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Die CO₂-Pipeline: Ein wichtiger Schritt in die Zukunft

Die geplante CO₂-Pipeline ist ein zentraler Bestandteil der Carbon-Management-Strategie (CMS) der Bundesregierung und soll einen entscheidenden Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige über das Projekt.

Bis 2045 soll die neue CO2-Pipeline fertiggestellt sein und eine Länge von rund 4500 Kilometern erreichen. Diese Planung entspricht den Vorstellungen der Industrie, die für die Zement-, Kalk- und Abfallwirtschaft ähnliche Strecken bis 2035 vorgeschlagen hat. Besonders für Industrien mit schwer reduzierbaren Emissionen ist die Pipeline eine wichtige Voraussetzung, um zentrale Industriegebiete miteinander zu verknüpfen.

Die CO₂-Pipeline: Warum das Ganze?

Zur Erreichung der vereinbarten Klimaziele setzt Deutschland nicht nur auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, sondern auch darauf, die CO2-Emissionen, die in vielen Industrien (zum Beispiel in der Zementproduktion, Stahlherstellung und Chemieindustrie) schwer vermeidbar sind, effizient zu reduzieren. Die CO2-Pipeline ermöglicht es, CO2 aus diesen industriellen Quellen abzuscheiden, zu transportieren und entweder zu speichern oder weiterzuverwerten.

Eine grüne Weltkugel liegt in zwei Händen

Carbon Capture and Storage & Carbon Capture and Utilization

Zur CO2-Abscheidung und -Speicherung (englisch: „Carbon Capture and Storage“, kurz: CCS) gibt es verschiedene Technologien, mit deren Hilfe CO2 entweder aus der Atmosphäre gezogen und im Boden gelagert wird oder gar nicht erst in die Luft gelangt. Bei der Weiterverwertung von abgeschiedenem CO2 (englisch: „Carbon Capture and Utilization“, kurz: CCU) werden Kohlenstoffverbindungen mithilfe unterschiedlicher Prozesse und Verfahrensschritte wieder genutzt – etwa zum Einsatz in Feuerlöschanlagen oder bei der Herstellung von Produkten der chemischen Industrie.

Im Artikel „Wie funktioniert ,Carbon Capture and Storage?“ erfahren Sie mehr über die Speicherung von CO2.

Was war der Impuls für die Entwicklung der Pipeline?

Die Initiative kam ins Rollen als Teil der deutschen Klimapolitik, die auf eine drastische Reduktion der CO2-Emissionen bis 2045 abzielt. Angesichts der Herausforderungen, die die Dekarbonisierung von emissionsintensiven Industrien mit sich bringt, wurde die Notwendigkeit eines effizienten Transportsystems für CO2 erkannt. Zudem wurde in der Industrie zunehmend klar, dass ohne ein nationales CO2-Leitungsnetz die Klimaziele nicht erreicht werden können.

Die Bundesregierung nahm dies auf und integrierte den Bau der CO2-Pipeline als Schlüsselelement in ihre Carbon-Management-Strategie (CMS), die den Rahmen für die Abscheidung, den Transport und die Speicherung sowie die Nutzung von CO2 setzt. Dieses Projekt wird als unverzichtbar angesehen, um die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu ermöglichen, indem es die Verbindung zwischen CO2-Verursachern und den Orten der Speicherung oder weiteren Nutzung schafft.

Auch im Kleinen CO₂-Emissionen reduzieren

Nicht nur die Industrie kann ihren CO2-Ausstoß reduzieren: Auch Privathaushalte können einen erheblichen Beitrag leisten, denn gut zwei Drittel ihres CO2-Ausstoßes sind auf das Heizen zurückzuführen. Wechseln Sie darum zu klimafreundlichen Alternativen wie Fernwärme oder Wärmepumpe.

Was genau wird wo gebaut?

