Das Bild zeigt einen Wasserstoffspeicher.
Ökostrom

Energiespeicher der Zukunft – so könnten sie aussehen

Schwerkraft, Druck oder Salz – es gibt viele Möglichkeiten, um den Strom aus Erneuerbare-Energien-Anlagen zwischenzuspeichern. Nicht wenige davon sind nachhaltiger und technisch leichter zu handhaben als Pumpspeicherkraftwerke oder Lithium-Ionen-Akkus, die zurzeit noch am häufigsten als Zwischenspeicher zum Einsatz kommen. Wir stellen sechs innovative Energiespeicherlösungen der Zukunft vor.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Intermittierend: Erneuerbare Energiequellen wie Windkraft und Solarenergie produzieren nicht konstant die gleiche Menge Strom. Daher kann die Energiewende langfristig nur gelingen, wenn effiziente Energiespeicherlösungen entwickelt werden.

 

  • Innovativ: Unterwasser-Pumpspeicherkraftwerke, Schwerkraftspeicher sowie Salzwasserakkus und Wasserstoffspeicher bieten vielversprechende Alternativen zu herkömmlichen Energiespeichern.

 

  • Mechanisch, chemisch, thermisch: Technologien wie Druckluftspeicher, elektrothermische Energiespeicher und Salzspeicher nutzen unterschiedliche physikalische Prinzipien, um Energie effizient zu speichern und freizugeben.

Was sind die Energiespeicher der Zukunft?

Diese Frage ist für das Erreichen der Energiewende entscheidend. Denn wie gut sie vorankommt, hängt vor allem von den Speichern ab, die künftig eingesetzt werden. Warum das so ist, ist schnell erklärt: Erneuerbare Energiequellen wie Windkraft und Solar sind intermittierend, das heißt, sie produzieren nicht immer konstant viel Energie, sondern liefern unterschiedlich große Mengen Energie – je nachdem, wie stark die Sonne scheint oder der Wind weht. Um eine sichere und konstante Versorgung zu gewährleisten, muss grüner Strom daher also zwischengespeichert werden können.

Aus diesem Grund wird weltweit zu neuen Energiespeichertechnologien geforscht, die es ermöglichen, überschüssige Energie zu speichern, wenn die Produktion hoch ist, und sie freizugeben, wenn die Produktion niedrig ist.

Wie kann man Strom langfristig speichern?

Zurzeit werden zur Speicherung von mit erneuerbarer Energie produziertem Strom vor allem Pumpspeicherkraftwerke eingesetzt. Diese brauchen allerdings eine geeignete Topografie, also mindestens einen Berg, außerdem ausreichend Wasser und eine vergleichsweise teure Infrastruktur.

Unterwasser-Pumpspeicherkraftwerk_Energie-speichern

Als Alternative für herkömmliche Pumpspeicherkraftwerke könnten künftig auch Unterwasser-Pumpspeicherkraftwerke fungieren. Diese basieren auf am Meeresgrund versenkten, wassergefüllten Hohlkugeln, die mit dem Überschussstrom – etwa von Windkraftanlagen auf See – leer gepumpt werden. Die gespeicherte Energie kann im Bedarfsfall wieder genutzt werden, indem ein Ventil geöffnet wird: Das einströmende Wasser treibt dann eine Turbine an, die wiederum über einen Generator Strom erzeugt. Die auf das Volumen der Betonkugeln bezogene Leistung ist gigantisch: Eine Kugel mit 100 Meter Durchmesser reicht Expert:innen zufolge theoretisch aus, um über fünf Gigawattstunden an Energie zu speichern.

Für die Herstellung von Blei- oder Lithium-Ionen-Batteriespeichern dagegen, die ebenfalls zum Speichern von Ökostrom verwendet werden, sind große Mengen an Blei oder seltenen Erden wie Lithium oder Kobalt notwendig. Zudem ist das Recycling der Stoffe kompliziert. Mehr zu dieser Technologie erfahren Sie in unserem Ratgeber „Batteriespeicher sichern die Netzstabilität“.

