Vermieter Martin Pook
Wärmewende in Hannover

Umstieg auf Fernwärme: „Alles richtig gemacht!“

Bei der Wärmewende setzen Hannover und enercity stark auf Fernwärme. Bis 2035 soll sie klimaneutral sein und etwa die Hälfte des hannoverschen Wärmebedarfs abdecken. Freuen sich schon jetzt über ihre neue Heizung: Bettina Suiselis aus der Nordstadt und ihr Vermieter Martin Pook.

„Ich mache es an, und das warme Wasser ist sofort da.“ Bettina Suiselis aus Hannovers Nordstadt genießt den Komfort, nicht mehr am aufgedrehten Hahn warten zu müssen, bis die Gastherme ihr Wasser für Küche und Bad erhitzt hat. „Das ist eine nicht unerhebliche Trinkwasserersparnis.“ Weitere Vorteile ihrer neuen Fernwärmeheizung: niedrigere Heizkosten, mehr Sicherheit und ein Beitrag zum Klimaschutz.

Im Zuge einer energetischen Sanierung ließ ihr Vermieter Martin Pook das Mehrfamilienhaus, in dem Suiselis wohnt, 2023 an das enercity-Fernwärmenetz anschließen. Ein Beispiel, dem in den kommenden Jahren viele Immobilieneigentümer:innen folgen werden. Denn bei Hannovers Wärmewende spielt die Fernwärme eine wichtige Rolle: Bis 2035 soll sie etwa die Hälfte des hannoverschen Wärmebedarfs abdecken. Hierzu baut enercity in vielen Stadtgebieten das Fernwärmenetz aus und stellt die Wärmeerzeugung parallel auf grüne Technologien um.

Bettina Suiselis ist glücklich über die neue Heizung. Diese lasse sich deutlich besser regulieren als die alte Gasheizung. Von Erdgas sei sie ohnehin nie eine Freundin gewesen, habe über die Jahrzehnte hinweg häufiger Ärger mit defekten Thermen und Gasgeruch in der Wohnung gehabt. „Aber jetzt fühle ich mich sicher!“

Zusammen mit der neuen Dämmung des Hauses hat die Umstellung auf Fernwärme ihr eine deutliche Kosteneinsparung gebracht. Ihr monatlicher Abschlag hat sich um rund 30 Euro reduziert, auch die Schornsteinfegergebühren entfallen künftig. „Für mich als Rentnerin macht das einen großen Unterschied.“ Ähnlich sei es auch bei den anderen Mieter:innen gewesen, ergänzt Vermieter Pook: „Viele haben sich bei der jüngsten Heizkostenabrechnung über eine Rückerstattung gefreut.“

Mieterin Bettina Suiselis
Mehr Komfort und Sicherheit: Bettina Suiselis freut sich, dass ihre alte Gastherme einer modernen Fernwärmestation gewichen ist.

Mit der Umstellung auf Fernwärme hat Pook „alles richtig gemacht“, davon ist er überzeugt. Das Haus mit 16 Mieteinheiten in Hannovers Nordstadt ist ein Familienerbstück, errichtet hat es Pooks Großmutter. „Da ist schon eine besondere Bindung zum Objekt da“, sagt er. Pook pflegt guten Kontakt zu seinen Mieter:innen, notwendige Reparaturen hat er nie auf die lange Bank geschoben. 2022 musste aber „eine größere Aktion her“, wie er es nennt. Für die energetische Sanierung ließ Pook am kompletten Gebäude eine Wärmedämmung und dreifachverglaste Fenster anbringen. Dann machte ihn ein Nachbar auf die vorhandene Fernwärmeleitung in der Straße aufmerksam: „Das war das Beste, was mir passieren konnte.“

Im Vorfeld der Baumaßnahmen kontaktierte Pook alle 16 Mietparteien persönlich und besprach seine Pläne sowie die damit verbundene moderate Mietanpassung. „Die Bereitschaft, etwas für den Klimaschutz zu tun, war durchweg groß“, erinnert er sich. Insgesamt habe die Sanierung ungefähr ein Jahr gedauert, davon entfielen etwa drei Monate auf den Fernwärmeanschluss. In der Wohnung von Bettina Suiselis dauerten die Umbaumaßnahmen gerade mal einen Tag. Bei einem Wettbewerb wurde die Außenfassade des Hauses vor Kurzem noch mit einem Graffiti verziert. „Das schönste Haus der Nordstadt“, nennt Suiselis ihr Zuhause seitdem.

