enercity treibt die Wärmewende aktiv voran: In ganz Deutschland profitieren Kundinnen und Kunden von innovativen Projekten, die den Anteil nachhaltiger Energiequellen an der Wärmeversorgung steigern. Über Biomasse und Biogas hinaus kommen bei enercity auch Müll, Abwärme aus der Industrie und zukünftig sogar Klärschlamm zum Einsatz.
Bis zum Jahr 2035 will enercity die Hälfte der Fernwärme in Hannover aus erneuerbarer Energie gewinnen. Die Abwärmenutzung aus der thermischen Abfallverwertungsanlage in Lahe leistet einen zentralen Beitrag dazu: Seit Anfang 2020 heizen Fernwärmekundinnen und -kunden anteilig mit klimafreundlicher Abwärme. Möglich wird dies durch die nach nur 13 Monaten Bauzeit neu erstellte, fünf Kilometer lange Anbindungsleitung an das enercity-Fernwärmenetz. Bis zu 300.000 Megawattstunden nahezu klimaneutral nutzbare Wärme speist die Laher Anlage pro Jahr ein – rund ein Viertel des Fernwärmebedarfs in Hannover. Die nachhaltige Wärme aus Müll verdrängt den Einsatz von Kohle und spart damit jährlich bis zu 45.000 Tonnen CO2 ein.
Etwa ein Drittel aller energiebedingten CO2-Emissionen fallen in Deutschland im Wärmesektor an. Fernwärme ist ein wesentlicher Treiber der Energiewende in Ballungsgebieten, Städten und Gemeinden. enercity setzt sowohl auf Großanlagen wie in Lahe als auch auf viele, breit gestreute dezentrale Projekte – denn manchmal gelingt Veränderung gerade im Kleinen.
So zum Beispiel in Kaltenweide, einem Ortsteil der Stadt Langenhagen: Unzählige Mikroben fressen sich in der Biogasanlage täglich durch eine tonnenschwere Masse aus gehäckselten Maispflanzen, Grünroggen und Gras. Bei 53 Grad herrschen für sie in der Fermenterkammer Bedingungen wie im Schlaraffenland. Die winzigen Organismen danken es mit ihrem Stoffwechsel: Durch mikrobiellen Abbau vergären die organischen Stoffe. Dadurch entsteht Biogas, das mit einem Anteil von bis zu 55 Prozent Methan als Brennstoff eingesetzt werden kann.
Dr. Manfred SchüleGeschäftsführer, enercity Contracting GmbH„Wir beliefern Menschen in mehr als 260 Kommunen mit klimaschonender Wärme. enercity und die Tochtergesellschaften zählen mittlerweile zu den erfolgreichsten Unternehmen in der Wärmebranche.“
Seit 2009 läuft die Biogasanlage Kaltenweide nahezu ohne Pause. „Mit nur kurzen Wartungszeiten erreichen wir eine Verfügbarkeit von knapp 95 Prozent“, erklärt der Geschäftsführer der Anlage, Jörg Wegener. Über drei Millionen Kubikmeter Biogas erzeugt die Anlage jedes Jahr: „Damit können wir mehr als 1.600 Haushalte in der benachbarten Wohnsiedlung Weiherfeld mit klimafreundlicher Wärme versorgen. Zudem liefert die hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung regenerativen Strom, der den Bedarf von rund 2.600 Haushalten decken kann.“
Mehr als 1.600 Anlagen zur dezentralen Wärmeversorgung deutschlandweit
„Langenhagen ist eine von vielen Kommunen bundesweit, die vom enercity-Engagement für die Wärmewende profitieren“, erklärt Dr. Manfred Schüle, Geschäftsführer der Energie-Projektgesellschaft Langenhagen (EPL) sowie der enercity-Tochtergesellschaften enercity Contracting GmbH und Danpower GmbH, die sich in ganz Deutschland verstärkt für klimaschonende Angebote auf dem Wärmemarkt einsetzen. Zum Beispiel in Sulzbach-Rosenberg: Hier investiert Danpower über zwei Millionen Euro in den Ausbau des Fernwärmenetzes, um noch mehr Kunden mit regenerativer Energie aus dem Holzheizkraftwerk versorgen zu können. „Gemeinsam mit unseren Töchtern haben wir mittlerweile mehr als 1.600 Anlagen für eine nachhaltigere Wärmeversorgung umgesetzt – in mehr als 260 Kommunen in ganz Deutschland“, betont Schüle. Nicht nur Biogas, auch Müll, Klärschlamm und Holz – in Form von Hackschnitzeln oder Pellets – dienen dabei als nachhaltige Energiequellen.