Was sind Kurzzeit- und Langzeitspeicher?

Je nachdem, wie lange Speicher Energie aufnehmen, bevor sie diese wieder abgeben, wird von Kurzzeit- oder Langzeitspeichern gesprochen. Zu den Kurzzeitspeichern zählen beispielsweise Pumpspeicherkraftwerke, Druckluftspeicher und Batteriespeicher. Sie können mehrmals am Tag Energie aufnehmen und auch wieder abgeben. Zu den Langzeitspeichern werden etwa Wasserstoff und große Speicherkraftwerke gezählt: Mit beziehungsweise in ihnen wird Energie langfristig über Tage und Wochen gespeichert.

 

Sechs Beispiele für Energiespeicherung der Zukunft

Neben den Pumpspeicherkraftwerken und Batteriespeichern gibt es einige innovative Technologieansätze, um Energie künftig zu speichern. Folgende sechs Ansätze für mechanische, chemische und thermische Energiespeicher gelten als vielversprechende Alternativen:

Schwerkraftbasierte Energiespeicherung

Ein Höhenunterschied und ein Speichermedium, das bei Energieüberschuss nach oben befördert wird, um bei Bedarf auf dem Weg nach unten wieder Energie freizugeben: Die Technologie „Underground Gravity Energy Storage“, kurz UGES, arbeitet nach demselben Prinzip wie Pumpspeicherkraftwerke. Dabei dienen stillgelegte Bergwerke anstelle von Bergseen oder Wasserreservoire als Energiespeicher. In ihre bis zu 1000 Meter tiefen Schächte können Sand oder Wasser hinabgelassen werden, um dabei über Generatoren Strom zu erzeugen. Bei einem Energieüberschuss wird das Material wieder ans Tageslicht befördert. Weltweit hätten solche Bergwerkspeicher laut der Studie einer internationalen Forschungsgruppe, die kürzlich im Fachmagazin „Energies“ veröffentlicht wurde, eine Kapazität von bis zu 70 Terawattstunden.

Frontalansicht eines Hubspeicherkraftwerks von Energy Vault
Beim Energiespeicher von Energy Vault handelt es sich um ein Hubspeicherkraftwerk. Es nutzt überschüssige Energie, um ein Hebe- und Senkungssystem zu betreiben, das Betonblöcke bis zu 100 Meter in die Höhe zieht. Sobald die Energie benötigt wird, werden die Blöcke zur Stromerzeugung herabgelassen.

Ebenfalls über die Schwerkraft wollen Start-ups wie Energy Vault in der Schweiz oder Gravitricity in Schottland Energie speichern. Bei ihren Lösungen werden große Gewichte von Elektromotoren in riesigen Stahlkonstruktionen nach oben gezogen. Dabei wandelt sich Strom aus überschüssiger Wind- oder Solarenergie in Lageenergie, auch potenzielle Energie genannt. Diese potenzielle Energie besitzt ein Gegenstand, weil er sich hoch oben befindet, und sie wird erst dann wieder freigesetzt, wenn er durch die Schwerkraft nach unten fällt. In umgekehrter Richtung laufen die Elektromotoren als Generatoren und liefern Strom zurück ins Netz. Solche Anwendungen eignen sich vor allem für Regionen, die keine Berge und kein Wasser haben und darum keine Pumpspeicherkraftwerke anlegen können.

Energy Vault hat bereits im August 2023 in der Nähe von Shanghai, China, eine schwerkraftbasierte Energiespeicheranlage mit einer Leistung von 25 Megawatt/100 Megawattstunden in Betrieb genommen. Die Anlage hebt und senkt massive Betonblöcke, um Energie zu speichern und freizusetzen, und dient als kommerzieller Maßstab für die von dem Unternehmen entwickelte Technologie.

