Energiefresser vor dem Umzug enttarnen
Energieeffizientes Wohnen ist nicht nur gut fürs Klima, sondern auch für den eigenen Geldbeutel. Denn vor dem Umzug unidentifizierte Energiefresser sorgen ansonsten dafür, dass viel mehr Strom, Wärme und Wasser verbraucht werden als nötig. Dadurch steigen die Nebenkosten – und die Umwelt wird unnötig belastet. Deshalb sollten folgende Punkte schon bei der Wohnungsbesichtigung gecheckt werden:
1. Wie sind die räumlichen Gegebenheiten?
Bereits bei der Suche nach einer passenden Immobilie ist es ratsam, die räumlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen. Wohnungen mit wenig Außenwänden sind beispielsweise allein durch die anderen Wohneinheiten, die sie umgeben, gut isoliert und kühlen im Winter nicht so schnell aus. Wohnungen, die hingegen direkt über dem Keller liegen, benötigen mehr Heizwärme, da die Böden von unten ständig Kälte aufnehmen. Dachgeschosswohnungen verlieren hingegen oft Wärme über die Decken, vor allem wenn das Dach nicht gut isoliert ist. Im Sommer heizen sie deshalb auch schneller auf.
2. In welchem Zustand sind Fenster und Türen?
Undichte Fenster und Türen gehören zu den häufigsten Energiefressern und steigern den Energieverbrauch im Haushalt laut Verbraucherzentrale um 25 Prozent – bei einfach verglasten Fenstern sogar noch mehr. Deshalb sollten Fenster mindestens doppelt verglast sein. Besonders energieeffizient sind Immobilien mit Dreifachverglasung. Zudem sollte immer geschaut werden, ob sich die Fenster gut öffnen und problemlos schließen lassen. Hakt es, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Fenster nicht zu 100 Prozent dicht sind. Zusätzlich sollten die Dichtungen überprüft werden. Sind sie porös oder wirken abgenutzt, lassen sie zu viel Luft hindurch. Ein guter Test: das Fenster öffnen, ein Blatt Papier auf den unteren Teil des Rahmens inklusive der Dichtung legen, dann das Fenster schließen. Lässt sich das Papier herausziehen, funktionieren die Dichtungen nicht richtig. Dasselbe gilt auch für Türen. Hier ist es außerdem sinnvoll, zu gucken, ob der Spalt zwischen Boden und Türblatt nicht zu groß ist. Fünf bis sieben Millimeter sind ideal, damit keine Zugluft entsteht, durch die der Raum schnell auskühlt. Tipp: Ist der Spalt nur geringfügig größer, kann ein Durchzugstopper angebracht werden. Da der Schornsteinfeiger eine Gummilippendichtung bei einer Gasetagenheizung verbietet, weil immer genügend Verbrennungsluft einströmen muss, empfiehlt sich eine Bürstendichtung.
3. Gibt es Spuren von Schimmel?
Wände, in die Feuchtigkeit eindringt, undichte Fenster und Türen, unzureichende Heizkraft, mangelhaftes Lüften – es gibt viele Gründe für Schimmelbildung. Vor allem in kühlen Ecken oder an Fensterrahmen beziehungsweise nahe ungedämmter Rollladenkästen taucht schnell Schimmel auf. Diese baulichen Mängel erhöhen nicht nur den Energieverbrauch im Haushalt, sondern auch das Gesundheitsrisiko. Denn Schimmelsporen gelangen schnell in die Atemwege und können unter anderem zu Asthma und Bronchitis oder auch zu Migräne führen.
