E-Auto gebraucht kaufen – die wichtigsten Tipps
Worauf sollten Sie beim Kauf eines gebrauchten Elektroautos achten?
Es gibt einige grundlegende Faktoren, die Sie beim Gebrauchtwagenkauf beachten sollten. Hier die wichtigsten kurz für Sie zusammengefasst. Behalten Sie dabei immer Ihre individuellen Bedürfnisse und Ansprüche an den Gebrauchtwagen im Hinterkopf.
1. Ausstattung
Stellen Sie sicher, dass das Fahrzeug hinsichtlich Platz, Ausstattung und Komfort Ihren Ansprüchen genügt. Relevante Fragen dabei sind:
- Sind ausreichend Sitzplätze vorhanden?
- Können gegebenenfalls problemlos Kinderautositze oder eine Tierbox installiert werden?
- Bietet der Kofferraum genug Stauraum?
- Sind Radio, Navi und Klimaanlage vorhanden?
Der Innenraum sollte aufgeräumt und sauber sein. Wenn Sie Allergiker:in sind, ist es ratsam, sich bereits vorab bei der Anbieterin oder beim Anbieter zu erkundigen, ob Tiere im Fahrzeug transportiert wurden. Außerdem sollten Sie klären, ob im Innenraum des Wagens geraucht wurde.
2. Reichweite
Wie groß oder klein ist Ihr individueller Reichweitenbedarf? Welche Strecke muss das Auto im Alltag regelmäßig zurücklegen, und reicht die Akkukapazität dafür aus? Pendeln Sie beispielsweise täglich 30 Kilometer zu Ihrem Arbeitsplatz und zurück und haben Sie womöglich in Ihrer Garage einen Stromanschluss oder können das E-Auto am Arbeitsplatz laden, genügt ein Fahrzeug mit einem kleineren Akku. Legen Sie hingegen regelmäßig mehr als 250 Kilometer am Stück zurück und sind Sie darüber hinaus auf öffentliche Ladestationen angewiesen, sollten Sie nach einem Fahrzeug mit hoher Akkukapazität suchen.
3. Ladetechnik
Wenn Sie ein Elektroauto gebraucht kaufen, sollten Sie auf die verbaute Ladetechnik achten. Fahrzeuge, die ausschließlich mit Wechselstrom (AC) geladen werden können, erreichen meist eine Ladeleistung zwischen elf und 22 Kilowatt (kW). Eine Batterieladung dauert etwa zwei bis vier Stunden, mitunter sogar mehr. Zwischendurch schnell aufladen? Das geht bei Fahrzeugen, die auch mit Gleichstrom (DC) geladen werden können. Dank einer Ladeleistung von 50 kW und mehr sind diese innerhalb von 30 bis 60 Minuten geladen und einsatzbereit.
4. Karosserie
Bilder von gebrauchten E-Autos sind mitunter sehr gut in Szene gesetzt, jedoch als Entscheidungsgrundlage für den Autokauf unzureichend. Nehmen Sie sich die Zeit, das Fahrzeug persönlich zu begutachten und eine Probefahrt zu vereinbaren, bevor Sie den Kaufprozess fortführen. Vor allem die Karosserie des Fahrzeugs gibt Aufschluss über seinen Zustand und sollte gründlich überprüft werden:
- Ist die Karosserie unbeschädigt?
- Finden sich Rost oder Hinweise auf Unfallschäden?
- Ist der Lack frei von Kratzern und einheitlich in der Färbung?
- Sind Dichtungen spröde, verblichen oder rissig?
5. Reifen
Ein E-Auto beschleunigt in der Regel schneller und kann durchaus 300 bis 400 Kilogramm schwerer sein als ein vergleichbares Verbrenner-Fahrzeug. Das beansprucht auch die Reifen stärker. Darum ist deren Kontrolle umso wichtiger:
- Sind die Reifen in einem guten Zustand?
- Haben sie ausreichend Profiltiefe?
- Der TÜV empfiehlt bei Sommerbereifung 2,5 bis 4 Millimeter. Gesetzlich vorgeschrieben sind – für alle Reifentypen – mindestens 1,6 Millimeter. Die Profiltiefe bei Winter- sowie Alljahresbereifung sollte nach Empfehlung des ADAC mindestens 4 Millimeter betragen.
- Entsprechen der Lastindex und die Größenspezifikationen der Reifen den vorgeschriebenen Anforderungen des Fahrzeugs (Angabe gegebenenfalls im Fahrzeugschein)?
- Sind Allwetterreifen montiert oder sogar je ein Satz Sommer- und Winterreifen vorhanden?
6. Bremsen
Werfen Sie beim Vor-Ort-Check unbedingt einen Blick auf die Bremsen. Diese sind bei gebrauchten E-Autos mitunter von Rost befallen. Der Grund: Im „One-Pedal-Driving“-Modus wird das Fahrzeug nur per Gaspedal beschleunigt und abgebremst. Ein Vorteil für die Reichweite, da die gewonnene Energie zurück in den Akku fließt. Ein Nachteil für die Bremsscheiben, die aufgrund der selteneren Nutzung zur Rostbildung neigen.
Gut zu wissen: Der Begriff Rekuperation bezeichnet die Rückgewinnung von Bremsenergie. Weitere wichtige Begriffe zur E-Mobilität lesen Sie in unserem E-Mobilität-Lexikon.
