03. Juni 2020
Baumschutz mit dem Saugbagger
Ein seltener und irritierender Anblick: Das Wurzelwerk an Straßenbäumen wird mit Hilfe des Rüssels eines Saugbaggers freigelegt. Die Arbeiten gehören zu einem gemeinsam von der Landeshauptstadt Hannover und enercity entwickelten Programm, das dem Schutz von Straßenbäumen und der Versorgungssicherheit dient. Denn mit den Jahren schlingen sich Baumwurzeln rund um Strom-, Gas- oder Wasserleitungen, was insbesondere bei Gasleitungen gefährlich für Anwohner*innen und Verkehrsteilnehmer*innen werden kann. In diesen Tagen fanden die letzten der in den vergangenen zehn Jahren durchgeführten Saugbaggereinsätze an rund 900 Straßenbäumen statt.
Gemeinsam mit enercity hat die Stadt Hannover in den vergangenen zehn Jahren ein Vorgehen entwickelt, den schützenswerten Baumbestand in der Stadt zu erhalten und gleichzeitig Beschädigungen von Leitungen zu vermeiden. Mit Hilfe der Saugbaggereinsätze begutachten die Umweltexpert*innen des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün der Stadt das Wachstum der Wurzeln, um mit enercity geeignete Maßnahmen für den wirksamen Schutz der Bäume wie auch der betroffenen Leitungen zu ergreifen. Die Einsätze dienen der konkreten Diagnose, die unter Hinzuziehung eines Baumsachverständigen gemeinsam von den Stadtgrün-Verantwortlichen und den enercity-Netzexpert*innen erfolgt. Alle Problemfälle werden im Nachgang genau abwogen und auf Basis der Entscheidung bearbeitet. Welche Maßnahme geeignet ist, wird situativ entschieden. Das kann etwa der Einbau von Wurzelschutzfolien sein oder auch punktuell das Kappen von Wurzeln.
Bei rund 50 Prozent der Saugbaggereinsätze sind bereits Sofortmaßnahmen oft wirksame Alternativen zur Fällung der Straßenbäume und verhindern Folgeschäden. Das stufenweise Verfahren des Programms sorgt letztlich dafür, dass es unter den rund 2.200 potenziell problematischen Bäumen bei weniger als 2,5 Prozent zu einer Entfernung kommt.
Rund 18.500 Bäume in der Nähe von Wohngebäuden oder Leitungen gibt es in Hannover. Zum Start des Programms vor gut zehn Jahren ermittelten Sachverständige rund 2.200 Bäume, von denen aufgrund ihrer Art oder der Nähe zu Leitungen eine erhöhte Gefährdung ausgehen könnte. Bei rund 900 dieser Bäume war die genaue Begutachtung durch Freilegung des Leitungsbereichs notwendig. Dabei wurden baumschonende Verfahren wie beispielsweise Saugbaggereinsätze angewendet und sofort geeignete Maßnahmen zum Schutz von Baum und Leitung ergriffen. Lediglich bei wenigen besonderen Fällen muss der Baum entfernt oder die darunter verlaufende Leitung verlegt werden. Rund ein Drittel dieser Fälle sind bereits bearbeitet, alle weiteren werden in den nächsten Jahren durchgeführt (insgesamt handelt es sich um rund 250 Leitungsumlegungen und circa 50 Baumentfernungen).