Nachhaltiger Strom aus Leine und Ihme
Jeder in Hannover kennt die beiden Flüsse Leine und Ihme, die von Süden aus durch die Stadt fließen. An ihren Ufern kann man spazieren gehen, grillen und radeln. Im Sommer nutzen zudem Kanufahrer und Ruderer die Wasserläufe für Sport und Erholung. Was vielleicht nicht jeder weiß: Sie versorgen Hannover auch mit Energie.
Mitten in der Stadt betreibt enercity zwei Wasserkraftwerke, die über Turbinen umweltfreundlichen Strom aus Wasserkraft für mehr als 3000 Haushalte erzeugen – verlässlich, effizient und nachhaltig. Im Vergleich zur Versorgung dieser Haushalte mit dem herkömmlichen Strommix sparen die beiden Wasserkraftwerke jedes Jahr insgesamt rund 5800 Tonnen Kohlendioxid ein.
Wasserkraftwerk Herrenhausen: Nachhaltiges Expo-Projekt von enercity
Das Wasserkraftwerk Herrenhausen ging 1999 als gemeinsames Projekt von enercity und der Landeshauptstadt anlässlich der Weltausstellung Expo 2000 in Betrieb. An seinem Standort in der Nähe der Herrenhäuser Gärten befand sich früher ein historisches Leinewehr aus Holz. Heute fügt sich dort ein flaches Ziegelsteingebäude in die Landschaft des Naturschutzgebiets ein.
Die Leine hat an dieser Stelle ein Gefälle von mehr als drei Metern. Das nutzt die Technik des Wasserkraftwerks aus: Im Maschinenraum, am Fuß einer gewundenen Gittertreppe, arbeiten zwei blau-gelb lackierte Turbinen. In ihrem Inneren rotieren zwei Meter große Schaufeln, die Schiffsschrauben ähneln. Wie bei Mühlrädern läuft das Wasser darüber und treibt dadurch einen Generator an. Auf diese Weise produziert das Wasserkraftwerk vollautomatisch 3,3 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr.
Neben dem Gebäude erstreckt sich über fast 100 Meter eine Fischaufstiegsanlage: 25 kleine Einzelbecken, die den Unter- und den Oberlauf der Leine verbinden. Damit können Fische wie Forellen, Äschen und Barben gefahrlos flussaufwärts wandern – und die Stromproduktion bleibt ohne negative Auswirkungen auf die Umwelt.
Wasserkraft am Schnellen Graben: Alte Anlage, effiziente Nutzung
Gesteuert wird das Herrenhäuser Wasserkraftwerk von der Leitwarte des enercity-Kraftwerks Herrenhausen, ebenso wie die Anlage am Schnellen Graben mitten in der Stadt, die sehr viel älter ist. Hier teilt sich die Leine auf der Höhe des Maschsees: Ein Großteil des Flusswassers strömt über den rund 500 Meter langen und bis zu 20 Meter breiten Schnellen Graben in die Ihme. Das künstlich angelegte Fließgewässer ist gewissermaßen eine Wassermassen-Umleitung, um die Innenstadt vor Hochwasser zu schützen. Dabei entsteht ein Höhenunterschied von fast drei Metern.
Schon 1885 kam die Idee auf, dieses Gefälle für die Stromproduktion zu nutzen. 35 Jahre später, als nach dem Ersten Weltkrieg Brennstoff knapp und teuer war, wurden die Pläne Realität: 1921 ging am linken Ufer des Schnellen Grabens ein erstes Wasserkraftwerk in Betrieb. Die heutige Anlage stammt aus dem Jahr 1937 und wurde 1983 von enercity grundlegend modernisiert. Seitdem ist im wahrsten Sinne des Wortes viel Wasser die Leine hinuntergeflossen – das effizient genutzt wurde.
Hinter einem Stahltor, das den Weg über das denkmalgeschützte Leinewehr freigibt, steht ein großer Backsteinbau. Es ist das Maschinenhaus der Anlage. Darin fällt Wasser hinab auf die Schaufelräder von zwei Turbinen, die hier waagerecht im Wasserstrom liegen. Die Turbinen und der riesige schwarze Generator sind 100 Jahre alte Originalmaschinen, die sehr langlebig sind und regelmäßig gewartet werden. Die langfristige Nutzung durch enercity ist nicht nur ressourcensparend. Sie zeigt auch: Regenerative Stromproduktion hat in Hannover eine lange Tradition.
Sie möchten es genauer wissen? Lesen Sie unseren Überblick dazu, wie genau Strom aus Wasserkraft erzeugt wird.
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