28. September 2020Unternehmen
enercity setzt Umbau- und Wachstumskurs fort
- Umsatz: Zuwachs im ersten Halbjahr 2020 um 19 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro
- Neue Unternehmensstrategie: Ziel Ergebnisverdopplung bis 2025 bleibt bestehen
- Klimaschutz: Beim Kohleausstieg volle Kraft auf Erneuerbare statt auf Erdgas
- E-Mobilität: E-Ladeinfrastruktur und Dienstleistungsgeschäft werden ausgebaut
- Digitalisierung: Kliniken und Wohnungswirtschaft werden smart
- enercity-Vorstandschefin Zapreva: „Wenn schon Wandel, dann richtig“
Umsatzanstieg und Ausbau neuer Geschäftsfelder
Im ersten Halbjahr 2020 hat die enercity AG den Umsatz auf 1,9 Milliarden Euro gesteigert, weiter Kunden gewonnen und damit den Wachstumskurs fortgesetzt. Im Zuge der Strategieüberarbeitung hat enercity einige Schwerpunkte neu gesetzt. Die ursprünglich definierte strategische Grundausrichtung behält zwar ihre Gültigkeit, das Unternehmen reagiert aber auf die noch höhere Marktdynamik. Die Kundenorientierung in allen Geschäftsbereichen und damit verbunden die marktgerechte und zukunftsfähige Entwicklung von neuen Dienstleistungen und Kundenlösungen stehen noch weiter vorne auf der Agenda. Zentrale Strategiepfeiler sind zudem der noch raschere Ausbau der erneuerbaren Energien und die Umsetzung der Wärmewende.
Strom und Wärme: Produktion aus erneuerbaren Energien weiter gesteigert
Erneuerbare Energieträger haben im ersten Halbjahr 2020 verstärkt zur Strom- und Wärmeerzeugung beigetragen. Die erneuerbare Stromerzeugung hat um 2,6 Prozent auf 671 Gigawattstunden (GWh), die Wärmeerzeugung um 4,7 Prozent auf 245 GWh zugelegt. Mittlerweile beträgt der Anteil aus erneuerbaren Energien bei der Stromerzeugung 40 Prozent, bei der Wärmeerzeugung 15,4 Prozent.
Baugenehmigung Klärschlammverwertungsanlage in Hannover-Lahe
enercity macht auch die Fernwärme noch grüner. Ab 2023 verwertet der Versorger bis zu 130.000 Tonnen Klärschlamm in der neuen Klärschlammverbrennungsanlage (KVA) in Hannover. Überschüssige Wärme speist der Energielieferant ins Fernwärmenetz ein. Seit Januar koppelt enercity bereits Wärme aus der Müllverwertungsanlage aus. Auch hierbei stärkt die klare Ausrichtung auf Energieeffizienz und Erneuerbare Energie die Wirtschaft und schützt das Klima. Nach Erhalt der Baugenehmigung durch die Landesbehörden ist der Baustart der KVA für November 2020 im Kalender vermerkt. Kosten: rund 60 Millionen Euro.
Windausbau schreitet weiter voran
enercity erweitert seinen bestehenden Windpark Jeetze in Sachsen-Anhalt für mehr Ökostrom im Land. Dafür installiert enercity sechs neue Anlagen (7,2 MW). Inbetriebnahme ist für Ende 2020 geplant. Zudem ist im brandenburgischen Klettwitz ein weiterer Ausbau vorgesehen. Dort hatte enercity mit einem Invest von rund 45 Mio. Euro bereits zehn Windenergieanlagen mit insgesamt 33 MW und 92 GWh/Jahr im Ex-BraunkohleTagebaugebiet errichtet. Bis 2035 plant enercity, in Summe bis zu 2.650 GWh Strom aus Windkraft zu erzeugen. Das entspricht in etwa einer Leistung von 1.300 MW.
enercity macht Kliniken und Wohnungen smart
Mithilfe von intelligent gesteuerter Raum- und Heiztechnik, vernetzten Temperaturfühlern im Kühlschrank oder Luftgütesensoren auf Klinikfluren, in Behandlungs- und Patientenzimmern steigert enercity das Wohlbefinden und die Sicherheit im Krankenhaus − für Patienten, Ärzte und Besucher. Anfang September stellte enercity mit der hannoverschen Sophienklinik seinen ersten Kunden vor. In der Wohnungswirtschaft erreicht enercity mit ersten Pilotprojekten Energieeinsparungen im zweistelligen Prozentbereich und reduziert Leistungsspitzen im eigenen Fernwärmenetz. Um im Bereich Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) zu wachsen, hat enercity sich mit 25,1 Prozent an Hamburgs IoT-Spezialist Digimondo beteiligt. Das Unternehmen entwickelt Software-Lösungen und ist damit von strategischer Bedeutung für enercity auf dem Weg vom Energieversorger zum Energiedienstleister. Ziel ist, das IoT allen Menschen zur Verfügung zu stellen und dadurch einen Beitrag zu höherer Lebensqualität in der Smart City zu leisten.
