Wegbereiter der Wärmewende - in Hannover und weit darüber hinaus
Die Wärmewende hat viele Facetten: Smarte Infrastruktur, intelligente Kraftwerke, maßgeschneiderte Heizungslösungen. enercity geht in allen Bereichen der Entwicklung voran.
Es ist eine klumpige, braune, feuchte Masse, die in Hannover-Lahe angeliefert wird. Man könnte sie für Abfall halten. Tatsächlich ist es aber ein wertvoller Rohstoff, der hier in Energie umgewandelt wird: Klärschlamm.
Seit Juni 2023 werden jeden Tag durchschnittlich 400 Tonnen von diesem Klärschlamm entwässert und thermisch verwertet. Die dabei entstehende Wärme wird in das hannoversche Fernwärmenetz eingespeist – und ermöglicht durchschnittlich 15.000 Menschen im Großraum Hannover, klimaneutral zu heizen und Wasser zu erhitzen.
Das Kraftwerk ist gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Nicht nur bietet es der Stadt Hannover Entsorgungssicherheit für ihre Klärschlammmengen, sondern leistet zugleich einen Beitrag zur regionalen Kreislaufwirtschaft. Obendrein wird aus der verbleibenden Asche der im Schlamm enthaltene Phosphor zurückgewonnen – ein wertvoller Rohstoff, der nur begrenzt auf der Erde vorhanden ist.
Ausstieg aus der Kohleverbrennung
Vor allem aber ist die Anlage ein wichtiger Baustein auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft: Mit dem Betriebsstart hat enercity einen weiteren Schritt zum endgültigen Ausstieg aus der Kohleverbrennung unternommen. Schon vor Jahren hat sich der Energiedienstleister das Ziel gesetzt, so bald wie möglich das Kohlekraftwerk in Hannover-Stöcken abzuschalten, das Teile der Stadt Hannover mit Prozess- und Fernwärme versorgt. Die Klärschlammverwertungsanlage ist nun das erste neu errichtete von insgesamt 14 erneuerbaren Kraftwerken, die mit einem Mix aus innovativen klimafreundlichen Technologien die Kohleverbrennung ersetzen werden.
„Mit großem Engagement betreibt enercity die Transformation hin zu erneuerbaren Energien – und das auch in der Wärmeproduktion.“
Anstelle von Block I, der Anfang 2025 abgeschaltet wird, werden neben dem Klärschlammkraftwerk und der Nutzung von Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage zwei hochflexible Biomethan-Blockheizkraftwerke, eine Power-to-heat-Anlage sowie ein Altholz-Heizkraftwerk treten, dessen Wärme durch eine Großwärmepumpe zusätzlich verdichtet wird. Block II, der voraussichtlich bis Anfang 2027 stillgelegt wird, soll durch eine Geothermieanlage, mehrere Großwärmepumpen, industrielle Abwärme sowie eine Anlage zur thermischen Abfallverwertung ersetzt werden. Für den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil nimmt der Energiedienstleister aus Hannover damit eine Vorreiterrolle ein: „Mit großem Engagement betreibt enercity die Transformation hin zu erneuerbaren Energien – und das auch in der Wärmeproduktion in beeindruckender Weise.“
Um neuartige Technologien nutzen zu können, hat sich enercity innovative Partner gesucht. Beispielsweise das deutsch-kanadische Unternehmen Eavor, das eigens ein umweltfreundliches Verfahren zur Nutzung von Geothermie entwickelt hat. Dabei wird Flüssigkeit in ein geschlossenes Rohrsystem geführt, das bis zu 3000 Meter tief unter der Erde verläuft, und dabei erhitzt. Langfristig könnten so bis zu 20.000 Haushalte in Hannover mit Erdwärme versorgt werden.
Diese Anlagen werden Block 1 des Kraftwerks Stöcken ersetzen:
Altholzheizkraftwerk
Das neue Kraftwerk in Stöcken nutzt Recyclingholz wie Möbel oder Holzverschalungen zur Gewinnung von Wärme für das Fernwärmenetz
Biomethan-Blockheizkraftwerke
enercity-Tochter Danpower errichtet in Hannover-Stöcken und Herrenhausen zwei flexible 20-MW-Blockheizkraftwerke.
Thermische Abfallverwertung
Seit 2020 fließen bis zu 300.000 MWh zuvor ungenutzte Wärme aus der Müllverbrennungsanlage Hannover-Lahe ins enercity-Fernwärmenetz.
Thermische Klärschlammverwertung
Die bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlämme der Stadt Hannover werden seit 2023 von enercity zur Energiegewinnung genutzt.
Power-to-Heat
Am Standort Hannover-Herrenhausen betreibt enercity seit 2020 eine Power-to-Heat-Anlage.