Vermieter Martin Pook
Blickfang: Martin Pook ließ seine Immobilie sanieren und durch ein Graffiti auch optisch aufwerten.

Suiselis ist froh, dass die Fernwärme in Hannover immer klimafreundlicher wird und sie auch als Mieterin einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. „Man hinterlässt ja auch was“, sagt sie. Vermieter Pook teilt diese Einstellung. In seinem Gehrdener Einfamilienhaus hat er eine Wärmepumpe installiert. Als Physiker glaube er an den Nutzen neuer Technologien, wenn er auch nicht jedem Trend hinterherlaufe. „Wir sind keine Klimafanatiker. Aber wir wollen unseren Beitrag leisten.“

Fernwärme: Häufige Fragen von Mieter:innen


Mein:e Vermieter:in plant den Anschluss ans Fernwärmenetz. Was ändert sich für mich?

Wer in einem Haus mit Zentralheizung wohnt, bekommt von der Umstellung auf Fernwärme in der Regel kaum etwas mit. enercity verlegt die Leitungen bis zur zentralen Übergabestelle für die Fernwärme im Haus, der sogenannten Kompaktstation. Diese ersetzt die alte Heizanlage. An der Verteilung der Wärme an die einzelnen Wohnungen im Haus ändert sich nichts.

Anders bei Wohnungen mit eigener Gastherme: Hier erhalten die Mieter:innen eine sogenannte Wohnungsstation, die die Wohnung fortan mit Heizwärme und warmem Wasser versorgt. In der Wohnung von Bettina Suiselis dauerte der Einbau nur einen Tag. Die Wohnungsstation wird zumeist dort installiert, wo vorher die Gastherme hing, ist aber deutlich flacher und unauffälliger.



Mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Die Preisberechnung bei der Fernwärme erfolgt nach einer komplexen Formel. Sie ist dadurch weniger anfällig für Preisschwankungen als einzelne Energieträger wie Öl oder Erdgas. Zudem stellt enercity die Fernwärme in Hannover auf klimafreundliche Erzeugung um, sodass der steigende CO2-Preis sich – anders als bei fossilen Energieträgern – nicht auf der Heizkostenabrechnung bemerkbar machen wird. Für Bettina Suiselis hat sich der monatlich zu entrichtende Abschlag um rund 30 Euro reduziert.

Die Kosten für die Heizungsmodernisierung dürfen Vermieter:innen anteilig auf die Mietparteien umlegen, allerdings zu maximal zehn Prozent und 0,50 Euro pro Quadratmeter und Monat. Demgegenüber stehen mehr Sicherheit und Komfort für die Bewohner:innen. Zudem entfallen laufende Kosten wie Schornsteinfeger- und Reparaturkosten für die Gasthermen.



Wie klimafreundlich ist Fernwärme?

In Hannover wird aktuell rund ein Viertel des jährlichen Fernwärmeabsatzes klimafreundlich gewonnen. Durch den Kohleausstieg erhöht sich dieser Anteil auf 75 Prozent im Jahr 2027. Bis 2035 soll die enercity-Fernwärme zu 100 Prozent klimaneutral sein.



Ich möchte als Mieter:in gerne auf Fernwärme umsteigen. Was muss ich tun?

Ein Fernwärmeanschluss kann nur durch die Eigentümerin oder den Eigentümer der Immobilie veranlasst werden und erfolgt für das gesamte Haus. Sprechen Sie Ihre Vermieterin oder Ihren Vermieter auf die Umstellung auf klimafreundliche Fernwärme an.



Liegt unser Haus im Fernwärmegebiet?

Das können Sie ganz einfach herausfinden: Die voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebiete aus dem Entwurf der kommunalen Wärmeplanung der Landeshauptstadt Hannover finden Sie unter waermeplanung-hannover.de oder bei der Stadt Hannover.


Mit Fernwärme in eine nachhaltigere Zukunft

Damit wir in Hannover unsere Klimaziele erreichen können, ist es an der Zeit, anzupacken. Und wie? Ganz einfach: mit dem Ausbau und dem Umstieg auf nachhaltige und zukunftssichere Fernwärme.

24. Oktober 2024
Hannover

Text: Lea Weitekamp. Fotos: Tim Schaarschmidt.

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