Ein kleines Mädchen steht im Rapsfeld
Klimaschutz im Alltag

Wie man als Familie umweltfreundlicher leben kann

Im Alltag lassen sich durch umsichtiges Verhalten jede Menge Energie und Ressourcen sparen – das gilt auch für die Kleinsten. Wer Nachhaltigkeit auf die Familienagenda setzt, macht also alles richtig. Doch wie können Kinder einen Beitrag zum grüneren Lebensstil leisten? Und wie kann man sie dazu am besten motivieren? Unsere Autorin hat es zusammen mit ihrer siebenjährigen Tochter ausprobiert.

Eine Woche umweltfreundlicher leben. Bevor ich meiner siebenjährigen Tochter den Plan unterbreite, frage ich mich erst mal selbst: Was kann ich, was können wir als Familie noch verbessern? Einiges läuft bei uns schon gut: Von April bis Oktober ist die Heizung ausgeschaltet. Und für Warmwasser haben wir zur Unterstützung unserer Gastherme eine Solarthermie-Anlage auf dem Dach – eine lohnende Energiesparmaßnahme, die sich übrigens schnell umsetzen lässt. Allerdings: Wasser sparen ist definitiv ein Thema bei uns. Für mich beim Duschen, aber auch für meine Tochter, die schon jetzt am liebsten minutenlang einfach nur unter dem warmen Wasserstrahl steht und singt. Zum Glück tut sie das nicht täglich.

Unser Problem Nummer eins: Lebensmittelverschwendung

Besonders hart ins Gericht müssen wir mit uns beim Thema Lebensmittelverschwendung gehen. Wir schmeißen einfach zu viel weg. Wenn wir einkaufen gehen, lassen wir uns oft von den Farben und Gerüchen im Supermarkt verleiten. Dann essen wir an den Folgeabenden doch etwas anderes als beim Einkaufen geplant und plötzlich werden die Radieschen schrumpelig, der Käse schimmelt oder die Salami riecht streng. Die Sachen liegen dann noch eine Weile angebrochen im Kühlschrank rum, aber niemand hat mehr Appetit darauf – und der Restmüllsack füllt sich.

Damit ich meine Tochter bei unserem gemeinsamen Umweltprojekt besser ins Boot holen kann, bestelle ich ein paar Kindersachbücher, die das Thema Umweltschutz, Energiesparen und Müllvermeidung kindgerecht aufbereiten. Gemeinsam schauen wir alles in Ruhe an, sie ist neugierig, stellt viele Fragen und ich im Gegenzug auch. Denn ich merke: Auf vieles hat sie schon automatisch die richtigen Antworten. Ganz so, als sei es ja völlig logisch, dass wir dann eben weniger einkaufen sollten oder nur das, was wir wirklich essen wollen.

Bei uns gilt das „Prinzip Sonntagsbraten“

Die pupsende Kuh im Buch „So viel Müll!“ findet sie natürlich erst mal lustig. Als ich ihr aber erkläre, was es mit dem Methanausstoß durch den Pups auf sich hat und dass sehr viel Wasser für die Wurstproduktion nötig ist, wird sie still. Ich frage mich, ob das vielleicht schon zu viel für sie war. Tote Tiere sind nie ein schönes Thema. Einerseits liebt sie Tiere und hat schon vor Jahren erklärt, dass sie kein Fleisch essen möchte. Andererseits liebt sie Salami … Ein Dilemma, vor dem auch mein Mann und ich stehen und daher vor Jahren beschlossen haben, unseren persönlichen Fleischkonsum zumindest deutlich einzuschränken und nur einmal pro Woche am Biostand auf dem Wochenmarkt Wurst und Fleisch für das Wochenende zu kaufen – das „Prinzip Sonntagsbraten“.

Nachdem meine Tochter und ich die Bücher durchgeguckt haben, schreiben wir eine Liste und schauen uns an, wo wir in Sachen Umwelt- und Klimaschutz als Familie stehen, was wir besser machen können und was wir im Einzelnen beitragen können:

