Energie aus Müll: Thermische Abfallverwertung erklärt
Vollkommen klar: Der beste Müll ist der, der gar nicht erst entsteht. Doch so sehr wir uns auch bemühen, Müll zu vermeiden, völlig abfallfrei wird unsere Welt auf absehbare Zeit nicht werden. Oberstes Gebot ist es darum, die im Abfall enthaltenen Wertstoffe zu recyceln und so die Kreislaufwirtschaft zu stärken. Erst nach der Recyclingstufe setzt die thermische Müllverwertung an. Bei dem intelligenten Konzept geht es darum, aus nicht recycelbarem Restabfall umweltfreundlich Strom sowie Wärme zu erzeugen. Zudem reduziert sich die Abfallmenge durch die thermische Verwertung auf ein absolutes Minimum. Das entlastet die Deponien.
Müllverbrennung bei bis zu 1200 Grad
Doch wie genau funktioniert die Strom- und Wärmegewinnung in einer modernen Müllverwertungsanlage? Der Ablauf der Müllverbrennung ist komplex und einfach zugleich. Zunächst wird der Haus- und Gewerbemüll in einem Müllbunker als Brennstoffvorrat gesammelt. „In diesem riesigen Silo herrscht ständig Unterdruck, sodass keinerlei Gerüche nach außen in die Umgebung dringen können“, sagt Dr. Dietmar Rötsch, Leiter Betrieb Kraftwerke beim enercity Tochterunternehmen Danpower. Ein wichtiges Kennzeichen für moderne Müllverbrennungsanlagen.
Ein Kran befördert den Müll vom Bunker aus in einen Trichter, von wo aus er direkt auf den Rost der Brennkammer rutscht und bei einer Temperatur zwischen 850 und 1200 Grad verbrennt. „Die Verbrennung funktioniert, ohne dass Energie zugeführt werden muss. Denn der Restabfall entzündet sich bei so hohen Temperaturen ganz von allein“, so Dr. Rötsch. Nur für das erstmalige Anfeuern sei kurzfristig zusätzlicher Brennstoff notwendig.
Wie aus Abfall CO₂-neutraler Strom wird
Mithilfe der Verbrennungsenergie wird im Abhitzekessel etwa 400 Grad heißer Wasserdampf erzeugt. Er strömt mit einem Druck von 40 bar in eine Turbine. In ihrem Inneren wird der Turbinenläufer in Rotation versetzt und treibt über ein Getriebe den Strom erzeugenden Generator an. Aus Restmüll wird elektrische Energie. So produziert beispielsweise die hochmoderne thermische Restabfallverwertungsanlage Bitterfeld-Wolfen von Danpower mehr als elf Megawatt Strom.
Kraft-Wärme-Kopplung für die Extraportion Energie
Doch die emissionsarme Anlage hat noch deutlich mehr Potenzial: Mittels Kraft-Wärme-Kopplung liefert sie zusätzlich Wärmeenergie zum Heizen und für die Warmwasserbereitung. „Dafür wird die 120 bis 130 Grad heiße Abwärme der Dampfturbine genutzt“, so Dr. Rötsch. In einem Heizkondensator wird sie in das Fernwärmenetz abgegeben. In Bitterfeld koppelt Danpower auf diese Weise neben elektrischer zusätzlich 15 Megawatt Wärmeenergie aus.
Am Ende der Fernwärmeleitung macht ein Wärmetauscher die Energie für Endverbraucher nutzbar. So sorgen moderne Abfallverwertungsanlagen wie in Hannover-Lahe oder Bitterfeld-Wolfen für eine umweltfreundlichere und zuverlässige Heizungs- und Warmwasserversorgung. Das abgekühlte Wasser wird schließlich zurück in den Heizkondensator der Verbrennungsanlage gepumpt, wo der Kreislauf der thermischen Müllverwertung von Neuem beginnt. Schon jetzt profitieren Zehntausende Haushalte und Gewerbebetriebe in Hannover von der Versorgung mit umwelt- und ressourcenschonender Fernwärme.
Müll: wichtiger Rohstoff für die Energiewende
„Damit leistet die Müllverbrennung einen wichtigen Beitrag zum Gelingen der Wärme- und Energiewende“, sagt Experte Dr. Rötsch. Zudem biete die Technik Versorgungssicherheit. Wind und Sonne als Erneuerbare sowie moderne thermische Abfallverwertung, die zuverlässig und kalkulierbar CO₂-neutrale Strom- und Wärmeenergie liefert, ergänzen sich so zu einem nachhaltigen Energiemix der Zukunft. Eine solide Basis, die wichtig ist, um künftig noch stärker auf regenerative Energieträger setzen zu können.
Gleichzeitig trägt die thermische Abfallnutzung dazu bei, dass die Restmüllmenge drastisch schrumpft. Dem Müll wird alles Verwertbare entzogen. Erst durch Recycling, anschließend durch die thermische Verwertung. Dr. Rötsch: „Von einer Tonne Abfall bleibt am Ende nur etwa ein Drittel übrig: 80 Kilo Filterasche, die entsorgt werden muss, und rund 250 Kilo Schlacke, die zu einem großen Teil im Straßenbau verwendet werden kann.“ So werden unsere Haus- und Gewerbeabfälle optimal genutzt.
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