Windrad
Wahr oder falsch?

Aufgeklärt: 7 Mythen über Windkraftanlagen

Windenergie ist eine der tragenden Säulen der Energiewende. Trotzdem kursieren noch immer zahlreiche Mythen über die wichtige grüne Energiequelle. Wir haben sieben von ihnen unter die Lupe genommen und räumen mit den Irrtümern und Halbwahrheiten rund um das Thema Windkraft auf.

Mythos 1: Windenergieanlagen allein reichen zur Stromversorgung nicht aus

Das ist grundsätzlich richtig. Dennoch ist die Windenergie Deutschlands wichtigste Energiequelle. Allein im ersten Quartal 2024 wurden deutschlandweit circa 46,8 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Windkraftanlagen erzeugt. Das entspricht einem Anteil von etwa 38,5 Prozent an der gesamten Bruttostromerzeugung. Der Erdgas-Anteil lag hingegen nur bei rund 16 Prozent. Der Gesamtanteil der erneuerbaren Energien am Strommix, also dem Strom, der tatsächlich aus der Steckdose kommt, liegt bei 58,4 Prozent.

Fakt ist: Nach einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme wäre eine Stromversorgung auch mit 100 Prozent Erneuerbaren gewährleistet. Das liegt zum einen an der Intensivierung des europäischen Stromaustausches und zum anderen an der intelligenten Infrastruktur, genannt Smart Grid.

Weiterführende Informationen hierzu lesen Sie im Artikel „Wie genau funktioniert ein Smart Grid?“.

Ein Windrad auf einem grünen Feld
Windkraftanlagen generieren mittlerweile einen Großteil unseres Stroms, 2024 waren es etwa 38,5 Prozent.

Mythos 2: Windkraftanlagen stehen oft still

Das ist so nicht richtig. Wer durch Deutschland fährt, entdeckt zwar immer mal wieder ein Windrad, das stillsteht. Der Mythos, dass Windkraftanlagen oft stillstehen, stimmt aber nicht.

Fakt ist: Es gibt verschiedene Gründe, warum Windkraftanlagen kurzfristig abgeschaltet werden. Einer kann sein, dass die Anlage mehr Strom erzeugt, als das Netz aufnehmen kann. In einem solchen Fall wird sie vom Netzbetreiber vorübergehend heruntergeregelt. Auch Wartungsarbeiten und Reparaturen sorgen dafür, dass sich Windräder nicht bewegen. Ein weiterer Anlass kann der Tierschutz sein. Vor allem zu Brut- und Ausflugzeiten von Vögeln und Fledermäusen werden Windräder abgeschaltet.

Mythos 3: Windräder töten Vögel

Fest steht: Windkraftanlagen kosten Vögel das Leben, wenn diese die Anlagen zu spät als Hindernis wahrnehmen. Allerdings lässt sich der Vorbehalt, dass Windräder sehr viele Tiere töten, entkräften, wenn man die Zahlen verunglückter Vögel ins Verhältnis setzt.

Fachleute schätzen, dass pro Jahr bis zu 100.000 Tiere durch Windräder getötet werden. Was zunächst viel klingt, erweist sich beim genaueren Hinsehen als vergleichsweise geringe Gefahr. Denn: Jährlich fallen circa 70 Millionen Tiere dem Bahn- und Straßenverkehr zum Opfer, und zwischen 20 und 100 Millionen weitere Tiere werden durch Hauskatzen getötet. Auch Glasscheiben stellen für Flugtiere ein deutlich größeres Risiko dar als Windenergieanlagen. Fakt ist: Die Gefahr von Windkraftanlagen für Tiere ist vergleichsweise gering.

Um die Tiere so gut wie möglich zu schützen, halten Planungsbeauftragte von Windparks strikte Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes ein. Bevor eine Anlage genehmigt wird, werden zunächst Gutachten erstellt, die belegen, dass die Auswirkungen auf die Umwelt gering und somit vertretbar sind. Neben der Vogelwelt betrifft dies auch Fledermäuse und Tiere, die sich am Boden befinden, beispielsweise Eidechsen oder auch geschützte Ameisen.

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Die Gefahr, die für Vögel von Windrädern ausgeht, ist kleiner als weitläufig angenommen.

Mythos 4: Windenergieanlagen können nicht recycelt werden

Falsch! Windkraftanlagen bestehen unter anderem aus Beton, Stahl und Verbundwerkstoffen. Für die meisten dieser Materialien existieren heute effiziente Recyclingverfahren, die eine umweltverträgliche Weiterverwendung ermöglichen.