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Dass auch unsere Ernährung mit Klimaschutz zu tun hat, verstehen schon die Kleinsten. Deshalb sind Kinder gern bereit, weniger Fleisch und Wurst und dafür mehr Gemüse und Obst zu essen, wenn man ihnen erklärt, was dadurch bewirkt werden kann.
  • Weniger Müll! Wir trennen zwar bereits seit Jahren nach Restmüll, Verpackung, Papier und Bio und werfen den Bioabfall in unsere Komposttonne – die Menge an Müll, die wir produzieren, ist aber einfach enorm groß. Das wollen wir ändern.
  • Wir beschließen, noch weniger Fleisch zu essen – und planen eine Woche Fleischverzicht.
  • Wir fahren noch einen alten Diesel und wollen deshalb das Auto öfter stehen lassen. Das ist auf dem Dorf nicht immer einfach, weil vieles nicht fußläufig zu erreichen ist. Viele Wege können wir trotzdem mit dem Fahrrad zurücklegen. Das gilt auch für den Weg zur Schule: Es sind zwar nur zehn Minuten mit dem Fahrrad, aber es ist trotzdem jeden Morgen ein Kampf, das Kind zu überzeugen, nicht mit dem Auto zu fahren. Meine Tochter verspricht, dass das besser wird.
  • Außerdem einigen wir uns darauf, den Teller nicht mehr zu überladen, sodass Essensreste in den Kühlschrank kommen, anstatt weggeschmissen zu werden.
  • Und wir wollen ab sofort kürzer duschen und zum Haare einschäumen das Wasser abstellen. Festes Haarshampoo nutzen wir schon und sparen so Plastikverpackung.
  • Tagsüber bleibt künftig bei uns im Haus das Licht ausgeschaltet.
  • Gemüse und Obst kommen beim Einkaufen von nun an in mitgebrachte Papiertüten oder Gemüsenetze.
  • Außerdem wollen wir darauf achten, besonders klimafreundliche Lebensmittel zu kaufen: Also keine Äpfel oder Birnen im Sommer – die kommen in dieser Jahreszeit aus Argentinien oder Südafrika und haben eine entsprechend schlechte Klimabilanz. In dieser Woche wollen wir stattdessen ausschließlich saisonales Obst und Gemüse kaufen, das bestenfalls kurze Wege hinter sich hat.

Beim ersten Einkauf am Dienstag sind wir gut ausgerüstet: Vier Leinenbeutel haben wir zum Einpacken dabei, außerdem ein paar alte Papierobsttüten, die wir wiederverwenden wollen. Doch der Supermarkt macht uns einen Strich durch die Rechnung: Die Aprikosen gibt es nur in der Plastikschale und nicht lose. Und das Kind will natürlich trotzdem Äpfel. Ich erkläre noch mal, dass die einen weiten Weg hinter sich haben, und sie sieht es ein: „Ach ja, stimmt ja. Dann Birnen!“ – „Die auch nicht. Lies mal, wo die gerade herkommen! Wir holen gleich Erdbeeren am Stand draußen.“

Die Rückkehr des Umwelt-Kurzzeitgedächtnisses

Auch am nächsten Morgen scheint das Umwelt-Kurzzeitgedächtnis wieder aktiv zu sein: „Müssen wir wirklich mit dem Fahrrad fahren?“ Ich: „Ja, das haben wir so ausgemacht für diese Woche und die Strecke ist wirklich kurz.“ Kind: „Nö, ich will aber nicht.“ Sie grummelt noch etwas vor sich hin und ich rufe etwas lauter: „Umweltschutz!“ Das ist pädagogisch wahrscheinlich nicht wertvoll, zeigt aber Wirkung – und wir radeln los. Als ich nach Hause komme, bemerke ich, dass in ihrem Zimmer noch Licht brennt, weil wir die Verdunkelung für die Nacht nicht hochgefahren haben. Ärgerlich.

In unserer Umweltschutz-Woche lesen wir außerdem jeden Abend zum Einschlafen eine Geschichte aus dem Buch „Wetten, dass wir die Erde retten?!“. Besonders die erste Geschichte, „Eine besondere Baumpflanz-Aktion“, inspiriert das Kind und sie möchte noch mehr Bäume in den Garten pflanzen. Wir beschließen, im Herbst, zur Pflanzzeit, in eine Baumschule zu fahren, wo sie sich dann einen Baum aussuchen darf.

Am nächsten Tag klappt das Fahrradfahren erstaunlicherweise schon ganz ohne Murren und es gibt auch kein Salamibrot für die Schule. Dafür am Abend eine Diskussion vor dem Kühlschrank, als es um das Essen geht. Nach einigem Hin und Her einigen wir uns auf den Klassiker Nudeln mit Tomatensauce. Dazu gibt es einen Rohkostteller, weil noch Paprika, Gurke und Möhren im Kühlschrank liegen, die wegmüssen.

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In den Schulen, in den Medien – überall wird vom Klimawandel gesprochen. Damit Kinder verstehen, wovon genau jeweils die Rede ist, sollten Eltern ihnen über Treibhausgase, Plastikmüll und Lebensmittelverschwendung sprechen. Allerdings ohne ihnen Angst zu machen.