Die geplante CO2-Pipeline soll laut aktuellem Entwurf des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) bis zum Jahr 2045 auf eine Gesamtlänge von rund 4500 Kilometer wachsen und zukünftig große Energie-Cluster in Deutschland verbinden. Konkret nennt das BMWK in seinem Entwurf hierfür beispielhaft das Ruhrgebiet, das Rhein-Neckar-Gebiet, die Zementindustrie in Nordrhein-Westfalen sowie das mitteldeutsche „Chemie-Dreieck“ Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Weiterhin schlägt das Ministerium vor, dass auch ältere Erdgasleitungen für das Projekt genutzt werden könnten. Zudem wird empfohlen, bereits frühzeitig Konzepte für CO2-Kavernenspeicher – also CO2-Speicher, die in großen, künstlich angelegten Hohlräumen in unterirdischen Salzformationen, zum Beispiel in Salzstöcken, errichtet werden – in die Planungen der zukünftigen Infrastruktur einzubeziehen.

Wie soll das Ganze reguliert werden?

Das Wirtschaftsministerium schlägt vor, dass der CO2-Markt vorerst vor allem auf Marktkräften basieren soll. Das bedeutet, dass Angebot und Nachfrage den CO2-Markt steuern anstatt dass der Staat hierfür Vorgaben macht. Unternehmen sollen demnach selbst entscheiden, wie sie mit CO2 umgehen, beispielsweise durch den Handel mit CO2-Zertifikaten.

Fest steht das allerdings noch nicht. Zusammen mit der Bundesnetzagentur wird geprüft, ob es sinnvoll wäre, verschiedene Bereiche des CO2-Marktes zu trennen, da eine spätere Trennung sehr aufwendig wäre. Es soll auch dafür gesorgt werden, dass Orte, die weiter entfernt sind und weniger CO2 abfangen, nicht benachteiligt werden.

Ab 2025 wird es jährlich Berichte geben, um den Fortschritt beim Ausbau der CO2-Infrastruktur zu verfolgen. Dafür wurde eine neue Arbeitsgruppe gegründet, die sich „AG CO2-Infrastruktur“ nennt. In dieser Gruppe arbeiten Expert:innen aus verschiedenen Bereichen zusammen, um sicherzustellen, dass die CO2-Infrastruktur gut mit den Netzen für Strom, Gas und Wasserstoff zusammenpasst.

Wie soll das CO₂ gespeichert werden?

Das BMWK plant, das über die Pipeline transportierte CO2 langfristig in geologischen Formationen zu speichern. Diese Speicherung soll hauptsächlich durch Carbon Capture and Storage (CCS) erfolgen, bei dem CO2 aus industriellen Prozessen abgeschieden und tief unter der Erde eingelagert wird. Dafür eignen sich etwa leere Erdgas- und Erdöllagerstätten sowie tiefe Salzstöcke oder Aquifere, bei denen es sich um Gesteinsschichten handelt, die große Mengen Wasser und Gas aufnehmen können.

Die Speicherung erfolgt so, dass das CO2 in Porenräumen der Gesteinsschichten eingeschlossen wird, ähnlich wie es bei Erdgas über lange Zeiträume der Fall war. Diese Methode soll gewährleisten, dass das CO2 sicher isoliert bleibt und nicht wieder in die Atmosphäre gelangt.

4500
Kilometer
lang soll die neue CO₂-Pipeline werden, die bis zum Jahr 2045 fertiggestellt sein soll.

Wer koordiniert die CO₂-Speicherung?

Um die CO2-Speicherung zu koordinieren und weiterzuentwickeln, hat das BMWK eine weitere Arbeitsgruppe ins Leben gerufen. Diese Arbeitsgruppe steht aktuell unter Zeitdruck. Denn die Carbon-Management-Strategie des BMWK sieht vor, dass Deutschland vor 2030 mit der CO2-Speicherung beziehungsweise mit dem CO2-Transport beginnen muss, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen.

