Wie uns Schwammstädte vor Extremwetter schützen können
Was ist eine Schwammstadt?
Das Prinzip der Schwammstadt basiert darauf, städtische Gebiete so zu gestalten, dass sie wie ein Schwamm agieren. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind, überschüssiges Wasser bei starken Regenfällen aufzunehmen, zu speichern und dieses Wasser bei Bedarf wieder abzugeben. Statt Wasser über Kanalisationen schnell abzuleiten, soll es vor Ort in den Boden versickern, in Grünflächen gespeichert oder zur späteren Kühlung verdunstet werden. Dies geschieht durch eine Kombination von durchlässigen Oberflächen, Grünflächen, Rückhaltebecken und speziellen Speichersystemen.
Wie hilft das Schwammstadt-Konzept?
Traditionelle Entwässerungssysteme stoßen bei Starkregen schnell an ihre Grenzen: Viele ältere Kanalnetze sind auf gleichmäßigere Niederschläge ausgelegt und können kurzfristig auftretende, große Wassermengen nicht schnell genug ableiten, was zuinnerstädtischen Überschwemmungen führen kann. Durch den Bau von Rückhaltebecken und neuen Grünflächen kann mehr Regenwasser effektiver aufgenommen und gespeichert werden.
Auch Rigolensysteme werden immer häufiger eingesetzt. Dabei handelt es sich um unterirdische Rückhalteräume zur naturgetreuen Regenwasseraufnahme, -speicherung, -versickerung und -ableitung. So werden innerstädtische Überschwemmungen verhindert und gleichzeitig Wasserreservoirs gebildet. Diese Wasserspeicher tragen dazu bei, die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, was zu einer Abkühlung der Umgebung führt.
In der Kombination mit mehr Vegetation und weniger versiegelten Flächen wirken diese Maßnahmen so dem sogenannten „Wärmeinseleffekt“ entgegen, bei dem Städte wärmer sind als das Umland. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Ratgeber „Konzepte zur Kühlung der Städte“.
Gibt es Schwammstädte bereits in Deutschland?
In Deutschland wird das Konzept der Schwammstadt in verschiedenen Städten erprobt und umgesetzt. Hier einige Beispiele:
Hamburg verfolgt verschiedene Ansätze, die zumeist noch in Planung sind, aber vereinzelt bereits umgesetzt werden. Zukünftig sollen vermehrt Gründächer und -fassaden, Zisternen für Regenwasser, multifunktionale Regenrückhaltebecken und durchlässige Oberflächen, die Wasser besser aufnehmen und speichern können, installiert werden. Diese Maßnahmen entlasten in Zukunft die Kanalisation und verbessern das Mikroklima, während öffentliche Flächen wie Sportplätze zur temporären Speicherung von Regenwasser genutzt werden. Ein Beispiel für die Begrünung von Dächern ist der Hamburg Bunker mitten auf St. Pauli.
Leipzig arbeitet intensiv daran, Grünflächen zu erweitern, um mehr Wasser aufnehmen und speichern zu können. Durch innovative bauliche Techniken wie wasserdurchlässige Pflasterungen, Gründächer und angepasste Regenwasserbewirtschaftung in neuen Wohnquartieren wird das Konzept der Schwammstadt hier umgesetzt. Leipzig legt zudem großen Wert auf die Entsiegelung von Flächen, um den Boden zu entlasten und das Grundwasser zu regenerieren.
Berlin integriert das Schwammstadt-Konzept in viele Bauprojekte, insbesondere durch Dach- und Fassadenbegrünungen sowie die Entsiegelung von Flächen. Die Stadt setzt vermehrt auf dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, um die Belastung der Kanalisation zu reduzieren und Überschwemmungen zu verhindern.
Und auch in Dresden, einer Stadt, die immer wieder Opfer von Hochwasserereignissen ist, gibt es erste Pilotprojekte, um Regenwasser effizienter zu managen. Ziel ist es, so viel Regenwasser wie möglich in den Boden zu leiten, anstatt es direkt über Kanäle in die Elbe abzuführen. So will sich die Stadt noch besser vor Überflutungen zu schützen.
Welche Schwammstadt-Beispiele gibt es international?
Gerade in Europa sind uns einige Städte schon etwas voraus. So ist Kopenhagen eine der Vorreiterstädte, die das Konzept der Schwammstadt bereits erfolgreich implementiert haben. In Dänemarks Hauptstadt wurden umfassende Regenwassermanagementsysteme und grüne Dächer integriert, um die Stadt an den steigenden Meeresspiegel und häufigere Starkregenereignisse anzupassen. Ziel ist es, nicht nur die Hochwassergefahr zu verringern, sondern auch die Lebensqualität durch mehr Grünflächen und kühlere Stadtbereiche zu steigern.
Auch in der Schweiz gibt es erfolgreiche Beispiele für Schwammstädte. In Luzern wurden beispielsweise Parkanlagen so gestaltet, dass sie Wasser speichern und langsam wieder abgeben können. Lausanne wiederum setzt auf die Entsiegelung von Flächen und die Schaffung neuer Grünflächen, um den Wasserhaushalt der Stadt zu verbessern. Und Zürich plant den Umbau von Straßen und Plätzen, um diese fit für Starkregenereignisse zu machen und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität zu erhöhen.
Fazit: Sowohl in Deutschland als auch international braucht es beim Schwammstadt-Konzept aber viel Geduld. Während Maßnahmen zum Regenwassermanagement recht schnell spürbar sind, benötigen die Umgestaltungen ganzer Stadtteile inklusive neuer Grünflächen mehrere Jahre. Bis die Maßnahmen umgesetzt sind und flächendeckend spürbare Auswirkungen auf das Stadtklima haben, den Wärmeinseleffekt reduzieren und die Temperaturen messbar sinken, wird es voraussichtlich einige Jahrzehnte dauern.
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