Direkter Draht zu gigantischem Ökostrom-Akku
Im Frühjahr 2021 war es so weit: Das deutsch-norwegische Leuchtturmprojekt NordLink nahm offiziell den Betrieb auf. Das rund 623 Kilometer lange See- und Landkabel versorgt die beiden EU-Länder mit grünem Strom aus Wind- und Wasserenergie – je nach Bedarf und Wetterlage. Die norwegischen Stauseen dienen dabei dem in Deutschland erzeugten Strom aus Windenergie als Stromspeicher. Umgekehrt liefert Norwegen bei Windflauten aus Wasserenergie gewonnenen Strom nach Deutschland.
Genau genommen verläuft NordLink als Erdkabel zwischen den deutschen Gemeinden Büsum und Wilster, dann 516 Kilometer durch die Nordsee und per Freilandkabel zwischen dem norwegischen Vollesfjord und Tonstad. Die Kapazität der intelligenten Stromverbindung umfasst etwa 1400 Megawatt.
Windenergie: Tragende Säule der Energiewende in Europa
Der Ausbau der Windenergie spielt für Deutschland eine bedeutende Rolle bei der Energiewende und dem Erreichen der Klimaziele. Immerhin hat die Bundesregierung in einer Gesetzesnovelle in diesem Jahr beschlossen, dass Deutschland schon bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden soll und nicht wie zunächst vereinbart erst 2050. Neben dem Ausbau der Sonnenenergie steht die Windenergie auf See und an Land – Off- und Onshore genannt – als tragende Säule für eine klimaneutrale Zukunft.
Auch enercity ist Vorreiter beim Ausbau der Windenergie und zählt mit insgesamt 181 Windkraftanlagen in 23 Parks zu den zehn größten Betreibern von Onshore-Windanlagen in Deutschland.
Doch wie funktioniert eine sichere Energieversorgung, wenn der Wind einmal nicht weht oder wenn er über längere Zeit zu stark weht?
Stauseen dienen als moderne Ökostrom-Akkus
Auf diese Frage liefert das in beide Richtungen nutzbare Seekabel NordLink eine Antwort. Wird an Deutschlands Nordseeküste zu viel Strom produziert, so gelangt dieser via NordLink nach Norwegen. Dort kann er sowohl direkt verbraucht als auch zum Betrieb der dort vielfach vorhandenen großen Pumpspeicherkraftwerke genutzt werden.
Pumpspeicherkraftwerke nutzen elektrische Energie, um Wasser in einen höhergelegenen Stausee zu pumpen (siehe auch unseren Artikel „Wie wird aus Wasser Strom?“). Bei Bedarf wird das Wasser abgelassen, treibt dabei Turbinen an und erzeugt wiederum Strom. Bei einer Windflaute in Deutschland kann also der Strom aus den norwegischen Wasserkraftwerken via NordLink zurück in das hiesige Stromnetz transportiert werden. Das Seekabel ermöglicht es demzufolge, die norwegischen Kraftwerke wie einen großen Ökostrom-Akku auch für das deutsche Stromnetz einzusetzen.
NordLink als „Musterbeispiel für gelungenen Netzausbau“
Das intelligent steuerbare Seekabel ist ein deutsch-norwegisches Gemeinschaftsprojekt der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sowie der beiden Übertragungsnetzbetreiber TenneT und Statnett. Die beiden Netzbetreiber sind auch für den weiteren Betrieb und die Lieferung der nachhaltigen Energie zuständig.
Mit NordLink können Deutschland und Norwegen temporäre Schwankungen in der Ökostromproduktion ausgleichen und gleichzeitig beide Länder effektiv mit grünem Strom aus erneuerbaren Energien versorgen. Das Projekt lobte auch das Bundeswirtschaftsministerium: Nicht nur erhöhe NordLink die Versorgungssicherheit in beiden Ländern, sondern leiste auch einen wichtigen Beitrag zur Senkung der CO₂-Emissionen und damit zur Erreichung der europäischen Klimaschutzziele. Damit sei NordLink ein „Musterbeispiel für gelungenen Netzausbau“.
In diesem Sinne: „godt klima“!
Text: Anne Ruhrmann. Fotos: TenneT (2), Getty Images.
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