Superblocks: Mehr Raum für Menschen in den Städten
So funktioniert ein Superblock
Weniger Autos, weniger CO2, stattdessen viel mehr Raum für die Menschen: Das ist der Grundgedanke eines Superblocks. Ursprünglich wollte deren Erfinder, der Biologe und Umweltingenieur Salvador Rueda, lediglich den Autolärm in Barcelona reduzieren. Dabei entstand ein Konzept, das städtische Strukturen grundsätzlich verbessern kann. Jede „Superilla“ – der katalanische Begriff für „Superinsel“ – umfasst neun Wohnblöcke, in denen Fußgänger und Fahrradfahrer an erster Stelle stehen. Durchgangsverkehr wird durch „Modalfilter“ wie Poller oder Blumenkästen von der Einfahrt abgehalten und stattdessen um die Wohninsel herumgeleitet. Innerhalb des Superblocks haben Fußgänger und Fahrradfahrer Vorfahrt. Autos dürfen nur Anwohner, Rettungskräfte und Taxifahrer nutzen, die mit maximal zehn Stundenkilometern unterwegs sind. Damit sie in den Block hineingelangen können, ist es möglich, die Modalfilter an einigen ausgewählten Stellen umzulegen oder zu versenken.
Emissionen und Erhitzung reduzieren
Durch den Wegfall von Durchfahrten und Pkw-Parkflächen wird Platz für Sitzbänke, Pflanzen und Spielplätze frei – so entstehen Treffpunkte für die Anwohner. In den 1990er- und 2000er-Jahren gab es erste Pilotprojekte, seit 2017 wandelt Barcelona systematisch einzelne Bezirke in „Superilles“ um. Langfristig sollen mehr als 500 „Superilles“ entstehen. Parallel sollen große Verbindungsstraßen in „Ejes verdes“ umgewandelt werden, also grüne Achsen, die die Wohninseln miteinander verbinden.
Diese Pläne sind auch Teil der Klimastrategie der Stadt Barcelona. Denn die „Superilles“ sollen nicht nur Emissionen reduzieren, sondern auch der zunehmenden Überhitzung entgegensteuern, unter der Barcelona ebenso leidet wie viele andere Großstädte. Mit welchen Konzepten hohen Temperaturen in Metropolen begegnet wird, ist im Artikel „Blau-grüne Ideen und Konzepte zur Kühlung der Städte“ zu lesen. Eine Studie in einem bereits umgesetzten Superblock stellt fest, dass die Stickstoffbelastung dort um 25 Prozent gesunken ist.
Andere Städte wollen das Modell übernehmen
Mittlerweile sind in zahlreichen weiteren europäischen Großstädten Superblocks nach dem Vorbild der „Superilles“ von Barcelona entstanden, etwa in Paris, Brüssel oder Oslo. Auch in Deutschland haben Stadtverwaltungen und Bürgerinitiativen Pläne entwickelt, zum Beispiel in Freiburg, Darmstadt, Berlin oder Hamburg. Diesen stehen aber zum Teil stadtplanerische Hürden entgegen. Denn das Konzept der Superblocks wurde auf das rasterförmige Straßennetz von Barcelona zugeschnitten und lässt sich daher nicht eins zu eins auf jede beliebige Stadt übertragen.
Weitere Konzepte für grünere Quartiere
Der Superblock ist nur ein Konzept von vielen, mit denen Stadtplaner versuchen, Quartiere oder ganze Stadtteile nachhaltiger und menschenfreundlicher zu gestalten. Schlüsselelemente dafür sind neue Energien, die Reduzierung des Autoverkehrs und mehr Platz für Grün. Wie auch Digitalität dazu beitragen kann, ganze Städte nachhaltiger zu konzipieren, erfahren Sie im Artikel „Die Stadt der Zukunft ist smart, grün und digital“.
- Babcock Ranch in Florida soll die erste Stadt werden, die ihren Strom allein aus Solarkraft bezieht. Neben einem großen Solarfeld hilft dabei auch die Architektur der Reißbrettstadt. Sämtliche Dächer bestehen aus Metall, die im heißen Florida die Kühlkosten reduzieren können, da sie Sonnenlicht reflektieren, statt es – wie etwa Schindeln aus Asphalt – zu absorbieren. Zudem ragen die Dächer weit über die Fassaden hinaus, um mehr Schatten zu spenden. Nachhaltig ist aber auch die Wasserversorgung der Pflanzen in Gärten und Parks, für die nur „Grauwasser“, also gering verschmutztes Wasser aus der örtlichen Kläranlage, sowie Regenwasser genutzt wird.
- In London haben die drei Außenbezirke Waltham Forest, Kingston und Enfield im Rahmen des städtischen Programms „Mini-Holland“ ihre Infrastruktur nach niederländischem Vorbild fahrradfreundlich umgebaut. Das Fundament dafür bilden Fahrradwege, die wirklich durchgängig befahrbar sind und auch im Kreisverkehr und parallel zu Fernstraßen weiterlaufen. Gleichzeitig wurden Tempolimits herabgesetzt, kleinere Straßen für den Autoverkehr abgeriegelt und Parkplätze in abschließbare Fahrradgaragen umgewandelt.
- Und in Mailand sorgt ein vertikaler Wald für weniger Emissionen. Auf zwei Türmen eines Hochhauskomplexes wachsen 900 Bäume und rund 20.000 weitere Pflanzen. Der „Bosco Verticale“ nimmt Kohlendioxid und Staubpartikel auf und erzeugt gleichzeitig feuchte Luft, die der Überhitzungsgefahr entgegenwirkt. In der Ebene würde dieser Wald 7000 Quadratmeter Fläche beanspruchen. Zahlreiche Städte in der Welt wollen das Konzept kopieren, unter anderem in China.
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