4. In welchem Zustand ist die Heizungsanlage?
Ein veraltetes Heizungssystem belastet das Klima und das Konto, denn der Energieverbrauch, die Effizienz und die Schadstoffemissionen entsprechen nicht dem Stand der heutigen Technik. Zudem hat die Bundesregierung eine CO₂-Bepreisung für Heizungen eingeführt, die entsprechenden Abgaben für Öl- und Gasheizungen steigen ab 2022 schrittweise immer weiter an – und machen sich bei den Nutzern deutlich bemerkbar. Denn nach bestehender Heizkosten- und Betriebskostenverordnung können Vermieter die Abgaben komplett über die Nebenkostenabrechnung an die Mieter weitergeben. Neben der Art der Heizungsanlage ist aber auch wichtig, wie sie reguliert wird. Optimal für effizientes Wohnen sind moderne Heizungen mit intelligentem Raumtemperaturfühler. Sie regulieren sich automatisch und sind deshalb besonders sparsam. Normale Thermostatköpfe am Heizkörper lassen sich nach dem Umzug zu relativ geringen Kosten gegen smarte Thermostatköpfe tauschen. Die können entweder manuell oder per App gesteuert werden und sparen ebenfalls ordentlich Energie. Weitere Informationen dazu gibt es in unserem Ratgeber „Schlauer heizen mithilfe von Künstlicher Intelligenz“.
5. Wie funktioniert die Warmwasserbereitung?
Die Warmwasserbereitung mit Strom ist teuer, vor allem wenn die Durchlauferhitzer oder Wasserboiler älter als etwa acht Jahre sind. Vor dem Umzug in die neue Wohnung sollte deshalb geklärt werden, ob derartige Geräte durch den Vermieter modernisiert werden. Optimal ist die Warmwasserbereitung per Fernwärme oder Solarthermie, bei Mietobjekten auch durch Gas. Diese Methoden sind im Vergleich zum Durchlauferhitzer deutlich günstiger und nachhaltiger. In einem Zweipersonenhaushalt lassen sich laut Kostencheck durch diese klimafreundliche Warmwasserbereitung bis zu 250 Euro jährlich sparen.
6. Wie schnell kommt warmes Wasser aus der Leitung?
Ebenfalls wichtig, um die Nebenkosten zu senken und den Energie- sowie Wasserverbrauch gering zu halten, ist die Isolation der Rohre. Isoliert werden Heizungs- und Warmwasserrohre in den unbeheizten Bereichen eines Gebäudes, beispielsweise im Keller, in Neben- oder Dachräumen. In der Wohnung sind Warm- und Kaltwasserleitungen üblicherweise unter Putz und nicht isoliert. Ist die Rohrisolierung in der Immobilie unzureichend, dauert es lange, bis warmes Wasser aus dem Hahn kommt, denn der Großteil der Wärme geht unterwegs verloren. Deshalb sollte bei der Wohnungsbesichtigung immer kurz der Wasserhahn aufgedreht und geprüft werden, wie schnell warmes Wasser fließt. Spätestens nach zehn Sekunden sollte das Wasser zwischen 40 und 50 Grad Celsius warm sein.
7. Was sagt der Energieausweis über die Immobilie?
Am günstigsten werden die Nebenkosten ausfallen, wenn das Gebäude einen niedrigen Energiebedarf hat. Der Energieausweis gibt an, in welche Energieeffizienzklasse ein Haus oder eine Wohnung fällt: Die Klassen A+ bis B bescheinigen eine hohe Energieeffizienz, C bis E liegen im Mittelfeld, und F bis H zeigen einen hohen Energiebedarf an. Wichtig zu wissen: Der Vermieter oder Verkäufer muss bei der Besichtigung unaufgefordert einen Energieausweis vorweisen beziehungsweise vorliegen haben.
8. Wie werden Energie- und Wasserverbrauch erfasst?
Zu guter Letzt sollte der eigene Energieverbrauch im Haushalt detailliert erfasst und jederzeit selbst abgelesen werden können, um die Kosten und den Bedarf im Blick zu behalten. Dafür sollte jede Wohnung ihren eigenen Zähler haben. Neue digitale Zähler, die nach und nach durch den Netzbetreiber in alle Haushalte installiert werden, zeigen selbst minimale Verbrauchsmengen an. So lassen sich alle Stromfresser wie beispielsweise Geräte im Stand-by-Modus entlarven und frühzeitig reagieren, wenn der Verbrauch zu hoch ist.
Checkliste für einen entspannten Umzug
Ist das neue, energieeffiziente Zuhause gefunden, steht irgendwann der Umzug an. Damit der möglichst reibungslos abläuft, haben wir in unserer praktischen Umzugs-Checkliste die wichtigsten To-dos für Sie zusammengefasst.
Text: Annika Schmitz. Fotos: Getty Images, Shutterstock (4).
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