Neue Solarpower für die Energiewende
Deutschland hat sich viel vorgenommen: Spätestens bis zum Jahr 2038 will das Land aus der klimaschädlichen Kohleverstromung aussteigen. Im Gegenzug soll die regenerative Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse ausgebaut werden. enercity schafft den fossilen Rohstoff sogar schon vorher ab: Ab 2030 läuft das Kraftwerk in Hannover-Stöcken nur noch mit erneuerbaren Energien.
Beim Energiedienstleister enercity nimmt der Ausbau der Solarenergie deshalb seit 2016 eine wichtige Rolle ein. Einerseits verkauft, vermietet und wartet das Unternehmen Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) für private Hausbesitzer. Daneben spricht enercity Unternehmen an, die für ihren Betrieb Photovoltaiklösungen suchen. Gemeinsam mit den Interessenten erarbeitet enercity dort zunächst, wie viel Strom wann benötigt wird und ob die zur Verfügung stehende Dachfläche ausreicht, um den Bedarf zu decken. Wenn nicht, kann Energie – Ökostrom – aus dem allgemeinen Versorgungsnetz zugekauft werden. So entstehen individuelle Vertragslösungen für jeden Betrieb. Wie Ökostrom überhaupt erzeugt wird, haben wir hier zusammengefasst.
Mieterstrom: Energiewende in den eigenen vier Wänden
Zusätzlich setzt enercity vermehrt auf Mieterstrom. Also auf Strom, der von Solaranlagen auf dem Dach von Mehrfamilienhäusern durch die Kraft der Sonnenenergie erzeugt und von dort direkt an die Verbraucher in diesen Gebäuden geliefert wird. Dafür installiert und betreibt enercity mit Zustimmung des Gebäudeeigentümers auf solchen Wohnhäusern PV-Anlagen. Die Mieter können dann einen Stromvertrag abschließen und erhalten den Strom aus „ihrer“ Photovoltaikanlage. Wenn die Anlage nicht produziert, weil die Sonne nicht scheint, beziehen die Nutzer 100 Prozent Ökostrom. „So sichern wir einen komplett nachhaltigen Tarif. Dabei schauen wir, wie der Verbrauch im Haus ist, und versuchen eine Anlage auf das Dach zu bringen, die dem Verbrauch der Mieter auch entspricht“, sagt Dr. Katrin Schulz, Leiterin der Abteilung Kundenlösungen Strom bei enercity.
Dr. Katrin SchulzLeiterin Kundenlösungen Strom bei enercity"Wir gehen beim Mieterstrom mit unserer Investition in Vorleistung, weil wir als Energiedienstleister an die Chancen des Modells glauben."
Wenn dennoch einmal überschüssiger Strom nicht lokal verwendet wird, speist die Anlage diesen gegen eine Vergütung ins allgemeine Netz ein. Ziel ist aber, den von der Photovoltaikanlage stammenden Strom möglichst auch komplett zu verbrauchen – und den Mietern sowie Wohnungseigentümern damit die Möglichkeit zu geben, Teil der Energiewende zu werden. Denn durch den direkt vor Ort erzeugten Solarstrom kann jedes Haus mehr als 10.000 kg CO2 pro Jahr einsparen. „Der Stromtarif für den Kunden liegt dabei mehr als zehn Prozent unter dem örtlichen Grundversorgungstarif, kurz GVV“, so Katrin Schulz. Der Grundversorger ist derjenige Stromanbieter, der den Kunden beliefert, wenn er keinen Liefervertrag abgeschlossen hat und Strom aus dem Netz entnimmt. Damit profitieren alle – Hausbesitzer wie Mieter. enercity kümmert sich sowohl um die Finanzierung, Errichtung, Planung und Betrieb der Photovoltaikanlage als auch um die Stromlieferung an die Nutzer des Gebäudes. Zusätzlich erhalten die Dacheigentümer eine jährliche Dachpacht.
Derzeit konzentriert sich enercity als Grundversorger für Hannover vor allem auf die niedersächsische Landeshauptstadt, kann sich in Zukunft das Ganze aber auch deutschlandweit vorstellen. Zumal für den Ausbau solcher Mieterstrommodelle deutschlandweit noch viel Potenzial vorhanden ist. Denn ein Großteil der Dächer in Deutschland, vor allem innerstädtisch, ist noch nicht mit Photovoltaikanlagen belegt. Dort schlummern riesige Chancen. Beispiel Hannover: Würde enercity alle geeigneten Dachflächen mit Anlagen ausstatten, könnte eine Strommenge erzeugt werden, die weit über den Bedarf der Menschen im Stadtgebiet hinausgeht.