Diese Anlagen werden Block 2 des Kraftwerks Stöcken ersetzen:
Geothermie
Erdwärme wird künftig zu einem zentralen Baustein von Hannovers Wärmeversorgung. Die CO2-neutrale Energiequelle kann vollkommen wetterunabhängig zur Wärmegewinnung genutzt werden.
Großwärmepumpen
Großwärmepumpen erhitzen hocheffizient Umgebungswärme aus Boden, Wasser oder Luft auf die im Fernwärmenetz benötigte Temperatur.
Thermische Abfallverwertung
Im Stadtbezirk Misburg-Anderten wird perspektivisch eine zusätzliche Anlage zur thermischen Abfallverwertung entstehen.
Industrieabwärme
Viele industrielle Prozesse setzen Wärme frei, die für die städtische Wärmeversorgung genutzt werden kann.
Ausbau des Fernwärmenetzes
Insgesamt wird enercity in den kommenden Jahren deutlich mehr als eine Milliarde Euro investieren, um die Einwohner:innen Hannovers mit klimafreundlicher Fernwärme zu versorgen. Die Investitionen umfassen aber nicht nur Produktionsanlagen, sondern auch den Ausbau des Fernwärmenetzes. Denn damit Fernwärme in großen Teilen der Stadt genutzt werden kann, müssen auch flächendeckend Haushalte angeschlossen sein. Bereits 2022 verabschiedete die Stadt Hannover daher eine gemeinsam mit enercity erarbeitete Fernwärmesatzung. Diese sieht vor, dass Bewohner:innen bestimmter Stadtteile verbindlich an das Fernwärmenetz angeschlossen werden, während enercity das Netz gleichzeitig deutlich ausbaut. 2027 soll das Fernwärmenetz schon zu 75 Prozent mit erneuerbaren Energien gespeist werden.
Kommunale Wärmeplanung
Wie wird in Hannover künftig geheizt? Das wird die Stadt in ihrer kommunalen Wärmeplanung festlegen, an deren Entwurf enercity maßgeblich beteiligt war. Unsere Karte zeigt die voraussichtlichen Wärmeversorgungsgebiete aus dem von der Stadt im Januar 2024 veröffentlichten Entwurf.
Fernwärme-Satzungsgebiet
Das Satzungsgebiet erstreckt sich auf ausgewählte Quartiere mit dichter Bebauung.
Fernwärme-Erweiterungsgebiet
In jeweils zwei Gebieten in der Nord- und Südstadt ist eine Erweiterung des Fernwärme-Satzungsgebiets vorgesehen.
Fernwärme-Prüfgebiet
In zehn Bereichen des Stadtgebiets wird derzeit noch geprüft, wo ein Fernwärmeausbau sinnvoll ist.
Prüfgebiet Nahwärme
Einzelne Stadtteile, die nicht an das Fernwärmenetz angeschlossen werden können, könnten künftig durch Nahwärme, beispielsweise auf Quartiersebene, versorgt werden.
Dezentrale Wärmelösungen
In Gebieten, die nicht zur Versorgung über ein Wärmenetz geeignet sind, kommen dezentrale Wärmelösungen, insbesondere Wärmepumpen, zum Einsatz.
soll das hannoversche Fernwärmenetz bis 2027 mit erneuerbaren Energien gespeist werden.
Hand in Hand entwickelten enercity und die Stadt Hannover auch einen kommunalen Wärmeplan. Das Energieunternehmen stellte die Daten bereit, auf deren Basis der Plan Straße für Straße aufzeigt, wo in Hannover bereits Fern- oder Nahwärmeanschlüsse vorhanden sind – und wo sie technisch umgesetzt werden können. Bis Ende 2024 soll aus dem Entwurf unter Beteiligung von Bürger:innen und Verbänden ein finaler Plan entstehen. Auch dabei nimmt Hannover bundesweit eine Vorreiterrolle ein – denn die Bundesregierung hat erst 2023 die Vorgabe aufgestellt, dass alle Kommunen eine Wärmeplanung entwickeln müssen – und gewährt solchen mit mehr als 100.000 Einwohner:innen dafür bis Mitte 2026 Zeit.
Dass die Wärmeplanung in Hannover so früh vorliegt, verschafft den Bürger:innen beim Umstellen auf klimafreundliche Heizungssysteme Planungssicherheit. Denn so erfahren sie frühzeitig, wenn ihr Haushalt an ein Fernwärmenetz angeschlossen werden kann.