Rendering eines Gravitricity-Hubspeicherkraftwerks unterhalb eines Hochhauses
Auch das Unternehmen Gravitricity entwickelt Schwerkraftspeicher zum schnellen und flexiblen Netzausgleich. Es will unter anderem alte Kohleminenschächte zu günstigen Energiespeichern umfunktionieren. Denkbar sind aber auch Schächte unterhalb von Gebäuden.

Salzwasserakkus für stationäre Einsätze

Natrium- beziehungsweise Salzwasserakkus arbeiten ähnlich wie Lithium-Ionen-Batterien – nur dass anstelle von Lithiumionen eben Natriumionen in den Akkus Energie speichern. Das Natrium wird in den Akkus in Wasser gelöst. Das bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich: Wasser und Natrium kosten wenig und sind leicht verfügbar, die Produktion der Akkus ist umweltverträglicher, und die Speicherzellen können weder Feuer fangen noch explodieren. Sie lassen sich darum gefahrloser produzieren, lagern, betreiben und recyceln als Lithium-Ionen-Akkus. Private Nutzerinnen und Nutzer können sie ohne weitere Vorsichtsmaßnahmen etwa im Waschkeller oder unter der Treppe aufstellen.

Allerdings sind Salzwasserakkus im Vergleich zu Lithium-Ionen-Batterien gleicher Leistung größer und schwerer. Sie eignen sich daher nur für stationäre Anwendungen – beispielsweise als kostengünstiger Zwischenspeicher für Photovoltaikanlagen in Wohnhäusern.

Wasserstoffenergiespeicher sollen effizienter werden

Mit grünem Strom aus Wind- und Solaranlagen lässt sich klimaneutral Wasserstoff produzieren. Aus diesem sogenannten „grünen Wasserstoff“ wiederum kann bei Bedarf Strom und auch Wärme gewonnen werden. Wasserstoff ist damit auch als grüner Energiespeicher nutzbar. Allerdings lässt sich das Gas nur aufwendig unter hohem Druck oder mit viel Energie gekühlt in Tanks lagern. Das Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht bei Hamburg forscht daher an sogenannten Metallhydriden, mit denen sich Wasserstoff kostengünstiger sowie platz- und energiesparender speichern lässt. Die pulverförmigen Metalle können wie ein Schwamm Wasserstoff aufnehmen und abgeben. So lässt sich das Gas etwa an Wasserstofftankstellen platzsparend und verlustfrei über lange Zeiträume speichern, ganz ohne hohen Druck oder starke Kühlung.

Nahaufnahme dreier Wasserstoffspeicher
Grüner Wasserstoff lässt sich mithilfe von Ökostrom per Elektrolyse aus Wasser erzeugen. Dabei wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Der Wasserstoff wird aufgefangen und so zum Speichermedium für erneuerbaren Strom.

Auch neue Methoden zur Produktion von grünem Wasserstoff – und damit zur Speicherung von erneuerbar produziertem Strom – werden erforscht: zum Beispiel riesige computergesteuerte Segelschiffe, die autonom auf dem Meer kreuzen und aus der Energie von Meeresströmungen Wasserstoff produzieren, um ihn dann in Tanks zu speichern. Die Schiffe nutzen zur Stromerzeugung die kinetische Energie der Meeresströmungen, die unter Wasser angebrachte Turbinen mit Generatoren antreibt. Der so erzeugte Strom wird verwendet, um Wasser durch Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff zu zerlegen. Der Wasserstoff wird anschließend gesammelt und sicher in speziellen Tanks an Bord gespeichert. Nach Berechnungen des Energieexperten Professor Michael Sterner von der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg könnte ein solches Schiff eine Leistung von zwei Megawatt erreichen.

Noch sind vollständig autonome Segelschiffe, die durch Meeresströmungen Wasserstoff produzieren und speichern, Zukunftsmusik. Es gibt aber bereits bemannte Schiffe, die diese Technologie nutzen. Ein bemerkenswertes Beispiel ist das „Kite Hydrogen Ship“ des Start-ups Oceanergy, das Windenergie durch den Einsatz von Zugdrachen (Kites) nutzt, um mittels Elektrolyse von Meerwasser grünen Wasserstoff direkt an Bord zu erzeugen. Der produzierte Wasserstoff wird anschließend in Tanks gespeichert.