Erstes Mieterstromprojekt in Hannover
Eines der ersten Mieterstromprojekte hat enercity in der Velberstraße in Hannover-Linden umgesetzt, in einem Neubau, in den eine Wohngruppe mit 16 Parteien inklusive Kita im Erdgeschoss eingezogen ist. Seit Februar 2019 sind 52 PV-Module in Betrieb, sie erzeugen rund 13.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Für den Betrieb der Anlage kooperiert enercity mit der Wohnungsgenossenschaft Ostland, die das Haus besitzt. Geht es nach Christian Watermann, Technischer Leiter bei der Ostland Wohnungsgenossenschaft eG, ist das Dach in der Velberstraße nur das erste von vielen. Die Aussicht auf ökologisch produzierten Strom, der die individuelle CO2-Bilanz verbessert und dazu noch dauerhaft günstig ist, finde großen Anklang bei den Mieterinnen und Mietern. „Mit der Idee des Mieterstroms rennen wir bei unseren Mitgliedern offene Türen ein“, sagt Watermann.
Für die Wohnungsgenossenschaft sei durch das Projekt kein großer Aufwand entstanden, so Watermann. „Wir haben zunächst unseren Mietern das Modell vorgestellt und sie ins Boot geholt.“ Im Anschluss erfolgte eine grundsätzliche Prüfung des Gebäudes auf dessen Eignung. Danach konnte Watermann sich zurücklehnen: Denn Ostland als Gebäudeeigentümer stellt lediglich die Dachfläche zur Verfügung. Die Installation der Anlage sowie Betrieb, Beaufsichtigung und Wartung übernimmt enercity.
Christian WatermannTechnischer Leiter, Ostland Wohnungsgenossenschaft eG„Mit der Idee des Mieterstroms rennen wir bei unseren Mitgliedern offene Türen ein.“
Mieterstromspezialist aus Hannover
An dieser Stelle macht sich das langjährige Know-how des Energiedienstleisters bezahlt. Denn um Mieterstrom erfolgreich umzusetzen, braucht es nicht nur technische Fertigkeiten, sondern auch Spezialwissen über den Energiemarkt, Schnittstellenkompetenz und ein kluges Management. Netzanschluss, Solarinstallation, Vertrieb, Abrechnung, Zählerumbau, Forderungswesen: All diese Aufgaben müssen miteinander verknüpft werden.
Christian Watermann von Ostland zieht ein positives Fazit aus der bisherigen Zusammenarbeit. „Derzeit suchen wir unter unseren rund 2.000 Gebäuden weitere passende Objekte“, sagt er. „Das Modell wird bei uns künftig weiter auf der Agenda stehen.“ Mit diesem Vorsatz ist Ostland nicht allein: Das Interesse am Mieterstrom wachse spürbar, bestätigt Thomas Wunram von enercity. Zum Teil seien es die Mieter selbst, die ihre Vermieter auf das Thema aufmerksam machten, zum Teil aber auch Immobilieninvestoren sowie Eigentümer, die bauliche Verpflichtungen einhalten oder ihre Wohnhäuser attraktiver machen wollten.
Um auszurechnen, ob sich eine Investition rentiert, simulieren Wunram und seine Kollegen den Betrieb vorab am Computer. Wie viel Fläche stünde zur Verfügung, wie viele Module ließen sich montieren? Wie sähe die Nutzungsstruktur aus – sprich wie viele Parteien würden mitmachen, und wann benötigen sie ihren Strom? Erst nach dieser Prüfung verhandelt enercity den jeweiligen Vertrag und installiert nach Unterschrift die Solaranlage.
Rund 20 Jahre Betriebszeit kommen dann auf die Anlage zu. Bei den Stromverträgen für die Mieter setzt enercity aber trotzdem auf kurze, verbraucherfreundliche Laufzeiten. „Wir gehen beim Mieterstrom mit unserer Investition in Vorleistung, weil wir als Energiedienstleister an die Chancen des Modells glauben“, erklärt Dr. Katrin Schulz. „Die Mieter erhalten nicht nur 100 Prozent Ökostrom, sondern werden selbst zum Teil der Energiewende.“
Wissenswertes zum Mieterstromzuschlag
Den Mieterstromzuschlag kann der Anlagenbetreiber vom Netzbetreiber verlangen, wenn der Strom in Solaranlagen mit einer installierten Leistung von maximal 100 Kilowatt erzeugt wird, die auf, an oder in einem Wohngebäude installiert sind. Zudem muss dieser Strom an die Verbraucher geliefert und verbraucht werden und darf nicht ins allgemeine Netz eingespeist werden. Weitere Voraussetzung: Der Mieterstromzuschlag wird nur für Strom aus Solaranlagen gewährt, die nach Inkrafttreten des Gesetzes in Betrieb genommen worden sind. Zudem muss die Anlage, für die der Mieterstromzuschlag in Anspruch genommen wird, bei der Bundesnetzagentur registriert werden. Die Mieter können ihren Stromanbieter weiterhin frei wählen.
Text: Redaktion #positiveenergie. Fotos: Shutterstock (2), Ibrahim Ot, Getty Images, enercity AG.
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