13. Juli 2015enercity Presse
enercity netz färbt Fernwärmewasser grün
Im Laufe der kommenden Woche könnte bei Haushalten mit Fernwärme grellgrün gefärbtes Wasser aus dem Warmwasserhahn laufen. Alle paar Jahre wählt enercity netz diesen außergewöhnlichen Weg der Leckerkennung, bei dem aufmerksame Bürger die Leckageortung durch ihre Rückmeldungen unterstützen können.
Im Laufe der kommenden Woche könnte bei Haushalten mit Fernwärme grellgrün gefärbtes Wasser aus dem Warmwasserhahn laufen. „Nein, wir haben nicht bereits Badezusatz beigemengt und die grünliche Färbung ist gesundheitlich unbedenklich. Sollte es nächste Woche grünlich aus Ihrem Wasserhahn laufen, ist das ein Hinweis auf einen defekten Wärmetauscher in der örtlichen Fernwärmeübergabestation", sagt Bernd Heimhuber, Geschäftsführer der enercity Netzgesellschaft mbH. Durch solche Leckagen in den Hausanlagen kann Fernwärmekreislaufwasser in den kundenseitigen Warmwasserspeicher entweichen.
Alle paar Jahre, zuletzt 2013, wählt enercity netz diesen außergewöhnlichen Weg der Leckerkennung, bei dem aufmerksame Bürger die Leckageortung durch ihre Rückmeldungen unterstützen können. Das Verfahren war regelmäßig erfolgreich und ergab jeweils sehr hilfreiche Rückmeldungen aus „den letzten Enden" des Fernwärmenetzes. Die Reparaturteams konnten diesen Hinweisen damit gezielt nachgehen.
Nicht zu übersehen: grelles Grün!
Durch Zugabe eines zugelassenen, optisch gut auffallenden Farbstoffs in das Fernwärmewasser sollen die Undichtigkeiten aufgespürt werden. Die Zudosierung erfolgt für einige Tage und beginnt am Montag, 13. Juli 2015, an der größten Einspeisestelle im Gemeinschaftskraftwerk Stöcken. Innerhalb der folgenden Tage breitet sich die grellgrüne Färbung im gesamten Fernwärmenetz Hannovers aus (siehe auch Karte im Downloadangebot Fotomaterial unten).
Ausgetretenes Fernwärmewasser zeigt sich durch eine gelbgrüne Färbung. Sollten Sie gelbgrünes Wasser austreten sehen, informieren Sie bitte die enercity-Störungsannahme Fernwärme unter der Telefonnummer 0511/430-3211.
Mit dem Einsatz des Farbstoffes im Fernwärmenetz hat die enercity Netzgesellschaft bislang sehr gute Erfahrungen gemacht. Zum Einsatz kommt der gemäß Merkblatt FW 510 der Arbeitsgemeinschaft Fernwärme (AGFW) anerkannte Farbstoff Natrium-Fluoreszein, der dem Fernwärmewasser eine gelbgrün bis grünliche Färbung gibt. Die Zudosierung wird rund zwei Tage dauern. Gemäß Sicherheitsdatenblatt und bei sachgemäßer Handhabung sind keine ökologischen Probleme zu erwarten. Die enercity netz stellt messtechnisch sicher, dass die Konzentration im Fernwärmewasser 10 mg/l nicht übersteigt.
Bildmaterial: Chemotechnikerin Anne Ortfeld aus dem Labor im Gemeinschaftskraftwerk Stöcken zeigt die Flüssigkeit, mit der gefärbt wird. Im dortigen Maschinenhaus erfolgt auch Zugabe in den Fernwärmekreislauf. Downloadmöglichkeit der Fotos (ggfs. PIN-Code: KWWGO erforderlich):
Hintergrund-Information zur Fernwärme-Netzanalyse:
Die Leckageortung ist wichtig, weil jährlich im Fernwärmenetz Hannovers circa 20.000 Kubikmeter speziell aufbereitetes Fernwärmewasser durch unerkannte Leckagen verloren gehen. Wasserverluste in dieser Größenordnung gelten in Fachkreisen zwar als üblich, müssen jedoch nicht sein. Die Nachspeisung dieser Wassermengen und die Suche nach Leckstellen im rund 315 Kilometer langen Fernwärmenetz sind sehr aufwändig zu bearbeiten und kosten Geld.
Viele Augen sehen mehr!
Im Alltag gehen bei der Störungsannahme bzw. Netzleitstelle durch Kundenanrufe oder die elektronische Überwachung zentraler Leitungen (Meldeadern, Vakuumdetektion) akute Störungsmeldungen ein. Unerkannt verlaufende Leckagen können so aber nicht entdeckt werden. Daher sind systematische Ansätze wie Turnus-Begehungen von Schächten, kurzzeitige Abkopplung eines Teilnetzes zu Prüfzwecken oder die temporären Aktionen mit auffälliger gelbgrüner Färbung des Fernwärmewassers notwendig. Bei letzterem Verfahren, das auf Kundenanlagen abzielt, greift das Prinzip "viele Augen sehen mehr".
