So wichtig sind Deutschlands Wälder für unser Klima
Haben Sie schon einmal etwas von „Shinrin-yoku“ gehört? Den meisten dürfte der Trend unter dem Begriff Waldbaden bekannt sein. Dahinter verbirgt sich im Grunde nicht mehr als ein Ausflug in den Wald, der nachgewiesenermaßen Stress reduziert und das Immunsystem stärkt. In Japan, der Heimat des Shinrin-yoku, sind Waldausflüge längst Bestandteil eines guten Lebensstils und der vom Gesundheitswesen geförderten Vorsorge.
Fünf schöne Wälder zum Wandern und Waldbaden
Dabei muss man gar nicht nach Japan schauen, um der besonderen Beziehung der Menschen zum Wald nachzuspüren. Der deutsche Wald wird bereits seit dem 19. Jahrhundert in der Kunst als ein nationaler Mythos beschworen – sei es die „deutsche Eiche“ als Sinnbild für die deutsche Standhaftigkeit schlechthin, der finstere Wald als bedrohlicher Ort bei den Brüdern Grimm oder der „Hallraum der Seele“, wie der Dichter Joseph von Eichendorff die Aura des rauschenden Waldes beschreibt.
Wie in vielen anderen Länder auch ist es in Deutschland verbrieftes Recht aller Bürger, freie Landschaften sowie Wälder zur Erholung zu betreten. Im Bundesnaturschutzgesetz und im Bundeswaldgesetz widmen sich Paragrafen ebendiesem Recht. Und das ist auch gut so, denn: Etwa ein Drittel des deutschen Staatsgebiets ist bewaldet. Und nicht zuletzt aufgrund der Einschränkungen der Coronakrise finden viele Menschen sich immer öfter im Wald wieder, ob nun spazierend oder wandernd. Doch auch neben der heilenden Wirkung auf Körper und Geist war die Bedeutung des Waldes für uns Menschen noch nie so groß, gerade in Bezug auf den Klimawandel.
Der Wald schützt das Klima
Letzten Erhebungen zufolge stehen über 90 Milliarden Bäume in Deutschland. Das ergab die Bundeswaldinventur 2011/2012, die alle zehn Jahre vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt wird und das nächste Mal zwischen April 2021 und Dezember 2022 stattfinden wird. Untersucht wird dabei die Entwicklung des Ökosystems Wald, etwa in Bezug auf Fläche, Baumartenvielfalt, Altersaufbau oder Kohlenstoffspeicherung. Ziel der Inventur ist es, der Politik und der Wirtschaft eine Entscheidungsgrundlage für den nachhaltigen Schutz und Ausbau des Waldes zu liefern. Denn der Wald ist nicht nur Lebensraum einer Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Er ist auch unser engster Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel.
Die Ergebnisse der letzten Inventur gaben Anlass zur Freude: Ihnen zufolge hatte die biologische Vielfalt in deutschen Wäldern zugenommen. Auch der Holzvorrat war bei gleichbleibender Waldfläche gestiegen. Zu hoffen bleibt, dass die in diesem Jahr anstehende Inventur keine allzu großen Abweichungen ergibt. Was allerdings angesichts der letzten Nachrichten den deutschen Wald betreffend fraglich ist: Ende Februar 2021 gab das BMEL die Ergebnisse der zwischenzeitlich durchgeführten Waldzustandserhebung 2020 bekannt.
Deutschlands Wälder: Unbedingt schützenswert
Demnach weisen rund 37 Prozent der gesamten Waldfläche Deutschlands im Jahr 2020 eine deutliche Verlichtung auf. Bei weiteren 42 Prozent ist ein Rückgang der Baumkrone bereits erkennbar, und nur bei etwa 21 Prozent stehen die Bäume in gesunder Fülle. Das ist eine signifikante Verschlechterung zum Zustand des Waldes im Jahr 2010. Damals lag der Anteil der verlichteten Waldfläche noch bei unter einem Viertel. Ein Grund für den Verfall der Wälder ist unter anderem der Borkenkäferbefall: Dessen Larven und Jungkäfer fressen sich durch das Bauminnere und durchtrennen dabei die Versorgungsbahnen. Bei starkem Befall wird schließlich auch der Wassertransport in die Kronen so stark gestört, dass der Baum abstirbt.
Wie alarmiert wir aufgrund der neuen Zahlen sein sollten, wird klar, wenn man sich einmal anschaut, wie groß die Menge an Kohlendioxid (CO2) ist, die Bäume jedes Jahr binden. Allein in Deutschland sind das derzeit noch etwa 52 Millionen Tonnen Kohlenstoff, was knapp 15 Prozent des bundesweiten CO2-Ausstoßes entspricht. Kein Wunder also, dass sich zahlreiche Klimaprojekte dem Waldschutz und der Aufforstung verschrieben haben. Ein Forscherteam von der ETH Zürich hat ausgerechnet, dass unser Planet etwa 900 Millionen Hektar Fläche bereithält, die sich für Waldregeneration und Aufforstung eignen würde – was etwa der Größe der USA entspricht. Ihrer Studie nach könnte die Bewaldung dieser Fläche die weltweite Kohlenstofflast um etwa zwei Drittel senken.
Fest steht daher: Auch wenn eine Aufforstung in diesem Ausmaß zumindest in absehbarer Zeit eher unrealistisch ist, stellt das Pflanzen von Bäumen eine Erfolg versprechende Teillösung im Kampf gegen den Klimawandel dar. Noch dazu, weil es nichts weiter erfordert als einen Baumsetzling, einen geeigneten Ort zum Pflanzen und Zeit. Eine Buche benötigt etwa 80 Jahre, um eine Tonne CO2 aufzunehmen. Ob sie letztendlich während eines Schulprojekts gepflanzt wurde oder im Rahmen eines international angelegten Aufforstungsprogramms, spielt dabei keine Rolle. Jeder kann seinen Teil dazu beitragen. Falls dieser Artikel auch bei Ihnen das dringende Bedürfnis geweckt haben sollte, dem Wald etwas zurückzugeben: Heute gibt es zahlreiche Projekte, die Sie auf verschiedenste Weise bei ihrer Arbeit unterstützen können. So bietet etwa der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) Baumpatenschaften schon ab acht Euro pro Monat an.
Der Wald als Wasserwerk
Mehr als 16 Millionen Bäume hat enercity in den letzten 25 Jahren im Wassergewinnungsgebiet Fuhrberger Feld gepflanzt. Jedes Jahr kommen hunderttausende Buchen, Rot- und Stieleichen und Ahornbäume dazu, die den immergrünen Nadelwäldern Niedersachsens unterpflanzt werden. Dass es sich dabei vor allem um Laubbäume handelt, ist kein Zufall: Zum einen schützt der Umbau zu einem Mischforst den Wald vor Wetterextremen wie Dürren oder Stürmen, die infolge des Klimawandels immer häufiger auftreten werden. Und zum anderen bestärkt er den Wald in einer weiteren wichtigen Eigenschaft, die er neben dem Speichern von CO2 für uns Menschen bereithält: die der natürlichen Wasserfiltration. Mit dem Umbau zum Mischwald rüstet enercity den Wald also nicht nur für die Folgen des Klimawandels, sondern optimiert ihn in seiner Funktion als natürliches Wasserwerk.
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