„Als Energielieferant haben wir mit enercity durchweg gute Erfahrungen gemacht. Aber wir waren dann doch überrascht, wie souverän und schnell das Beratungsteam eine perfekte Wärmelösung für unser Haus erarbeitet hat.“
Klimafreundliche Wärmelösungen für Privathaushalte
Was aber können Verbraucher:innen tun, die diese Möglichkeit nicht haben?
Das Beispiel von Petra und Mathias von Elling zeigt, dass auch ohne Fernwärme hochmoderne Energielösungen möglich sind, sogar für denkbar alte Bestandsgebäude. 2023 beschloss die Familie, die in die Jahre gekommene Gasbrennwertheizung in ihrem fast 270 Jahre alten Fachwerkhaus im niedersächsischen Pattensen auszutauschen – und beauftragte enercity, eine CO2-freundliche Alternative zu entwickeln. „Wir wollten endlich weg von fossilen Energieträgern“, sagt Petra von Elling: „Um etwas für das Klima zu tun – und wegen der steigenden Gaspreise.“ Als Energielieferant habe man mit enercity durchweg gute Erfahrungen gemacht, sagt Mathias von Elling. „Aber wir waren dann doch überrascht, wie souverän und schnell das Beratungsteam eine perfekte Wärmelösung für unser Haus erarbeitet hat.“
Die maßgeschneiderte Lösung kombiniert eine bestehende solarthermische Anlage auf dem Dach, die einen Teil des Warmwasserbedarfs abdeckt, mit einer neuen Photovoltaikanlage. Diese wird unter anderem Strom für eine neu angeschaffte Wärmepumpe liefern. Produziert die Anlage überschüssigen Strom, fließt dieser in einen Speicher im Keller. Abzüglich staatlicher Förderung investierte das Paar rund 35.000 Euro in eine Wärmelösung, die nicht nur dem Klima hilft, sondern sich auch finanziell lohnt, wie die von Ellings ausgerechnet haben: „Schon nach 15 Jahren kommen wir in die Gewinnzone.“
„In Privathaushalten ist die Wärmeerzeugung für 80 Prozent der energiegebundenen CO2-Emissionen verantwortlich. Für enercity als Energiedienstleister ergibt sich daraus eine Verantwortung. Deshalb schaffen wir attraktive finanzielle Bedingungen für den Heizungswechsel.“
So leistet das Paar mithilfe von enercity einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, sagt Mario Merner, Bereichsleiter Dezentrale Lösungen & Engineering bei enercity: „In Privathaushalten ist die Wärmeerzeugung für 80 Prozent der energiegebundenen CO2-Emissionen verantwortlich.“ Für enercity als Energiedienstleister ergebe sich daraus eine Verantwortung, sagt Merner: „Wir schaffen attraktive finanzielle Bedingungen für den Heizungswechsel.“ Dazu gehören neben maßgeschneiderten Beratungslösungen auch günstige Heizstrom- und Wärmetarife sowie Contracting-Lösungen, bei denen Verbraucher:innen Wärmepumpen ohne einen einzigen Euro Investitionskosten leasen können.
Kommunenversorgt enercity schon heute Haushalte und Unternehmen mit klimafreundlichen Wärmelösungen.
Auch jenseits von Hannover macht enercity bundesweit Tempo bei der Wärmewende – dabei kann der Energiedienstleister auf seine bisherigen Erfahrungen zurückgreifen: Schon heute versorgt enercity Haushalte und Unternehmen in rund 350 Kommunen Deutschlands über Fern- und Nahwärmenetze mit klimafreundlicher Wärme. Ein Beispiel dafür ist das Osnabrücker Neubaugebiet „Grüner Garten“, wo die Tochterfirma enercity Contracting bis 2027 drei Mehrfamilien-, 29 Einfamilien- und Reihenhäuser sowie ein Seniorenheim über ein rund 800 Meter langes Nahwärmenetz mit Wärme versorgen wird. Erzeugt wird diese durch eine Großwärmepumpe, einen rund 250 Kubikmeter großen Eisspeicher, einen Brennwertkessel, der lediglich an ganz wenigen Tagen zur Deckung von Spitzenlast zum Einsatz kommt, und ein Blockheizkraftwerk. Dieser innovative Technologie-Mix übertrifft das gesetzliche Ziel von mindestens 65 Prozent erneuerbarer Energie in der Wärmeversorgung deutlich.
Ob Angebote für Endverbraucher:innen, klimafreundliche Kraftwerke oder flächendeckende Fernwärmenetze – das Ziel sei immer dasselbe, sagt enercity-Fachmann Merner: „Wir unterstützen die Menschen aktiv auf dem notwendigen Weg zur Klimaneutralität.“
Autor: Claus Hornung
Credits: Getty Images (2), enercity (2), Anne Hufnagel, Franz Bischof (2), Shutterstock; Illustration: gutentag-hamburg