auf Freiflächen.

Architektonisches Rendering eines futuristischen Fährterminals, das vom belgischen Umweltarchitekten Vincent Callebaut entworfen wurde.
Die Entwürfe des belgischen Umweltarchitekten Vincent Callebaut geben den Besuchern das Gefühl, gleichzeitig drinnen und draußen zu sein. Sie machen die Plätze auch bei großer Hitze durch das Zusammenspiel von Schatten und Verdunstungskälte nutzbar.

Hannover setzt auf grüne City-Roofwalks

Auch Hannover will der städtischen Hitze mit innovativen Projekten entgegenwirken. Dazu sollen Dachgärten in der Innenstadt angelegt und durch sogenannte Roofwalks miteinander verbunden werden. Entwürfe für das oberste Parkdeck des Parkhauses Schmiedestraße liegen bereits vor und zeigen begrünte Fassaden und Dächer mit Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten sowie Ruhezonen. Diese erste Maßnahme soll 2025 fertiggestellt und eine Initialzündung für die weitere Begrünung und Vernetzung benachbarter Gebäude über Brücken und Stege sein. Hannover zeigt, dass moderne Konzepte und Ideen gleichzeitig neue Grünflächen in der Stadt ermöglichen und die bereits vorhandene Bausubstanz erhalten können.

„Sollte dieses Projekt in den nächsten Jahren, insbesondere mit weiteren Dachgärten, erfolgreich umgesetzt werden, hätte Hannover bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal und eine Vorbildfunktion für andere Städte“, betont Ulrich Prote, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün der Stadt Hannover. Die neu entstehenden Roofwalks ergänzen die umfangreichen Programme der 2012 ins Leben gerufenen Initiative „Begrüntes Hannover“. In Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) startete die Stadt zunächst Förderprogramme zur Begrünung von Dächern und Fassaden, 2017 kam der Schwerpunkt Entsiegelung hinzu. Schon mehr als 18.000 Quadratmeter Dachflächen und diverse Fassaden konnten bisher neu begrünt und fast 1800 Quadratmeter unnötig versiegelte Flächen, zum Beispiel in Innenhöfen, wieder geöffnet werden. Sie liefern einen wichtigen Beitrag zu Hannovers Klimaanpassungsstrategie.

Innovative Gebäudeklima-Konzepte für die grüne Stadt der Zukunft

Aber nicht nur öffentliche Räume müssen durch Grünflächen und Wasser während extremer Hitzeperioden gekühlt werden. Zusätzlich braucht es nachhaltige und energiearme Alternativen zu Standardklimaanlagen in Innenräumen. Hier bringt der Energiedienstleister enercity seine Expertise ein: Das Know-how und die langjährige Erfahrung des enercity KälteServices kommen in öffentlichen Einrichtungen, Büro-, Gewerbe- oder Industriegebäuden zum Tragen und ermöglichen wirtschaftliche und gleichzeitig zukunftsorientierte individuelle Kältelösungen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das innovative Gebäudeklima-Konzept für das gemeinsame Schulungs- und Präventionszentrum der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), das bis 2023 in Hamburgs HafenCity entsteht. Die Grundlage der klimafreundlichen Wärme- und Kälteversorgung bildet die nahezu CO2-freie industrielle Abwärme des in Hamburg ansässigen Multimetallproduzenten Aurubis. Durch den Einsatz einer Absorptionskälteanlage, welche die klimafreundliche Fernwärme in Kälte umwandelt, fällt der Strombedarf im Vergleich zu anderen Kälteerzeugungskonzepten um mindestens 50 Prozent geringer aus. „Industriewärme steht das ganze Jahr zur Verfügung. Sie wird aber meist nur als Wärme zum Heizen und für Warmwasser insbesondere in den kalten Jahreszeiten genutzt. Die hier geplante Absorptionskältemaschine kann Wärme in Kälte umwandeln, sodass wir die industrielle Abwärme nun auch im Sommer sinnvoll nutzen können“, sagt Sascha Brandt, Vertriebsleiter der in Hamburg ansässigen enercity contracting.

Dieses und andere klimafreundliche Kühlkonzepte für die Innenräume ergänzen die blau-grüne Infrastruktur der hitzeresilienten Städte von morgen optimal. Zusammen können sie nicht nur das Leben in den hitzegeplagten Großstädten erleichtern, sondern sich zudem abschwächend auf den Klimawandel und die Erwärmung der Ballungszentren auswirken.

Der enercity KälteService

Ob öffentliche Einrichtung, Büro-, Gewerbe- oder Industriegebäude: enercity bietet individuelle Kältelösungen und übernimmt die komplette Betreuung Ihrer Kälteanlage. Somit sparen Sie nicht nur Energie,  sondern auch Zeit und Nerven.

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16. Mai 2022
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Hannover

Text: Annika Schmitz. Fotos: Vincent Callebaut.

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