Im Februar 2015 hatte die enercity Netzgesellschaft mbH (eNG) erstmals auch die Methode der Fernwärmeerkundungsflüge eingesetzt, um das im Freiraum verlegte Netz zu prüfen. Die Fluganalytik ist ein relativ junges Verfahren und wurde seit etwa 10 Jahre mit sinkenden Kosten der Kameratechnik interessant. Das "thermische Abscannen" des Stadtgebiets mit Infrarottechnik ist nur nachts und bei klarer, kalter Witterung möglich. Tagsüber würde Sonneneinstrahlung die Ergebnisse generell verfälschen und der zahlreiche Autoverkehr (mit viel Motor-Abwärme) würde in Thermografiebildern die Fernwärmeleitungen überdecken. Dieses Verfahren wird in größeren Abständen, etwa alle 5 bis10 Jahre, wiederholt.
Hintergrund-Information zur Fernwärme:
Das enercity-Fernwärmeausbauprogramm für Hannover ist ein wesentlicher Beitrag zur Umsetzung der Klima-Allianz 2020, der insgesamt zu einer CO2-Minderung von rund 65.000 Tonnen pro Jahr führen soll. In der ersten Phase bis zum Jahr 2015 sollen jährlich 15 MW neue Wärmeleistung ans Netz genommen werden. Das seit 1962 bestehende Fernwärmenetz hat in Hannover inzwischen eine Länge von 315 Kilometern.
Im Jahr 2012 wurden überplanmäßig mehr als 16 MW neu angeschlossen, darunter mehrere wohnungswirt-schaftliche Projekte. Weitere 15 MW Neukundenanschlussleistung konnte enercity 2013 gewinnen, darunter die neue Feuerwache Weidendamm, die Internationale Schule am Schützenplatz sowie ein großer Wohn- und Gewerbeneubau am Herrenhäuser Markt. Im Jahr 2014 wurden 13 MW Neuanschlüsse akquiriert. Darunter befinden sich neben vielen Wohngebäuden das neue Justizzentrum, ein Studentenwohnheim, eine Kita, eine Grundschule und eine Autowaschstrasse. Parallel ging der Fernwärme-Ausbau im Stadtteil Sahlkamp weiter voran.
Die Ausbaustrategie setzt vor allem auf Verdichtung der Anschlüsse entlang der bereits bestehenden Lei-tungsstränge. Der Neubau von Trassen macht wirtschaftlich immer erst bei großen Kunden Sinn. Ab 2016 wird mit einer Verlangsamung der Neuanschlussrate auf 13 MW jährlich gerechnet. Mit dem Jahr 2020 sollen insgesamt 930 MW Anschlussleistung und rund 30 Prozent Anteil am Wärmemarkt erreicht sein.
Als wichtiger Baustein der Energiewende gelten die Energieeffizienz und die Förderung der Kraft-Wärme-Kopplung. Städte mit einem Fernwärmenetz wie Hannover können die bei der Stromerzeugung anfallende Wärme im großen Stil nutzen. In konventionellen Kraftwerken auf der grünen Wiese lassen sich im besten Fall nur rund 50 Prozent der eingesetzten Energie zur Stromerzeugung nutzen und die entstehende Wärme geht verloren. In den innerstädtischen Heizkraftwerken von enercity sind in Winter-Spitzenzeiten durch die gekoppelte Erzeugung von Strom und Wärme Wirkungsgrade bis zu 89 Prozent möglich.
Daten und Fakten zur Fernwärme:
- Länge Fern-/Nahwärmeleitungen in Hannover: 315 Kilometer (einschließlich Nahwärme-Inseln // entspricht etwa der Entfernung Hannover - Köln); 80 Prozent unterirdisch, 19 Prozent in Kellern und 1 Prozent oberirdisch verlaufend
- Anschlussleistung aller Wärmeabnehmer: 895 MW (davon über 12 MW Nahwärme)
- Fernwärmezähler im Netz: 3856 (darunter viele in Mehrfamilienhäusern von Wohnungsgesellschaften)
- Wärmeabgabe (inkl. Anteil Nahwärme): rund 1.500 GWh jährlich (davon rund 2 % Nahwärme-Inseln)
- Erzeugung: drei einspeisende Heizkraftwerke; ein einspeisender Industriekunde
- Pumpe mit maximaler Förderleistung (Gemeinschaftskraftwerk Hannover-Stöcken): 2.600 Kubikmeter/Stunde
- Umwälz- und Druckerhöhungspumpen im Netz der enercity Netzgesellschaft mbH: 46 (14 Druckerhöhungsstationen)
- Maximale Vorlauftemperatur (Winter) 120 Grad Celsius (Rücklauf: 60 Grad Celsius)
- Minimale Vorlauftemperatur (Sommer) 90 Grad Celsius
- Fließdauer GKH Stöcken - MHH Roderbruch (Winter, circa) 4,5 Stunden
- Wassermenge im Fernwärme-Netz 40.000 Kubikmeter