Rückenwind für die Energiewende
Mit dem entschlossenen Ausbau der Windenergie hat sich enercity in der Spitzengruppe im deutschen Onshore-Windmarkt etabliert. Die Erzeugungskapazitäten steigen weiter, die Projekt-Pipeline ist prall gefüllt – und Gesetzesänderungen machen den Weg frei für noch schnelleres Wachstum. Beste Aussichten für ein klimaneutrales Morgen.
Rotorwellen, Turmsegmente, tonnenschwere Windflügel: Auf einer Großbaustelle im nordrhein-westfälischen Kreis Minden-Lübbecke liegen alle Bauteile für einen kompletten enercity-Windpark bereit. Mittendrin hievt ein mobiler Kran die Komponenten zur Montage in den Himmel über der Gemeinde Tiefenriede. In wenigen Wochen wird er die Puzzleteile zu zehn Windrädern vom Typ Nordex N-149 zusammengesetzt haben. „Dann wird der neue Windpark Tiefenriede jährlich 96.000 Megawattstunden Ökostrom liefern“, sagt Carsten Schurwanz, Projektentwickler bei enercity Erneuerbare. „Während die Rotoren in 125 Metern Höhe grüne Energie erzeugen, bestellen unten die Landwirte ihre Felder.“
Starkes organisches Wachstum
Das Windpark-Projekt Tiefenriede ist Teil eines ganzen Bündels von Windenergievorhaben, die das enercity-Tochterunternehmen bundesweit verwirklicht. In einem bestehenden Windpark im brandenburgischen Beeskow ersetzt der Energiedienstleister sieben alte durch sechs neue und deutlich größere Anlagen mit höherem Wirkungsgrad. Durch das Repowering steigt die installierte Leistung auf 34 Megawatt (MW), ohne dass zusätzliche Flächen benötigt werden. Parallel zu diesem Projekt investiert enercity aktuell 42,5 Millionen Euro auf dem Vulkaneifelplateau nahe Beuren in Rheinland-Pfalz. Hier entstehen sieben Windenergieanlagen mit einer elektrischen Leistung von mehr als 24 MW. Allein diese beiden Windparks können rechnerisch 56.000 Haushalte mit Ökostrom versorgen. Das entspricht etwa der Größe der Stadt Oldenburg.
Gigawattstundensauberen Strom aus Windenergie hat enercity 2023 erzeugt – eine neue Rekordmarke.
Die Liste der enercity-Windkraftprojekte ließe sich lange fortsetzen. Mittlerweile betreibt das Unternehmen Anlagen mit einer installierten Windleistung von knapp 1000 Megawatt, die erzeugte Windstrommenge aus eigenen Anlagen stieg 2023 auf 1400 Gigawattstunden – eine neue Rekordmarke. „Damit zählt enercity zu den Top-Akteuren im deutschen Onshore-Windmarkt“, freut sich Ralf Nietiet, Geschäftsführer von enercity Erneuerbare.
Großen Anteil daran hat der Anfang 2023 vollzogene Zukauf des „Horizon“-Portfolios der Norderland-Gruppe mit 60 Windparks und 166 Windkraftanlagen in vier Bundesländern. Mit der erfolgreichen Akquise konnte enercity seine Windkraftleistung mehr als verdoppeln. Und: Die neuen Standorte haben erhebliches Repowering-Potenzial in einer Größenordnung von mehr als 250 Megawatt. Nietiet: „Im Repowering steckt großes Potenzial.“
Meilenstein in der Ökostromproduktion
Neben dem Zukauf treibt enercity die Energiewende auch durch den Bau eigener Windparks voran. Im abgelaufenen Jahr hat das Unternehmen seine Erzeugungskapazitäten weiter kontinuierlich ausgebaut. Zusammengenommen haben die Maßnahmen zu einem deutlichen Anstieg des Ökostromanteils an der Gesamterzeugung geführt: Von 35 Prozent im Jahr 2022 stieg dieser 2023 auf satte 51,6 Prozent. „Ein Meilenstein in der Ökostromproduktion – und ein besonderes Jahres-Highlight“, zieht Nietiet ein positives Fazit.
„Die Windenergie ist nicht nur der Kern unseres Erneuerbaren-Portfolios, sondern ein entscheidender Baustein für das Gelingen der Energiewende insgesamt.“
Das dynamische Wachstum der Erneuerbaren ist auch mit Blick auf das strategische Ziel von enercity von großer Bedeutung. Bis 2040 strebt der Konzern die Klimaneutralität an – und ist auf dem Weg dorthin 2023 erneut ein gutes Stück vorangekommen. „Mit dem Ausbau der Windenergie liegen wir dabei voll im Soll“, erklärt Nietiet. „Die Windenergie ist nicht nur der Kern unseres Erneuerbaren-Portfolios, sondern auch ein entscheidender Baustein für das Gelingen der Energiewende insgesamt.“ Darum werde enercity den Ausbau weiter forcieren.