Wir sind auf dem richtigen Weg

Auch am Freitag fahren wir beschwingt mit dem Fahrrad in die Schule. Kein Wunder: Es ist der letzte Schultag. Für den Nachmittag habe ich meiner Tochter ein Eis versprochen. Am liebsten isst sie das, trotz Waffel, mit einem Plastiklöffel – auf den verzichtet sie heute zum ersten Mal freiwillig. Klar, nur eine Kleinigkeit, aber ich bin dennoch stolz auf sie. Und uns. Wir scheinen auf dem richtigen Weg zu sein. Ein paar Tage später fahren wir in den Urlaub nach Dänemark. Am Strand begeben wir uns auf Stein- und Muschelsuche und entdecken dabei immer wieder Styropor und anderen Müll, der aus dem Meer angespült wurde. Wir beschließen, den Müll einzusammeln. Das fühlt sich gut an. Klar, es ist nur ein kleiner Strandabschnitt. Und natürlich retten wir mit all unseren kleinen Maßnahmen nicht die Welt im Ganzen. Unsere kleine Welt haben wir so aber schon etwas besser gemacht. Für uns ist nach dieser Woche klar, wir bleiben Umweltretter.

Buchtipps für Umweltretter

Sie möchten mit Ihren Kindern auch einmal ausprobieren, wie es sich umweltfreundlicher lebt? Diese Bücher helfen Ihnen, Ihren Kindern die Themen Umweltschutz, Energiesparen und Müllvermeidung auf kindgerechte Art und Weise näherzubringen – und geben Tipps, wie sich ein klimafreundlicher Lebensstil umsetzen lässt.

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Wetten, dass wir die Erde retten?!

(Nicole Steiner, GARS Verlag, 12,99 Euro)

In neun Geschichten wird das Umweltbewusstsein von Kindern geweckt und gefördert. Ob Müllsammelaktionen, T-Shirt-Upcycling statt Wegschmeißen oder auch der Anbau von Gemüse auf der Fensterbank – durch kleine, praxisnahe Beispiele wird den kleinen Leserinnen und Lesern die Wichtigkeit von Naturschutz beigebracht – und gezeigt, dass selbst kleine Maßnahmen etwas bewirken können.

So viel Müll! Wie du die Umwelt schützen kannst

(Jess French, Dorling Kindersley, 12,95 Euro)

Für Kinder besonders toll: Das Buch wirkt fast wie ein Wimmelbuch, es gibt also viel zu entdecken. Die Erklärtexte sind einfach gehalten und beschreiben, warum es wichtig ist, die Umwelt zu schützen. Erläutert wird beispielsweise, was an Plastikmüll so problematisch ist oder welche Arten von Verschmutzung es überhaupt gibt. Jede Doppelseite widmet sich mit kindgerechten Illustrationen einer neuen Problematik wie etwa der Abholzung der Regenwälder, der Ozonschicht (pupsende Kühe!) oder vom Aussterben bedrohten Tierarten.

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Storys für kleine Weltretter

(Polly Larsson, lovelypubli, 19,90 Euro)

In jedem Kind steckt ein kleiner Weltretter – davon ist die Autorin überzeugt. Ihre zehn motivierenden Kurzgeschichten rund um Klimawandel und die Welt sollen Kinder zum Nachdenken und Mitmachen anregen. Ohne erhobenen Zeigefinger, altersgerecht und mit Vorbildfunktion sind die Geschichten aufbereitet, in denen Gleichaltrige Probleme lösen und zeigen: Schon kleine Handlungen zeigen Wirkung.

Wieso? Weshalb? Warum? Wir schützen unsere Umwelt

(Carola von Kessel & Guido Wandrey, Ravensburger, 14,99 Euro)

In der beliebten Kinderbuchreihe mit den Klappen gibt es auch eines, bei dem schon Fünfjährige viele lebensnahe und alltägliche Infos zum Thema Umweltschutz und Natur erhalten. Warum ist es wichtig, das Licht auszuschalten? Warum trennen wir Müll? Antworten auf Fragen wie diese sowie umweltfreundliche Alternativen zum Mitmachen und Nachmachen verstecken sich unter den Klappen.

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100 Dinge, die du für die Erde tun kannst

(Janine Eck, Schwager & Steinlein Verlag, 6,99 Euro)

Von „Licht aus“ über „Wasser sparen“ bis hin zum „Insektenhotel“: Dieses praktische Buch für Kinder hält 100 Mitmach-Tipps und kleine Lifehacks zum Schutz von Natur, Umwelt und Klima bereit. Außerdem wird immer auch erklärt, warum es so wichtig ist, dass wir unser Verhalten ändern. So werden die Themen in einen Zusammenhang gesetzt, den Kinder verstehen können – und Klima- und Umweltschutz zur gemeinsamen Challenge für eine bessere Welt.

1. August 2022
Energiespartipps
Klimaschutz
Trinkwasser

Text: Catharina König. Fotos: Getty Images.

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