Bereits in den 1990er-Jahren hat enercity mit ersten Wärmewendeprojekten begonnen und zählt zu den Pionieren bei der dezentralen Wärmeversorgung. Der Wissensvorsprung, den sich das Unternehmen damit sichern konnte, ist heute die Grundlage, um modernste Anlagen zu konzipieren und Geschäftspartnerinnen und -partner ebenso wie Kommunen bundesweit mit einem maßgeschneiderten Service bei ihren Wärmeprojekten zu unterstützen. Schüle ist sich sicher, dass die Wärmewende nur dezentral – also mit vielen lokalen und individuell ausgelegten Anlagen – zu schaffen ist. „Diese Anlagen sind oftmals für Kommunen, Wohnungsunternehmen oder Eigentümerinnen und Eigentümer von Gewerbeimmobilien allein zu komplex und für große Energiekonzerne zu klein“, erläutert Schüle. Bei enercity werden die Betreibenden, die Umsetzungspartnerinnen und -partner für ihre Projekte suchen, schließlich fündig. Eine Strategie, die Früchte trägt: „Bei kleinen und mittelgroßen Wärmenetzen sind wir die Experten“, sagt Schüle. „Durch die Vielzahl unserer Projekte zählen wir mittlerweile zu den erfolgreichsten Unternehmen in der Wärmebranche.“
25 Jahre gewinnbringende Zusammenarbeit mit Kommunen vor Ort
„Die Stadt Langenhagen hat bereits 1994 mit enercity die EPL gegründet, um gemeinsam einen Energiedienstleister für nachhaltige Wärmeversorgung mit regionalem Schwerpunkt zu schaffen“, erklärt Langenhagens Bürgermeister Mirko Heuer. „Das ist zukunftsweisend und klimafreundlich.“ Ein Modell, das enercity auch über Danpower mittlerweile mehrfach erfolgreich umsetzen konnte – unter anderem in den Kommunen Leinefelde-Worbis, Wolgast, Elsterwerda und Zinnowitz.
In Langenhagen zeigt sich, welche Vorteile für die Kommune und ihre Bewohnerinnen und Bewohner durch die Zusammenarbeit mit enercity entstehen: Etwa 40 Prozent des gesamten Wärmebedarfs der Siedlung Weiherfeld werden aus dem in seiner Gesamtbilanz klimaneutralen Biogas durch den Einsatz in der Energiezentrale der EPL gedeckt. So lassen sich jedes Jahr rund 8.600 Tonnen Kohlendioxid einsparen.
Das in der Anlage in Kaltenweide gewonnene Biogas strömt dabei durch eine unterirdische Leitung in die rund anderthalb Kilometer entfernte Energiezentrale Weiherfeld. Hinter schalldichten Wänden wummern hier zwei mannshohe Motoren: die Herzstücke eines Blockheizkraftwerks, das sowohl mit 1.480 Kilowatt thermischer Leistung Heizwärme für die benachbarten Wohnhäuser als auch mit 1.430 Kilowatt elektrischer Leistung Strom produziert. Zusätzlich dienen in der Energiezentrale zwei haushohe Wassertanks, jeder mit einem Volumen von 70.000 Litern, als puffernde Wärmespeicher. Stetig fließt aus der Energiezentrale bis zu 90 Grad heißes Wasser über ein unterirdisches Nahwärmenetz. „Auf diese Weise versorgen wir rund 1.600 Haushalte in Weiherfeld mit Wärme. Der Strom wird separat vermarktet“, erklärt Jörg Wegener.
Industrielle Abwärme versorgt Hamburger HafenCity und Rothenburgsort
Aus enercitys Nachbarstadt Langenhagen geht es in die Metropole Hamburg: „Mit unserer Wärmewendestrategie haben wir auch hier Fuß gefasst“, sagt Dr. Manfred Schüle, der auch Geschäftsführer bei enercity contracting und Danpower ist. Bereits seit Oktober 2018 nutzt enercity contracting dort die Abwärme der Kupferschmelze Aurubis. Vom Industriegebiet auf der Elbinsel Peute im Südosten der Hansestadt führt eine knapp drei Kilometer lange Wärmeleitung in das neue Stadtviertel HafenCity-Ost. Mehr als zwanzig Millionen Euro investiert enercity in die Wärmestrecke sowie in ein weiteres Heizwerk und den Wärmespeicher am Georgswerder Damm. Neben der HafenCity-Ost versorgt enercity contracting bald auch weitere Hamburger Stadtteile. So befindet sich die Leitung in das benachbarte Viertel Rothenburgsort bereits im Bau und wird bis Ende 2020 die ersten Kundinnen und Kunden versorgen. Im Endausbau 2029 sparen enercity-Kundinnen und -Kunden jährlich etwa 10.000 Tonnen Kohlendioxid ein.