Bundesweiter Ausbau der E-Ladeinfrastruktur
Nicht die Zukunft der Mobilität ist elektrisch, sondern bereits die Gegenwart. Der Wandel hat längst begonnen. Ein großer Erfolg für enercity - gemeinsam mit der Tochtergesellschaft wallbe konnte die Bietergemeinschaft Aldi Süd als wichtigen Handelsketten-Kunden gewinnen. Beide bauen einen Großteil der allein für 2020 geplanten 200 E-Ladestationen auf den Parkplätzen des Discounters. Damit vollzieht enercity einen wichtigen Schritt rund um den Ausbau von E-Ladepunkten über den öffentlichen Raum hinaus. Der Bau weiterer Ladestationen ist bereits beschlossen. enercity investiert seit Jahren in die Ladeinfrastruktur und geht diesen Weg konsequent weiter.
Bei Strategieumsetzung gut auf Kurs – enercity soll jedoch resilienter werden
enercity hat eine Überarbeitung der eigenen Strategie vorgenommen, mit dem Ziel, das Unternehmen für die Zukunft noch resilienter aufzustellen. Das Ziel, das Ergebnis und die Kundenanzahl im Vergleich zu 2016 zu verdoppeln, bleibt bestehen. enercity sieht sich hierbei gut auf Kurs, denn der Umsatz wurde seit 2016 um 63 Prozent und das Ergebnis wurde um 46 Prozent gesteigert. Der strategische Schwerpunkt, den Fokus des unternehmerischen Handelns auf den Kunden zu legen, wird bestätigt. Insbesondere der Dienstleistungsbereich mit so genannten dezentralen Kundenlösungen wie Photovoltaik, Wärmepumpen, smarte Gebäudetechnik, E-Mobilität und Energieeffizienz wird ausgebaut. Der Investitionsschwerpunkt von drei Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren wird auf die Themen Wärmewende, Windausbau, Telekommunikation und Wasser sowie auf die Netzinfrastruktur in der Region Hannover gelegt. Zudem will enercity stärker auf die Zusammenarbeit mit Unternehmen in der Region setzen.
Ausstieg aus der Kohlekraft bis 2030
Bis spätestens 2030 wird enercity aus der Kohlekraft aussteigen. Acht Jahre vor Gesetzesfrist (2038) will enercity die kohlebasierte Strom- und Wärmeerzeugung beenden. Im Gegensatz zu anderen Versorgern steigt enercity nicht übergangsweise auf Erdgas um. Stattdessen werden nachhaltige Erzeugungsalternativen ausgebaut. Diese umfassen die Verwertung von Industrieabwärme, Altholz, Abfall, Klärschlamm oder den Einsatz von Großwärmepumpen. „Wenn schon Wandel, dann richtig“, sagte enercity-Chefin Dr. Susanna Zapreva anlässlich der Vorstellung der Pläne im Rahmen des Halbjahrespressegesprächs. „Wir haben uns für die Entscheidung des Kohleausstiegpfads viel Zeit genommen und zahlreiche Szenarien durchgespielt. Jetzt steht der Plan und wir freuen uns auf zügige Umsetzung“, so Zapreva. Das Unternehmen investiert rund 500 Mio. Euro in das Vorhaben.
Der Ausstieg aus dem fossilen Brennstoff und damit verbunden der intensivierte Einstieg in erneuerbare Energien soll in mehreren Schritten erfolgen. Das 1989 in Betrieb genommene Kohlekraftwerk (Gemeinschaftskraftwerk Hannover, GKH) im Stadtteil Stöcken soll in zwei Etappen vom Netz gehen: Der erste der beiden Kraftwerksblöcke im Jahr 2025, der zweite 2030. „Wir wollten eine Lösung, die technisch robust, finanziell tragbar, ökologisch nachhaltig und gesellschaftlich akzeptiert ist“, sagte Zapreva. Bis 2030 soll der Anteil erneuerbaren Stroms 80 Prozent und der Anteil erneuerbarer Wärme 75 Prozent am Erzeugungsportfolio betragen − fünf Jahre früher als zunächst geplant. Damit spart enercity fortan mehr Kohlendioxid ein, ab 2030 dann rund 1,7 Mio. Tonnen jährlich, ein Rückgang um 90 Prozent zum heutigen Stand.
Ausblick
Trotz widriger Umstände hat enercity im ersten Halbjahr 2020 Erfolge verbucht. Vor allem durch die Corona-Pandemie sind jedoch ungeplante Hürden zu überwinden. Die mit der Corona-Situation einhergehende starke Verschlechterung der gesamtwirtschaftlichen Lage wird die Zielerreichung beim operativen Ergebnis in diesem Jahr erschweren. Das Ziel einer Verdopplung des EBITs auf 220 Mio. Euro in 2025 im Vergleich zu 2016 gilt jedoch weiterhin. Als wesentliche Treiber für Veränderung hat enercity nach wie vor die Digitalisierung, die Innovationskraft und die Klimaschutzanforderungen im Blick. „Wichtigste Botschaft: Wir werden unsere Kunden auch weiterhin zuverlässig mit Energie, Wasser und Dienstleistungen versorgen“, sagte Zapreva.