Abschalten und aufladen
Seit dem vergangenen Sommerurlaub bin ich übrigens ein E-Auto. Ja, Sie haben richtig gelesen – ich bin, nicht, ich habe. Also, gedanklich, so von der Einstellung her. Lassen Sie mich kurz erklären.
Meine Frau und ich saßen im Sommer im Auto und fuhren auf der A7 Richtung Nordsee. Wir hatten es nicht eilig und ich fuhr gemütlich mit 120 auf der rechten Spur. Im Alltag würde ich normalerweise nie auf die Idee kommen, ganz rechts zu fahren. Mindestens Mitte muss sein. Aber nun merkte ich, wie angenehm so ein Dahingleiten mit 120 sein kann.
Wir kamen völlig entspannt nach einer mehrstündigen Autofahrt an der Nordsee an. Und als wir dann am Strand standen – die Füße im Wasser, die Gesichter gen Sonne –, da stellte sich nicht nur die Erholung ein, sondern auch die Erkenntnis.
Ich bin noch groß geworden mit der Erfahrung von Autos mit Verbrennungsmotoren und großen Reichweiten. 600 Kilometer fahren, mindestens, dann Tankstopp inklusive Pinkelpause und Verpflegung, dann wieder rein ins Auto und weiter. Das Ergebnis war meist ein erschöpftes Ankommen am Urlaubsort. Und auf der Rückfahrt dasselbe Spiel noch mal.
Doch so ein durchschnittliches Elektroauto hat keine Reichweite von 600 Kilometer, es muss früher an die Ladesäule. Und das finde ich auch nicht so schlecht als Vorbild. Wenn die Akkuladung nachlässt – kurze Pause machen und aufladen. Auf 80 Prozent laden reicht, dauert auch meist nicht so lange. Beim E-Auto geschieht das meist in einer Viertel- oder halben Stunde, bei mir entspricht das einem verlängerten Wochenende. Dann sind die Akkus wieder bei 80 Prozent, was für den Alltag mehr als ausreichend ist. Das Beste an dieser Einstellung: Diese kleinen Pausen, die wir alle zu gern mal aufschieben, lassen sich eben nicht aufschieben. Und länger aufladen kann man immer – ob nun an der Ladesäule oder am Strand.
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