Die Leitung zur HafenCity über die Elbe ist vorsorglich sogar größer ausgelegt als kurzfristig nötig. Denn in Zukunft kann dreimal so viel Abwärme von Aurubis zur Verfügung gestellt werden wie heute. Dann können perspektivisch immer mehr Hamburgerinnen und Hamburger ihre Wärmeversorgung auf industrielle Abwärme umstellen.
Moderne Klärschlammverbrennung schont die Umwelt – und liefert Wärme
Auch in Bitterfeld in Sachsen-Anhalt wird gebaut. Dort investiert die enercity-Tochter Danpower gemeinsam mit der Chemiepark Bitterfeld-Wolfen GmbH rund 80 Millionen Euro, um jährlich bis zu 260.000 Tonnen entwässerten Klärschlamm in einer hochmodernen Monoverbrennungsanlage zu verwerten. „Durch die thermische Verwertung der Klärschlämme werden Schadstoffe beseitigt und dadurch Böden und Grundwasser geschützt“, sagt Dietmar Rötsch von der KSR Klärschlammrecycling Bitterfeld-Wolfen GmbH.
„Die Klärschlammverwertungsanlage in Bitterfeld wird eine der größten in Deutschland sein“, erläutert Rötsch. Im Oktober 2019 wurde der Grundstein gelegt, Ende 2021 soll die Anlage in Betrieb gehen. Dabei wird der Schlamm aus den kommunalen Kläranlagen nach einer Vortrocknung brennbar: Mit der Verbrennung wird rund 400 Grad heißer Dampf erzeugt, der eine Dampfturbine mit 3,2 Megawatt Leistung antreibt. Die Abwärme wird in einem Kreislaufprozess zum Trocknen des Klärschlamms genutzt.
Dietmar RötschKSR Klärschlammrecycling Bitterfeld-Wolfen GmbH„Die Klärschlammverwertungsanlage in Bitterfeld wird eine der größten in Deutschland sein.“
Der Nutzen solcher Anlagen liegt aber nicht nur in der thermischen Verwertung von Klärschlamm. Derzeit werden Verfahren entwickelt, um aus der Klärschlammasche Dünger für Pflanzen zu gewinnen. „Im Labor klappt das schon ganz gut“, berichtet Rötsch. Er ist überzeugt, dass der Prozess in den nächsten Jahren zum Einsatz in großtechnischen Anlagen heranreift.
Thermische Klärschlammverwertung auch in Hannover
Zurück nach Hannover-Lahe: Wo heute schon die grüne Wärme aus der Müllverwertung ins enercity-Fernwärmenetz fließt, wird ab Mitte 2022 ebenfalls Abwärme aus der thermischen Klärschlammverwertung hinzukommen. Denn auch hier baut enercity eine entsprechende Anlage in direkter Nachbarschaft zur bestehenden Müllverwertungsanlage. Insgesamt 130.000 Tonnen entwässerter Klärschlamm aus kommunalen Kläranlagen können dann jedes Jahr zur klimafreundlicheren Wärmeversorgung Hannovers beitragen.
„Die Anlage in Hannover-Lahe wird von unseren Erfahrungen in Bitterfeld profitieren“, ist sich Dietmar Rötsch sicher. In Lahe soll die Abwärme von mehr als 50.000 Megawattstunden pro Jahr von Anfang an auch in das Fernwärmenetz eingespeist werden – und damit dazu beitragen, dass enercity bis zum Jahr 2035 die Hälfte der Fernwärmeversorgung Hannovers aus erneuerbaren Energien sowie Abwärme bereitstellen kann.
Dr. Manfred Schüle freut sich über die Großprojekte in Lahe, Bitterfeld und Hamburg genauso wie über die zahlreichen kleineren dezentralen Projekte in Kooperation mit kommunalen Partnerinnen und Partnern. Und das nicht nur bundesweit: So versorgt enercity über Danpower Eesti zum Beispiel in Estland eine Kleinstadt fast vollständig mit regenerativer Fernwärme aus Holzhackschnitzeln. Die modularen City-Cube-Blockheizkraftwerke von Danpower sind für Schüle ein weiteres Beispiel dafür, dass große Veränderungen oft mit kleinen Dingen beginnen. Denn, so Schüle: „Jedes lokale, dezentrale Wärmeversorgungsprojekt, das wir gemeinsam vor Ort aufbauen, bringt die Wärmewende ein Stück weiter voran.“
Text: Jan Oliver Loefken; Abbildungen: Getty Images, Danpower GmbH (2), Ibrahim Ot (2), Aurubis AG, Caro Seeberg / Fotofinder.com