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Warum es in Städten mehr regnet als im Umland

US-amerikanische Wissenschaftler:innen haben die Regenmengen in mehr als 1000 Städten weltweit analysiert und festgestellt, dass es in zwei von drei großen Städten nicht nur heißer ist als im Umland – es regnet auch deutlich mehr. Schuld daran ist unter anderem der sogenannte Hitzeinsel-Effekt.

Schon lange ist bekannt, dass sich Metropolen bei hohen Temperaturen besonders stark aufheizen. Insbesondere in der heißen Jahreszeit liegen die Durchschnittstemperaturen in urbanen Ballungsgebieten oft mehrere Grad über denen im Umland.

Schematische Darstellung der Temperaturunterschiede zwischen dem Umland, der Vorstadt und der Innenstadt einer Metropole
An manchen Sommertagen und -nächten kann der Temperaturunterschied zwischen Stadt und Umland mehrere Grad Celsius betragen.

Ursache für die Entstehung dieser sogenannten städtischen Hitzeinseln (engl.: „urban heat islands“) sind viel Asphalt, große Flächen zubetonierten Bodens und hohe Häuser. Denn über dunklen Flächen wie Straßen und Gehwegen staut sich die Wärme – und die hohen Bauten verhindern eine ausreichend gute Luftzirkulation, was den Abtransport der Wärme schwieriger macht. Dazu kommt, dass Bäume und Sträucher, Wasserläufe und Seen, die normalerweise einen kühlenden Effekt auf die Umgebung haben, in den allermeisten Städten Mangelware sind. Weil viele Städte deshalb auch nachts kaum abkühlen, haben die Bewohnerinnen und Bewohner im Sommer oft mit extremer Hitze zu kämpfen. Ein Problem, das sich durch den Klimawandel stetig verschärft. Das verdeutlichen Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Wie die unten stehende Grafik zeigt, war die Anzahl der in der Stadtklimastation Berlin-Alexanderplatz und der Umlandstation Berlin Brandenburg gemessenen heißen Tage mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius zwischen 1990 und 2020 nahezu identisch. Die Anzahl der Tropennächte, in denen die Temperaturen nachts mehr als 20 Grad betrugen, lag in der Hauptstadt jedoch wesentlich höher als im brandenburgischen Umland.

Die beiden Grafiken zeigen die Anzahl der in der Stadtklimastation Berlin-Alexanderplatz und der Umlandstation Berlin Brandenburg gemessenen heißen Tage und Tropennächte
Während die Temperaturunterschiede zwischen der Berliner Innenstadt und ihrem Umland tagsüber nur geringfügig sind, liegt die Anzahl der Tropennächte in der Stadt dagegen weitaus höher als im Umland.

Verständlich also, dass Städteplaner:innen aus der ganzen Welt nach Wegen suchen, das Hitzeproblem in den Griff zu bekommen – etwa indem die Anzahl der Grünflächen in den Städten erhöht wird, Wasserflächen angelegt oder unterirdische Wasserläufe wieder freigelegt werden. Im Artikel „Blau-grüne Ideen und Konzepte zur Kühlung der Städte“ lesen Sie mehr darüber.

 

Sieben Prozent mehr Regen als auf dem Land

Jetzt haben US-Forscher:innen von der University of Texas in Austin noch einen mit der Entstehung von Hitzeinseln verwandten Effekt ausgemacht: In den meisten großen Städten auf der Welt ist es nicht nur heißer, es regnet auch deutlich mehr als im Umland. Über zwei Jahrzehnte hinweg hatten die Wissenschaftler:innen dafür die Niederschlagsmuster in mehr als 1000 Städten der Welt und in den sie jeweils umgebenden Gebieten anhand von Satellitendaten untersucht. Mit erstaunlichem Ergebnis:

In etwa zwei von drei der untersuchten Städte regnet es demnach über das Jahr betrachtet mehr als außerhalb. Vor allem im Sommer gibt es in Metropolen im Durchschnitt rund sieben Prozent mehr Regen als in dem sie umgebenden Land. Besonders hoch ist die Stadt-Land-Regen-Diskrepanz in tropischen Regionen, weil dort ohnehin bereits recht heiße und feuchte Bedingungen herrschen: Auf Platz eins des Rankings liegt Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam, gefolgt von der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur und der nigerianischen Millionen-Metropole Lagos.

Skyline von Kuala Lumpur in der Morgendämmerung
In Kuala Lumpur, der Hauptstadt Malaysias, ist der städtische Hitze-Inseleffekt besonders stark ausgeprägt.

Für den „Urban Rainfall Effect“ verantwortlich, so die Wissenschaftler:innen, ist tatsächlich unter anderem der Hitzeinsel-Effekt: Die höheren Temperaturen begünstigen feuchtere Luft, die zudem schneller aufsteigt. Aber auch die städtische Bebauung führt zu erhöhtem Regenvorkommen in Metropolen: Hochhäuser bremsen kühlende Luftströme ab und leiten zugleich warme Luft vom Boden nach oben. Das begünstigt die Bildung von Wolken, die dann meist schon in der Stadt abregnen. Zusätzlich können Luftschadstoffe aus dem städtischen Verkehr die Kondensation erhöhen und damit Niederschläge verstärken.

Wie man das städtische Klima verbessern und Nachhaltigkeit und urbanes Leben miteinander vereinen kann, zeigen Beispiele aus aller Welt. Im Artikel „Die grünsten Städte der Welt“ lesen Sie, welche Maßnahmen in Kopenhagen, Wien, Vancouver, Singapur, Madrid, Kapstadt und der brasilianischen Metropole Curitiba ergriffen wurden.

 

Nicht nur grüne, auch smarte Städte sind gut für das Klima!

Neben Kommunen und Städteplaner:innen kann auch jede und jeder Einzelne etwas dazu beitragen, dass unser Energieverbrauch smarter wird – beispielsweise durch smarte Thermostate, die Heizkosten und Verbrauch reduzieren und so die Umwelt entlasten.

12. Dezember 2024
Klimaschutz

Text: Elena Rudolph. Fotos: Getty Images.

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