Aktuell scheint es, dass zu diesem Zeitpunkt Speichermöglichkeiten für CO2 nur in Ländern wie Norwegen, Dänemark oder den Niederlanden verfügbar sein werden. Damit Deutschland jedoch nicht von anderen Ländern abhängig wird, setzt sich die Regierung dafür ein, auch eigene Speicherorte zu entwickeln. Das BMWK schätzt, dass dieser Prozess – von der Planung über die Erkundung und Genehmigung bis hin zur Umsetzung – etwa zehn Jahre dauern könnte.

Was wird das Projekt kosten?

Die Gesamtkosten für das CO2-Pipeline-Projekt in Deutschland lassen sich nur schwer genau beziffern, da sie von mehreren Faktoren abhängen, darunter die genaue Länge des Netzwerks, die verwendete Technologie und der Ausbau von Speicherinfrastrukturen. Schätzungen für ein landesweites CO2-Pipelinenetz von etwa 4500 bis 4800 Kilometern Länge liegen jedoch in einem Bereich von mehreren Milliarden Euro.

Vor- und Nachteile des Projekts im Überblick

Die Bundesregierung, das Umweltbundesamt, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND) sowie weitere Expert:innen haben die Vor- und Nachteile der CO2-Pipeline skizziert. Hier eine Zusammenfassung der von den verschiedenen Akteuren vorgebrachten Argumente:

Vorteile der CO₂-Pipeline:

1. Reduktion von CO2-Emissionen: Die Pipeline hilft dabei, abgeschiedenes CO2 aus Industrien zu speichern, was die Klimaziele unterstützt.
 

2. Langfristige Infrastruktur: Ein umfassendes Netz könnte eine Grundlage für zukünftige Klimaschutzmaßnahmen und Technologien (etwa CO2-Wiederverwendung) schaffen.
 

3. Entlastung von Branchen mit hohen Emissionen: Industrien mit unvermeidbaren Emissionen, zum Beispiel die Zement- und Kalkproduktion, haben eine sichere Möglichkeit zur Emissionsverringerung.
 

4. Förderung technologischer Innovation: Die Pipeline könnte auch zur Weiterentwicklung von Technologien im Bereich der CO2-Speicherung und -Nutzung (CCS und CCU) beitragen.

Nachteile der CO₂-Pipeline:

1. Hohe Kosten: Die Entwicklung und Instandhaltung sind teuer, was potenziell die Wirtschaftlichkeit des Projekts beeinträchtigen könnte.
 

2. Umweltrisiken: Im Falle einer Leckage könnten umliegende Gebiete betroffen werden, was Gesundheits- und Umweltrisiken birgt.
 

3. Abhängigkeit von Auslandsspeichern: Falls CO2 hauptsächlich im Ausland gespeichert wird, könnte Deutschland von externen Speicherorten abhängig werden.
 

4. Nutzungskonflikte im Untergrund: Die CO2-Lagerung könnte andere Nutzungen, etwa Geothermie oder Gaslagerung, beeinträchtigen und zu Nutzungskonflikten führen.

Fazit:

Die CO2-Pipeline bringt wertvolle Chancen, aber auch Herausforderungen mit sich. Sie bietet eine notwendige Infrastruktur, um CO2-Emissionen aus industriellen Prozessen zu reduzieren und langfristig zur Erreichung der Klimaziele beizutragen. Besonders für Sektoren mit unvermeidbaren Emissionen stellt sie eine zukunftsorientierte Lösung dar. Allerdings sind die hohen Kosten, Umweltrisiken und die potenzielle Abhängigkeit von ausländischen Speichern wesentliche Nachteile, die eine sorgfältige Planung und kontinuierliche Überwachung erforderlich machen. Insgesamt könnte die Pipeline ein wichtiger Schritt im Klimaschutz sein, wenn diese Herausforderungen verantwortungsvoll angegangen werden.

4. Dezember 2024
Erneuerbare Energien
Klimaschutz

Text: Christian Wiez. Fotos: Getty Images.

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