Problematisch war in der Vergangenheit das Recycling der Flügel, die aus glasfaserverstärktem Kunststoff bestehen. Doch auch diese lassen sich heutzutage mithilfe eines speziellen Verfahrens wiederverwenden. Eine mobile Wasserstrahllanze zerteilt den Flügel in mehrere kleine Teile, die anschließend in einer sogenannten Prallmühle in ihre Bestandteile zerlegt werden. Auf diese Weise können aus einem Rotorblatt bis zu 15 Kubikmeter Holz zurückgewonnen werden.

Fakt ist: Muss eine Windenergieanlage zurückgebaut werden, lassen sich zwischen 80 und 90 Prozent der Komponenten in Recyclingkreisläufe zurückführen. Das ergab eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Chemische Technologie.

Umweltfreundlich oder nicht? Mehr darüber in unserem Artikel „Die Energiebilanz von Windkrafträdern“.

Mythos 5: Windenergie erzeugt krankmachenden Infraschall

Stimmt nicht! Im Jahr 2009 veröffentlichte die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) eine Studie, die Windrädern hohe Infraschallwerte zuschrieb. Diese Studie nahmen viele Windkraftgegner:innen zum Anlass, um gegen die Stromerzeugung durch Windenergie zu protestieren.

2021 räumte die BGR allerdings ein, Rechenfehler gemacht zu haben. Durch eine falsche Umrechnung des Drucksignals in Schalldruckpegel wurden die Infraschallwerte von Windenergieanlagen rund 4000-mal höher eingeschätzt, als sie tatsächlich waren. Mehr dazu lesen Sie in unserem Artikel „Infraschall von Windrädern“.

Heute lautet der wissenschaftliche Konsens: Windenergieanlagen haben keinen nennenswerten Einfluss auf die Infraschallbelastung der umliegenden Gebiete.

Mythos 6: Windkraftanlagen belästigen durch Schattenwurf und Blinklichter

Auch das ist so nicht richtig! Anwohnende empfinden Windkraftanlagen manchmal als störend. Allerdings existieren in Bezug auf den Schattenwurf klar definierte Immissionsschutzregelungen. Windkraftanlagen müssen zeitweise abgeschaltet werden, sofern ihr Schatten länger als 30 Stunden pro Jahr und 30 Minuten am Tag auf ein Wohnhaus fällt. Die Beeinträchtigung für Anwohnende hält sich in Grenzen.

 

Um die Beeinträchtigung durch nächtliche Lichtsignale zu reduzieren, hat das Bundeskabinett im Jahr 2023 zudem die Pflicht zur bedarfsgesteuerten Nachtkennzeichnung beschlossen. Deutschlandweit werden alle Windenergieanlagen nach und nach mit einer neuen Technologie ausgestattet. Sie erfasst ankommende Flugobjekte – wie beispielsweise Flugzeuge – mithilfe von Radar und schaltet die Lichtsignale erst im Bedarfsfall an. Auf diese Weise lässt sich die Lichtaktivität einer Windkraftanlage um rund 90 Prozent reduzieren.

Auch enercity hat seine Windparks mit der neuen Technologie ausgestattet. Wie die bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung im Detail funktioniert, erläutert unser Artikel „Windkraft im Wandel“.

Beleuchtete Windräder in der Dämmerung
Windenergieanlagen leuchten nachts nur noch bei Bedarf, also wenn sich Flugobjekte nähern.

Mythos 7: Windräder beeinträchtigen das Landschaftsbild

Das stimmt so nicht. Es lässt sich zwar nicht abstreiten, dass durch den Ausbau der erneuerbaren Energien immer mehr Windkraftanlagen für die Bürger:innen sichtbar werden. Allerdings ist eine häufig kritisierte „Verspargelung der Landschaft“ durch Windräder nicht zu befürchten. Der Grund: Damit Windenergie ihren erforderlichen Beitrag zur Stromerzeugung leisten kann, sind lediglich zwei Prozent der Landesfläche Deutschlands notwendig. Davon, dass Windenergieanlagen das Landschaftsbild flächendeckend verändern werden, kann also keineswegs die Rede sein.

Hinzu kommt, dass immer mehr alte Anlagen aufgrund des technologischen Fortschritts durch neue, effizientere Anlagen ersetzt werden. Das Stichwort hierbei lautet „Repowering“. Da moderne Anlagen wesentlich höhere Stromerträge bringen als ältere Exemplare, kann zukünftig auf gleicher Fläche mit weniger und dafür leistungsfähigeren Anlagen deutlich mehr Strom erzeugt werden. Die Anzahl der Windkraftanlagen wird perspektivisch also nicht übermäßig steigen.

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18. Oktober 2024
Erneuerbare Energien
Klimaschutz
Ökostrom

Text: Faktencheck. Fotos: Getty Images.

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