7. Serviceheft
Regelmäßig durchgeführte Wartungen und Akku-Checks belegen ein einwandfreies Vorleben des Fahrzeugs. Ohne entsprechende Nachweise kann es zu Problemen kommen, Garantie- oder Gewährleistungsansprüche durchzusetzen – insbesondere bei Schäden an der Batterie oder anderen elektronischen Bauteilen.
8. Akku
Um vor dem Kauf den Zustand des E-Autos und seine Leistungsfähigkeit richtig beurteilen zu können, sollten Sie sich eingehend mit dem Akku des Fahrzeugs auseinandersetzen. Die Batterie eines E-Autos verliert im Laufe der Zeit an Kapazität. Dies hängt nicht zwingend vom Alter des Fahrzeugs oder den gefahrenen Kilometern ab, sondern von der Anzahl der Ladezyklen beziehungsweise den Ladegewohnheiten der Vorbesitzenden. Je mehr Ladezyklen vollzogen wurden, desto höher fällt der Kapazitätsverlust aus. Moderne Akkus sind für circa 1500 bis 2500 vollständige Ladezyklen ausgelegt. Das entspricht etwa 300.000 bis 500.000 gefahrenen Kilometern.
Wie hoch der Kapazitätsverlust der Batterie des E-Autos ausfällt, ist nicht offensichtlich. Darum ist ein Batterie-Zertifikat sinnvoll. Dies fasst die Ergebnisse eines unabhängigen Akku-Tests zusammen und gibt Ihnen am besten Aufschluss über den aktuellen Zustand der Batterie. Ein solcher Test wird vom ADAC, TÜV oder der DEKRA angeboten und kostet circa 100 Euro.
Ist der Akku des Fahrzeugs in einem schlechten Zustand und dadurch zeitnah ein Austausch notwendig, kostet Sie dies je nach Fahrzeugmodell zwischen 6000 und knapp 30.000 Euro. Um unerwartete Mehrkosten zu vermeiden, ist es deshalb ratsam, vor dem Kauf eines gebrauchten E-Autos nach einem Batterie-Zertifikat zu fragen.
Aber auch ein Blick ins Serviceheft und auf vorhandene Prüfprotokolle hilft Ihnen. Denn bei Wartungs- und Servicearbeiten wird die Batterie regelmäßig auf ihren „Gesundheitszustand“ hin untersucht (State of Health, SoH). Auch Anschlüsse und Kabelverbindungen werden geprüft. Können Verkäufer:innen entsprechende Nachweise über den SoH nicht erbringen, ist das für Sie gegebenenfalls von Nachteil.
Wussten Sie eigentlich, dass Akkus nach ihrem Einsatz im E-Auto weiterverwendet werden können? Wie genau und warum das sinnvoll ist, erfahren Sie in unserem Beitrag „Second Life alter E-Auto-Batterien“.
Warum sind gebrauchte E-Autos noch relativ teuer?
Auf dem Gebrauchtwagenmarkt sind günstige E-Autos derzeit rar. Das liegt vor allem daran, dass entsprechende Modelle überhaupt erst nach und nach auf den Markt kommen. Reine Elektrofahrzeuge werden erst seit einigen Jahren in relevanter Stückzahl verkauft. Bis zum Wiederverkauf dauert es üblicherweise einige Jahre. Darum beträgt der Anteil von E-Autos am Gebrauchtwagenmarkt aktuell unter drei Prozent. Laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) wurden im ersten Halbjahr 2023 37.600 gebrauchte E-Autos verkauft, ein Rückgang von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Ein größeres Angebot an gebrauchten Elektroautos wird es wahrscheinlich ab 2024 oder 2025 geben“, erklärt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) im Gespräch mit „Zeit online“. Außer der fehlenden Marktdynamik führen natürlich auch die hohen Neuwagenpreise für E-Kraftfahrzeuge zu entsprechenden Preisvorstellungen auf dem Gebrauchtwagenmarkt.
Ist ein gebrauchtes E-Auto steuerfrei?
Auch mit einem gebrauchten Elektroauto können Sie von einer Steuerbefreiung profitieren. Seit 2011 sind E-Autos und wasserstoffbetriebene Fahrzeuge von der Kfz-Steuer befreit. Diese Befreiung gilt jedoch für maximal zehn Jahre ab Erstzulassung – und endet spätestens am 31. Dezember 2030 (Stand: November 2023).
Das bedeutet: Kaufen Sie heute ein fünf Jahre altes gebrauchtes E-Auto, müssen Sie nach derzeitiger gesetzlicher Regelung für die nächsten fünf Jahre keine Kfz-Steuer bezahlen. Anschließend beträgt sie lediglich 50 Prozent des normalen Steuersatzes.
Tipps zum Kauf eines gebrauchten E-Autos
Hier haben wir die wichtigsten Punkte noch einmal zusammengefasst:
Vorüberlegungen zu Hause:
- Überzeugt das Fahrzeug hinsichtlich Platzangebot, Ausstattung und Komfort?
- Reicht die Ladekapazität für die Strecken, die Sie fahren?
- Welche Ladetechnik entspricht Ihren individuellen Möglichkeiten, ein E-Auto zu laden?
Check vor Ort:
- Zustand Innenraum
- Zustand Karosserie
- Prüfung des Serviceheftes
- Sichtprüfung Bremsscheiben und Reifen
- Akkukapazität (Serviceheft & Batterie-Zertifikat vorhanden?)
Preisvorteile nutzen:
- Dauer der Kfz-Steuerbefreiung prüfen
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