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Druckluftspeicher werden weiterentwickelt

Druckluftspeicher, auf Englisch „Compressed-Air Energy Storage“ (CAES), komprimieren mit überschüssigem Strom Luft und pumpen diese in Reservoire unter der Erde. Bei Bedarf wird die Luft über Turbinen wieder abgelassen, die dann Strom produzieren. Nach diesem Prinzip arbeitet schon seit den 1970er-Jahren eine Anlage im niedersächsischen Huntorf, die einen 500 Meter tiefen Salzstock als Speicherkammer nutzt. Der Druckluftspeicher in Huntorf ist einer von weltweit nur zwei funktionierenden Anlagen dieser Art.

Zurzeit forschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler daran, die Nutzung von Druckunterschieden zum Speichern weiterzuentwickeln – etwa, indem sie komprimierte Luft mit überschüssigem Ökostrom in den porösen, mit Salzwasser gefüllten Sandstein unter den Weltmeeren leiten, wie eine Forschungsgruppe im Fachmagazin „Nature Energy“ berichtet. Bei Strombedarf wird die Luft wieder abgelassen und treibt dann Turbinen an.

 

Elektrothermische Energiespeicher wandeln Strom in Wärmeenergie um

Strom lässt sich mithilfe von elektrothermischen Energiespeichern auch in Form von Wärmeenergie speichern. So haben der Windturbinenhersteller Siemens Gamesa, der Energieversorger Hamburg Energie und die TU Hamburg kürzlich erfolgreich drei Jahre lang im Hamburger Hafen den elektrothermischen Energiespeicher (ETES) getestet. Der Speicher bestand aus rund 1000 Tonnen Vulkangesteinschotter, den eine Art Riesenfön mit Ökostrom auf bis zu 750 Grad Celsius aufgeheizt hat. Die Wärmeenergie blieb rund eine Woche lang in dem riesigen Steinhaufen gespeichert. Daraus ließ sich dann Dampf erzeugen, der eine Turbine antrieb. Die dabei erzeugte elektrische Energie reichte aus, um 3000 Haushalte einen Tag lang mit Strom zu versorgen.

Auch Power-to-Heat-Anlagen (kurz PtH) können die Energiewende vorantreiben: Mit ihnen wird ebenfalls überschüssiger Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Photovoltaik und Windkraft in Wärme gespeichert. Im Artikel „Wärme aus Strom: So funktioniert eine Power-to-Heat-Anlage“ erfahren Sie mehr über die Funktionsweise von PtH-Anlagen.

Salz speichert Energie einfach und kostengünstig

Nicht zuletzt können auch Salze Wärmeenergie aus Ökostrom speichern. Sie schmelzen bei hohen Temperaturen – und das, ohne sich auszudehnen und dabei Druck zu entwickeln wie Wasser. Die „Test Facility for Thermal Energy Storage in Molten Salt“ (TESIS) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt speichert Wärmeenergie bei bis zu 560 Grad Celsius in Nitratsalz. So lassen sich bis zu vier Megawattstunden Energie speichern, mit der ein durchschnittlicher Vierpersonenhaushalt ein Jahr versorgt werden könnte – kostengünstig und technisch vergleichsweise einfach. Hitzeverflüssigtes Salz als Energiespeicher kommt etwa auch in Europas größtem Sonnenkraftwerk Andasol im Süden Spaniens zum Einsatz.

Nahaufnahme des Hochtemperatur-Wärmespeichers TESIS des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
TESIS arbeitet im Bereich zwischen 170 und 560 Grad Celsius und kann mit fünf verschiedenen Salzgemischen betrieben werden.
8. April 2025
Erneuerbare Energien
Klimaschutz
Ökostrom

Text: Florian Sievers. Fotos: Energy Vault, Gravitricity Ltd, Getty Images, DLR. All rights reserved

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