Was sind Netzentgelte und warum steigen sie an?
Was sind Netzentgelte?
Netzentgelte – auch Netznutzungsentgelte genannt – sind Gebühren, die Netzbetreiber dafür erhalten, dass sie ihre Netze für die Durchleitung von Strom zur Verfügung stellen. In Deutschland gibt es vier Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), die überregionale Stromnetze betreiben, und knapp 900 Verteilnetzbetreiber, die regionale und lokale Stromnetze betreiben. Seit Januar 2023 gelten für die überregionalen Netzbetreiber einheitliche Preise: Bis zum 31. Dezember 2023 verlangten die ÜNB einheitlich 3,12 Cent pro Kilowattstunde. Zum 1. Januar 2024 stieg dieser Preis auf nun 6,43 Cent.
Entrichtet werden die Entgelte von den sogenannten Netzkunden: Das sind die Dienstleister, die den Strom an die Endkund:innen liefern, beispielsweise enercity. Sie geben diese Kosten weiter, als Teil des Strompreises. Letztlich werden die Netzentgelte also von den Verbraucher:innen gezahlt.
Wer entscheidet über die Höhe der Netzentgelte?
Da Netzbetreiber eine Monopolstellung innehaben, dürfen sie nicht frei darüber entscheiden, wie viel sie von ihren Kundinnen und Kunden verlangen. Stattdessen geben die Bundesnetzagentur und die Landesregulierungsbehörden die Höhe der Netzentgelte vor. Dabei berücksichtigen diese neben den Kosten für Betrieb und Unterhalt auch die Investitionen in den Ausbau der Netze sowie einen Gewinn für die Netzbetreiber. Jedes Jahr wird danach eine Erlösobergrenze festgelegt – also die maximale Summe, die die Netzbetreiber durch die Netzentgelte erwirtschaften dürfen.
Zahlen alle Endkund:innen gleich hohe Netzentgelte?
Die Netzbetreiber verteilen die Gesamtsumme der Erlösobergrenze „verursachungsgerecht“. Das heißt: In Regionen, in denen höhere Kosten anfallen, zahlen die Verbraucher höhere Netzentgelte als in anderen. Zu den Ursachen für solche Kosten zählen unter anderem:
- In Regionen mit wenigen industriellen Abnehmern oder geringer Bevölkerungsdichte müssen sich wenige Verbraucher:innen die Netzentgelte teilen.
- Wird viel regenerative Energie dezentral erzeugt, wird auch weniger Strom entnommen; dann verteilen sich die Betriebskosten auf weniger Kilowattstunden.
- Ältere Netze erfordern höhere Wartungs- und Reparaturkosten, zudem sind die Leistungsverluste bei der Stromübertragung höher als in modernen Netzen.
- Um erneuerbare Energien einspeisen zu können, müssen Netze ausgebaut werden.
- Zeitweise müssen die Netzbetreiber die Einspeisung von Energie in einzelnen Abschnitten abregeln: etwa wenn in Norddeutschland viel Windenergie produziert wird, die Leitungen aber eine zu geringe Kapazität haben, um diesen nach Süddeutschland zu transportieren, wo er nachgefragt wird. Gleichzeitig muss dann im Süden die Kraftwerksleistung hochgefahren werden. Ein solcher „Redispatch“ verursacht hohe Kosten und einen hohen Energieaufwand.
Wie finden Sie heraus, wie viel Netzentgelt Sie bezahlen?
Das Netzentgelt wird aus einer Kombination von verbrauchsabhängigem „Arbeitspreis“ und pauschal festgelegtem „Grundpreis“ errechnet, so wie auch der Strompreis insgesamt. Mehr Details zu Arbeitspreis und Grundpreis finden Sie im Artikel „So setzt sich der Strompreis zusammen“. Wie hoch dieser Anteil bei Ihnen ausfällt, wird in Ihrer Stromrechnung gesondert aufgeführt.
Steigen die Netzentgelte weiter an?
Seit 2012 sind die Netzentgelte stetig gestiegen, insbesondere durch Maßnahmen, um die Energiewende zu ermöglichen. Auch 2024 steigen die Netzentgelte um durchschnittlich elf Prozent. Grund für die Steigerung sind nach Angaben der Übertragungsnetzbetreiber zum einen das anhaltend hohe Preisniveau auf den Brennstoff- und Strommärkten - diese wirken sich insbesondere auf die Kosten für Engpassmanagement, die Vorhaltung von Regelleistung sowie für die Beschaffung von Verlustenergie aus - und zum anderen die hohen Investitionen in den Ausbau des Stromnetzes.
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