Nachhaltig & ökologisch - Wohnkonzepte der Zukunft
Ob die Energiewende gelingt, hängt nicht nur von den großen Akteuren in Politik, Industrie und Handel ab: Auch im privaten Raum lassen sich viele Weichen in Richtung nachhaltige Zukunft stellen. Dies betrifft nicht zuletzt die Wohnform. Denn der Flächen-, Energie- und Wasserverbrauch des eigenen Zuhauses hat starke Auswirkungen auf die Umwelt. Immer mehr Menschen achten auf einen nachhaltigen Einrichtungsstil, planen die energetische Sanierung der eigenen vier Wände oder errichten Neubauten im Niedrigenergiehaus-Standard (mehr dazu in unserem Artikel „Klimaschutz im Alltag: Nachhaltig wohnen“).
Darüber hinaus haben sich in den vergangenen Jahren ganz neue Wohnkonzepte entwickelt, die das ressourcenschonende Leben in den Mittelpunkt stellen. Auch bewährte Konzepte wie das Mehrgenerationenhaus werden zunehmend um ökologische Komponenten erweitert. Wir stellen drei vielversprechende Ansätze vor.
Tiny Houses – individualistisch und nachhaltig leben
Kleine Wohnungen kennt jeder, doch die Tiny Houses, die sich in Deutschland wachsender Beliebtheit erfreuen, definieren den Begriff vom Wohnen auf engstem Raum neu: Sie verbinden eine sehr kleine Grundfläche von 15 bis 45 Quadratmetern mit maximaler Funktionalität. Dadurch schrumpft der Ressourcenverbrauch. Komponenten wie eine Regenwasseraufbereitung oder eine Photovoltaikanlage können die Klimabilanz zusätzlich aufwerten. Tiny Houses gibt es sogar als mobile Heimat auf vier Rädern. Sie bieten ihren Bewohnern oftmals ein selbstbestimmtes Lebensgefühl, auch wenn diese sich kein großes Haus oder eine geräumige Wohnung leisten können. Aber eines ist klar: Wer sich für ein Tiny House entscheidet, der muss sich auf einen minimalistischen Lebensstil einlassen und bereit sein, sich nur mit den nötigsten Dingen zu umgeben, um Umwelt und Klima zu schonen.
Auch in Hannover sind bereits die ersten Tiny Houses entstanden. Die Wohnungsbaugesellschaft hanova errichtete 2021 vier Tiny Houses in Hannover-Linden: Jedes Haus verfügt über eine Fläche von 28 Quadratmetern auf zwei Ebenen mit überdachter Terrasse. Aufgrund des hohen Andrangs hat hanova weitere Tiny Houses in Aussicht gestellt. Auch das im Stadtteil Kronsberg entstehende „Ecovillage Hannover“ sieht Möglichkeiten für Tiny Houses im Bebauungsplan vor.
Wer das Leben im Tiny House zunächst einmal austesten möchte, kann beispielsweise via Green Tiny Houses einen Urlaub in einem der kleinen Raumwunder verbringen.
Earthships – nachhaltig und autark leben
Wer gemeinsam mit Gleichgesinnten wohnen und dabei klimaschonende Ideen entwickeln und umsetzen möchte, der ist in einem Earthship genau richtig. Hier dreht sich alles um ein nachhaltiges, ökologisches Leben.
Nicht nur auf den ersten Blick sieht die Architektur eines Earthships ungewöhnlich aus. Die allermeisten „Erdschiffe“ tragen ihren Namen nämlich vollkommen zurecht, weil sie mindestens zur Hälfte in die Erde hinein gebaut werden. So sind sie im Sommer bestmöglich gegen Wärme und im Winter bestmöglich gegen Kälte geschützt. Die eingesetzten Baustoffe stammen im Wesentlichen aus natürlichen, recycelten oder upgecycelten Materialien aus der lokalen Umgebung.
Weil das oberste Ziel der Earthship-Erbauer ist, hinsichtlich ihrer Wärme-, Strom-, Wasser- und Abwasserversorgung autark zu sein, erzeugen die Bauten ihre gesamte elektrischen Energie durch Photovoltaik, in einigen Fällen auch mithilfe von Windkraft. Trinkwasser wird mittels Regenwasser aufbereitet, Abwasser oftmals sogar aufwendig wiederaufbereitet. So besteht ein weitgehend geschlossener Energie- und Versorgungskreislauf. Da ist es nur logisch, dass Earthship-Bewohner in der Regal auch ihre Nahrungsmittel selbst erzeugen.
Die Earthship-Idee stammt von dem US-Amerikaner Michael Reynolds, der auch das Konzept für das Gebäude entwickelt hat. Inzwischen wurden rund 1000 solcher Earthships in ganz unterschiedlichen Ländern und Klimazonen errichtet. In Deutschland entstand 2016 das erste Earthship in Schloss Tempelhof in Kreßberg, einem kleinen Dorf in Baden-Württemberg.
Generationenhäuser – gemeinsam nachhaltig leben
Ganz neu ist die Idee der Generationenhäuser nicht: Junge und ältere Menschen leben zusammen in einem Haus oder in einer kleinen Siedlung und unterstützen sich gegenseitig im Alltag. Auch nutzen sie bestimmte Räume und Anlagen gemeinschaftlich, beispielsweise Küchen und Gärten.
Neben dem gemeinschaftlichen sozialen Gedanken haben aber auch wirtschaftliche und ökologische Synergien bei dieser Wohnform einen wachsenden Stellenwert. So sorgen etwa Urban-Gardening-Initiativen, Tauschbörsen, Repair-Cafés und mehr für die Umsetzung des Nachhaltigkeitsgedankens in den Mehrgenerationenprojekten.
Seit vielen Jahren schon fördert auch der Bund das nachhaltige Wohnkonzept. Das aktuelle Förderprogramm Mehrgenerationenhaus läuft seit Anfang 2021 und umfasst rund 530 Mehrgenerationenhäuser in ganz Deutschland. Die einzelnen Mehrfamilienhäuser setzen unterschiedliche Schwerpunkte beispielsweise bei der ökologischen Nachhaltigkeit, der Integration von Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte, Vereinbarkeit von Familie und Pflege und anderen Aspekten.
Text: Anne Ruhrmann. Fotos: Getty Images, Green Tiny Houses (2), Shutterstock, picture alliance/dpa.
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