Dabei bekommt enercity viel Rückenwind von der Politik. Im vergangenen Jahr hat der Bund die Rahmenbedingungen für Investitionen im Bereich Wind erheblich verbessert. Dazu zählen Vereinfachungen beim Repowering, beschleunigte Genehmigungsverfahren für Windkraftanlagen oder die Gemeindeöffnungsklausel, nach der Kommunen Windenergieflächen auch außerhalb definierter Vorranggebiete planen können. Noch mehr Tempo bringt das „Windenergie-an-Land-Gesetz“, wonach die Bundesländer bis 2027 1,4 Prozent und bis 2032 zwei Prozent der Bundesfläche für Windenergie ausweisen müssen. Nietiet: „All das wird unsere künftigen Windenergievorhaben erleichtern und beschleunigen.“
Das gilt insbesondere für Projekte in Niedersachsen, wo sich derzeit 6169 Onshore-Windkraftanlagen drehen – so viele wie in keinem anderen deutschen Bundesland. Grund dafür sind der überdurchschnittliche Windertrag und eine besonders windenergiefreundliche Politik. Niedersachsen geht mit seinem Flächenziel von 2,2 Prozent über die Vorgaben des Bundes hinaus, in der Region Hannover ist gar ein 2,5-Prozent-Flächenziel im Gespräch. „Das macht Niedersachsen zum Energiestandort Nummer eins – und die Region Hannover ganz besonders interessant für Projekte“, so Nietiet. Darum setzt enercity beim Windenergieausbau rund um die Landeshauptstadt einen Schwerpunkt mit geplanten Investitionen von rund 375 Millionen Euro in neue Windparks für insgesamt bis zu 47 Anlagen in der Wedemark sowie bei Burgwedel und Peine.
Onshore-Windkraftanlagendrehen sich derzeit in Niedersachsen – so viele wie in keinem anderen deutschen Bundesland.
Verdreifachung der Windleistung
Dutzende weitere Windenergievorhaben sind in Planung: Im Jahr 2024 wird enercity Genehmigungsanträge für Projekte mit einem Umfang von mehr als 400 Megawatt einreichen. Grünes Licht für den Zubau weiterer 270 Megawatt Windleistung wird erwartet. „Unsere Pipeline ist sehr gut gefüllt“, blickt Nietiet voraus. „Bis 2027 wollen wir Projekte in einer Größenordnung von 1000 Megawatt realisieren.“ In den Jahren danach werden mit neuen Standorten und dem Repowering weitere 500 Megawatt folgen. „Bis zum Ende der Dekade macht das einen Zuwachs von bis zu 1500 Megawatt.“ Das sind beste Aussichten für ein klimaneutrales Morgen.
Wie Green PPAs die Energiewende beschleunigen
Zum zweiten Mal in Folge hat enercity den Zuschlag für Ökostromlieferungen an die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland erhalten. Das Power Purchase Agreement (PPA) zwischen dem Energiedienstleister aus Hannover und den Sendeanstalten ARD und ZDF läuft nun bis Ende 2026 und hat einen Umfang von 345 Gigawattstunden grünem Strom. Bereits seit 2022 ist enercity verlässlicher Energielieferant für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland. Auch der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg (BER) bezieht langfristig Windstrom von enercity.
„Für uns ist der Abschluss langfristiger Lieferverträge für Ökostrom mit unseren Großkunden sehr wichtig“, sagt Ralf Nietiet, Geschäftsführer von enercity Erneuerbare. Denn Green PPAs bringen große Vorteile für beide Vertragspartner: Stromkunden aus Industrie, Gewerbe und dem Dienstleistungssektor profitieren von stabilen, auf lange Sicht kalkulierbaren Ökostrompreisen. Zudem haben vor allem Unternehmen mit hohem Energiebedarf die Chance, sich im Nachhaltigkeits-Rating erheblich zu verbessern. Für Produzenten von Wind- oder Solarstrom verringert eine langfristig gesicherte Vergütung das Risiko stark schwankender Strompreise und hilft ihnen dabei, Investitions- und Betriebskosten für Wind- und Solarparks zu decken. Das gilt vor allem auch für den Bau neuer Anlagen und für Anlagen, die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) nicht förderfähig sind, wie zum Beispiel große Photovoltaik-Freiflächenanlagen und ältere ausgeförderte Windkraftanlagen. „Darum sind PPAs ein unverzichtbarer Eckpfeiler des Geschäfts“, so Nietiet. „Zugleich sind sie ein enorm wichtiges Instrument für die grüne Transformation unseres Energiesystems.“
Autor: Jens Lehmann
Credits: Getty Images (3), Bernd Struve Drohnenpilot, enercity, Shutterstock (2)